Gevelsberg/Ennepetal. Paula Müller hat eine angeborene Muskelschwäche. Auf dem Therapie- und Ponyhof „Epona“ in Gevelsberg stärkt sie sich fürs Leben.

Die 14-jährige Paula Müller besucht schon seit elf Jahren die Reittherapie, die Nicole Theurich aus Ennepetal in Gevelsberg anbietet. "Paula hat das Downsyndrom und daher eine angeborene Muskelschwäche", erklärt ihre Mutter Tine Müller. Die Reittherapie habe eine Vielzahl von positiven Auswirkungen auf Paula. Hauptziel der Therapie ist es, den Muskeltonus zu stärken. Paula lernt aber auch viel Selbstständigkeit und Verantwortung im Umgang mit den Pferden.

„Was wir zusätzlich sehr schätzen ist, dass die Reittherapie praktisch im Freien mit Tieren stattfindet. Beides Punkte, die wir gerne mögen“, erklärt Tine Müller. Paula wisse gar nicht, dass Reiten für sie Therapie ist. Reiten sei für die vierzehnjährige ein Hobby, das sie liebt. Vor allem gefällt der Mutter, dass Theurich inklusiv arbeitet: „Die Kinder sind zusammen, reiten zusammen und machen die Pferde fertig“.

Mit Reittherapie zum Schulabschluss

Für die anderen Kinder sei das Downsyndrom kein Thema. Da immer wieder auch kleinere Kinder dabei seien, die neu sind, könne Paula auch mal helfen und sei nicht immer die, der geholfen würde.

Eine Teilnehmerin habe es sogar dank der Reittherapie zum Schulabschluss geschafft. Das siebzehnjährige Mädchen, das an dieser Stelle anonym bleiben möchte, hatte begonnen, die Schule zu schwänzen. Später sei sie dann gar nicht mehr zur Schule gegangen, erklärt die Mutter.

Das Jugendamt zeigte ihnen die Möglichkeit einer Reittherapie auf. Zuerst war die heute Siebzehnjährige skeptisch und wollte die Therapie nicht ausprobieren. Sie ist anfangs nur widerwillig zum Therapie- und Ponyhof gegangen. Doch schon nach dem dritten Mal, so erklärt die Mutter, sei ihre Tochter schon wieder fröhlicher und freundlicher nach Hause gekommen.

Wieder am Leben

„Durch die Reittherapie hat es meine Tochter geschafft, wieder aus dem Bett zu kommen und am Leben teilzunehmen. Sie hatte eine Aufgabe in der Reittherapie“, erinnert sich die Mutter. Durch eine Kombination der Reittherapie mit Unterricht am Ennepetaler Berufskolleg konnte das Mädchen nun seinen Schulabschluss machen.

Während dieser Zeit hat sie dreimal wöchentlich die Therapieeinheiten von Nicole Theurich besucht. „Die Reittherapie ist auch eine Vorbereitung auf das Leben. „Wenn man sich für die Reittherapie entscheidet, hat man eine Verantwortung, man muss die Tiere versorgen, egal wie das Wetter ist“, erklärt die Mutter.

Aktuell nehme das Mädchen die Reittherapie weiterhin in Anspruch, um auch nach dem Schulabschluss nicht in eine „tiefes Loch“ zu fallen. Die Therapiestunden werden vom Jugendamt finanziell unterstützt.

Heilpädagogische Zusatzausbildung

Nicole Theurich ist Diplom-Sozialarbeiterin mit einer heilpädagogischen Zusatzausbildung zur Reittherapeutin und Reitpädagogin. Sie weist darauf hin, dass Menschen, die eine Reittherapie machen möchten darauf achten sollen, bei wem sie diese machen.

„Es bedarf einer 1,5-jährigen Ausbildung als Reittherapeutin und eines sozialen oder therapeutischen Grundberufes, um seriös als Reittherapeutin arbeiten zu können“, erklärt sie.

Die Reittherapie verfolgt verschiedene Förderziele. Zum einen erfolgt eine Förderung des Gleichgewichts, der Koordination und Reaktion. Zum anderen führt die Reittherapie unter anderem aber auch zu einer Verbesserung der Wahrnehmung und der Kommunikation.

Wer sich darüber hinaus über das Thema informieren möchte, kann sich bei Nicole Theurich melden. Sie ist erreichbar unter 0177/5241842.