Ennepetal. Hier gibt es alle Hintergründe zum Impfzentrum im alten Aldi-Markt in Ennepetal, zu den aktuellen Vorbereitungen und der Impfstrategie.
Am kommenden Dienstag könnte es schon im Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises losgehen, wenn denn der Corona-Impfstoff da wäre. Auch wenn noch nicht klar ist, wann welcher Impfstoff in welcher Menge angeliefert werden wird: Die Umbauarbeiten im ehemaligen Aldi-Markt in Ennepetal laufen auf Hochtouren. Der Standort ist in der Kreispolitik jedoch nicht unumstritten. Michael Schwunk hatte im Namen der Kreis-FDP einige Fragen zur Standortwahl gestellt und Antworten erhalten. Die wichtigste Frage bleibt aber offen: Wann wird das Impfzentrum tatsächlich an den Start gehen können?
Der aktuelle Stand
„Wir warten gespannt auf den ersten Impfstoff, der für Ende Dezember, Anfang Januar angekündigt ist“, sagt Landrat Olaf Schade und erklärt, dass bereits seit Wochen die Vorbereitungen von Kreisverwaltung und Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe laufen. Jetzt geht es an die praktische Umsetzung – und die Messebauer haben die Regie im ehemaligen Supermarkt übernommen.
So geht es weiter
Bereits fertig montiert sind die Kabinen, die zum Eingangsbereich gehören. Hier werden die Bürger von Ärzten über die Impfung informiert. Insgesamt wird es fünf sogenannte Impfstraßen geben. Zu Beginn steht ein Aufklärungsgespräch, dann die Impfung selbst und im Anschluss sollen die Patienten noch einige Zeit im Gebäude bleiben, um abzuwarten, ob sie die Impfung vertragen.
Doch bis es soweit ist, muss erstmal weiter geschraubt werden. Daniel Koch ist als Mitarbeiter der Abteilung Bevölkerungsschutz der Kreisverwaltung mitverantwortlich für die Arbeiten. Anhand des Plans, der die Inneneinrichtung zeigt, erläutert er die weiteren Abläufe bei der Inneneinrichtung und das weitere Vorgehen. „Einiges ist klar, für anderes arbeitet das Land noch an Vorgaben und Empfehlungen. Aktuell wurde beispielsweise die für notwendig gehaltene Beobachtungszeit nach der Impfung von 30 auf 15 Minuten reduziert.“
Zur Impfstrategie
Wann ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, um ihn auch an die Praxen zu verteilen und wann damit der Einstieg in die Massenimpfung beginnen kann, steht derzeit allerdings noch nicht fest. Das Land rechne aktuell mit sechs Monaten nach Impfstart, teilt der Kreis mit. Bis dahin siehe die Impfstrategie des Landes vor, zunächst Risikogruppen und Beschäftigte in Pflegeheimen und Krankenhäusern zu impfen. Dies erfolgt vor Ort in Einrichtungen. Anschließend sollen Personen geimpft werden, die sich in häuslicher Pflege befinden. Auch dies werde durch mobile Impfteams sichergestellt. „Impfdose für Impfdose kann hoffentlich parallel auch das Zentrum in Ennepetal hochgefahren werden.“ Wann letztlich tatsächlich im Impfzentrum Menschen behandelt werden, das sei noch nicht abzusehen.
Aus medizinischer Sicht
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„Ich hoffe, dass wir im Februar loslegen können“, äußert sich Astrid Hinterthür, Gesundheitsdezernentin des Kreises. Auf keinen Fall werden es dann aber schon bis zu 1000 Menschen sein,. „Es soll immer drei Tage vorher angekündigt werden, wie viele Dosen wir an einem bestimmten Tag bekommen“, so die Leiterin des Krisenstabs. Nicht zuletzt davon hängt ab, wie viele Menschen einen Termin im Impfzentrum bekommen. Schon jetzt gebe es viele Anfragen.
Zur Standortwahl
Startschuss am 23. November
Zur Historie: Am 23. November wurde von der Landesregierung die Vorgabe an die Kreise und kreisfreien Städte formuliert, bis zum 15. Dezember über ein Impfzentrum verfügen zu müssen.
Der Kreis ist verantwortlich für die Liegenschaft, die Einrichtung, die Stellung des nichtmedizinischen Personals, die Sicherheit und den Rettungsdienst.
Das medizinische Personal (Ärzte und medizinische Fachangestellte) wird durch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe gestellt. Der Kreis trägt die Gesamtverantwortung für das Impfzentrum.
Für Olaf Schade steht fest: „Ich bin mir sicher, die Mehrheit derjenigen, die sich dort impfen lassen kann und will, ist bereit, die dafür notwendige Anfahrt auf sich zu nehmen. Ein Standort, der für alle Bürger im Kreis gut bis ordentlich zu erreichen ist“, betont Schade.
Der Landrat äußert sich auch dazu, warum die Wahl auf den leerstehenden Aldi-Markt fiel: „Der Standort musste aufgrund des Zeitdrucks sofort verfügbar sein und für mehrere Monate zur Verfügung stehen. Dadurch war die Auswahl begrenzt“, teilt Olaf Schade mit. Wichtige Standortkriterien seien: die Nähe zu Regionalexpress- und Schnellbushaltepunkten, eine gute Autobahnanbindung und die Nähe zu Krankenhaus, Kreishaus und dem nahen Katastrophenschutzlager. Nach Auffassung des Krisenstabes sollte es sich bei dieser Liegenschaft nach Möglichkeit um eine leerstehende Immobilie handeln, um keine anderweitige Nutzung zu blockieren.
Welche Alternativen gab es?
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Laut Auskunft des Kreises sei in der näheren Auswahl die Gebläsehalle in Hattingen gewesen. Außerdem seien folgende Immobilien geprüft und verworfen worden: Größere Hallen- und Sporthallen im näheren Umfeld: Dreifach-Sporthalle der Baskets, Event-Halle Schwelm, Kreissporthalle Wilhelm-Kraft-Gesamtschule, für das Abstrichzentrum gemeldeten Immobilien, u.a. Bürogebäude oder Lagerhalle in Sprockhövel.
Zur Verkehrssituation
Direkt an einer Hauptverkehrsstraße und nebenan eine Baustelle: Verkehrseinschränkungen werden von vielen Bürgern befürchtet. Die Kreis-Verwaltung rechnet in den ersten Wochen nicht mit einem großen Andrang beim Impfzentrum. Die Zuteilung des Impfstoffes werde nach derzeitigen Erkenntnissen so knapp sein, dass dieser nur für vulnerable Personengruppen vorrätig sei und insofern über die Mobilen Impfteams verteilt wird, heißt es aus der Kreisverwaltung. „Viele Bürger werden sich am Ende bei ihrem Hausarzt impfen lassen können. Sie müssen gar nicht zum Impfzentrum kommen“, betont Schade