Gevelsberg. Nur durch Zufall fand die Polizei einen stark blutenden Rumänen (40) in einer Wohnung in Gevelsberg. Er liegt nun auf der Intensivstation.

Wieder einmal ist der Nirgena in Gevelsberg Ort eines heftigen Verbrechens: Diesmal ist am späten Samstagabend ein 40-jähriger Rumäne Opfer einer brutalen Attacke geworden. Nur durch Zufall hat die Polizei den Mann gefunden, der eine tiefe Schnittverletzung hatte und nun auf der Intensivstation liegt. Die Beamten haben ihn so womöglich vor dem Tod gerettet. Vier Verdächtige sind derweil noch am Abend in Handschellen abgeführt worden, mittlerweile aber wieder auf freiem Fuß.

Eigentlich neigt sich ein ruhiger Novembertag dem Ende entgegen, als um 22.09 Uhr die Polizei von Nachbarn zu einem Mehrfamilienhaus an der Hagener Straße in Gevelsberg gerufen wird. „Es war eine Alarmierung wegen Ruhestörung. Nachbarn hörten aus der Wohnung ein Rumpeln und ein Poltern“, teilt die Kreispolizeibehörde mit. Nichts Wildes, nichts Ungewöhnliches für einen Samstagabend. Als die Beamten an dem Altbau an der Ecke zur Brüderstraße klingeln, wird ihnen laut Einsatzbericht auch problemlos die Türe geöffnet, sie bekommen ohne Widerstand Einlass in die Wohnung, die sich in der vierte Etage befindet.

Über die Drehleiter holte die Feuerwehr den Schwerverletzten aus der Wohnung. Er kam mit dem Rettungsdienst ins Krankenhaus und wird dort derzeit noch auf der Intensivstation behandelt
Über die Drehleiter holte die Feuerwehr den Schwerverletzten aus der Wohnung. Er kam mit dem Rettungsdienst ins Krankenhaus und wird dort derzeit noch auf der Intensivstation behandelt © WP | Alex Talash

Was sie dann entdecken, lässt die Polizisten aber umgehend schneller und gezielter handeln: In der Wohnung liegt ein stark blutender, offensichtlich schwer verletzter Mann auf dem Boden. Im Bereich des Beckens klafft eine tiefe Schnittwunde. „Die Kollegen haben sofort die Rettungskräfte alarmiert“, heißt es von Seiten der Kreispolizeibehörde. Ebenso rücken nach dieser plötzlichen Dramatik in dem vermeintlichen Routineeinsatz weitere Streifenwagen als Verstärkung an.

Über Drehleiter in den Rettungswagen

Nach ersten Angaben der Polizei vor Ort hatte der 40-jährige Rumäne „schwere Gewalteinwirkungen im Bereich des Oberkörpers erlitten“. Nachdem der Notarzt ihn zunächst in der Wohnung erstversorgt hatte und zumindest schon einmal feststellte, dass keine akute Lebensgefahr bestand, holten Kräfte der Feuerwehr Gevelsberg den Mann über die Drehleiter aus der Wohnung unterm Dach. Ob diese Art der Rettung mit der Schwere der Verletzungen oder damit zusammenhängt, dass ein Transport durch das Treppenhaus beispielsweise nicht möglich war, ist zumindest am Sonntag bei Polizei und Feuerwehr nicht zu klären gewesen, aber für das Ergebnis auch nicht entscheiden. Denn: So oder so kam der Mann mit seiner schweren Verletzung anschließend via RTW ins Krankenhaus, wo er noch auf der Intensivstation behandelt wird.

Parallel zu den medizinischen Maßnahmen legten die Polizeibeamten die vier weiteren Personen, die sich in der Gevelsberger Wohnung befanden in Handschellen und führten sie ab. Sie waren allem Anschein nach extrem alkoholisiert, selbst auf der Straße roch es sehr stark nach Alkohol, in dem Moment, in dem sie vor die Tür geführt wurden. Ob neben einem noch endgültig zu bestimmenden Promillewert bei der Frau und den drei Männern auch noch die Intoxikation anderer Rauschmittel vorlag, ist noch nicht geklärt.

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Ebenso ermittelt die Kriminalpolizei noch, was sich genau in der Wohnung zugetragen hat, wer dem 40-Jährigen aus welchem Grund die schlimme Schnittwunde zugeführt hat. Die Gespräche sollen sich nicht so einfach gestaltet haben, weil es bis Sonntagmittag gedauert hatte, bis das Quartett der Verdächtigen komplett vernehmungsfähig war.

Beziehungstat vermutet

Die Ermittlungen laufen weiterhin auf Hochtouren, nach den ersten Erkenntnissen scheint es sich jedoch um eine Beziehungstat zu handeln. Das soll möglicherweise der Grund für den Streit, den Kampf und die blutige Tat gewesen sein. Zumindest die Suche nach der Tatwaffe hat erste Ergebnisse geliefert. „So wie es aussieht, könnte es sich bei dem Messer um ein Brotmesser gehandelt haben, das sich in der Wohnung befunden hatte“, heißt es von der Polizei.

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Wer auch immer von den vier Verdächtigen damit den Rumänen schwer verletzt hatte, wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten müssen. Weil es sich um eine Schnitt- und nicht im eine Stichverletzung handelt, hat die zuständige Staatsanwaltschaft in Hagen entschieden, nicht wegen eines versuchten Tötungsdelikts zu ermitteln.

Im Laufe des Montags sind wohl weitere Ergebnisse der Ermittlungsarbeit der Kreispolizeibehörde zu erwarten.