Hans-Günther Adrian, Sprecher der Stadt Ennepetal, erzählt, wie Corona seinen Berufsalltag und sein Privatleben verändert hat.
Es sind schon komische Zeiten, die ich in mehr als 40 Berufsjahren so noch nicht erlebt habe. Ein Rathaus, das für die Bürgerinnen und Bürger die Türen schließt? Bis Anfang März absolut undenkbar. Leere Rathausflure und ein großer Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Hause im Home-Office? Schon gewöhnungsbedürftig.
Seit Beginn der Pandemie tagt der kommunale „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ mehrfach wöchentlich ab 8 Uhr morgens und bewertet die neuesten Ereignisse und reagiert auf geänderte Verordnungen und Vorschriften. Das betrifft sowohl die städtische Pandemiebekämpfung als auch die innerbetriebliche. Anfangs hat jemand gescherzt: „Bei unserer letzten Sitzung werden wir sagen, es war eine herausfordernde und anstrengende Zeit – die letzten paar Monate“. Damals haben alle gelacht, heute lacht keiner mehr.
Anfangs haben wir in Präsenzsitzungen getagt, mittlerweile sind es Videokonferenzen, auch wenn alle Stabsangehörigen im Rathaus anwesend sind. Im ersten Lockdown haben wir begonnen, viele Kolleginnen und Kollegen nach und nach in das Home-Office zu schicken.
Zunächst diejenigen, die Kinder betreuen mussten, weil Schulen und Kindergärten geschlossen wurden. Dann die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zu Risikogruppen gehören, also chronisch Erkrankte und Ältere. Danach haben wir die Hälfte des systemrelevanten Personals in einem rollierenden System nach Hause geschickt, damit die Stadtverwaltung auch bei Infektionsfällen von Mitarbeitern handlungsfähig bleibt und z.B. Wohngeld oder Sozialhilfe auszahlen kann.
Gut war, dass die Stadt Ennepetal schon seit langem digital gut aufgestellt ist und mit der Zeit geht. So gab es bis auf wenige Fälle keine Probleme bei der technischen Ausstattung oder bei der Umleitung der Telefone.
Auch mein persönlicher Berufsalltag als Pressesprecher und unmittelbarer Mitarbeiter der Bürgermeisterin ist seit Anfang des Jahres nicht mehr derselbe. Veranstaltungen finden so gut wie nicht mehr statt, da muss also nichts vorbereitet werden.
Viele Mitteilungen an die Medien haben zurzeit mit Corona zu tun, Änderungen in den Vorschriften müssen erläutert werden, Lockerungen, die es im Sommer gegeben hat, mussten der Öffentlichkeit bekanntgemacht werden. Und viele Dinge, über die wir regelmäßig informieren wie Baustellen etc., gehen einfach weiter.
Pressetermine gibt es nach wie vor. Die Kolleginnen und Kollegen der Medien dürfen zu Terminen gern ins Rathaus kommen. Allerdings müssen sie sich an der Information registrieren und erklären, dass sie aktuell keine Symptome haben. Im ersten Lockdown haben wir zusätzlich bei jedem Besucher noch Fieber gemessen.
Zu Pressetermine gehören oft auch Fotos. Hier müssen wir unbedingt auf den Mindestabstand achten und in vielen Fällen tragen die abgebildeten Menschen auch Masken. Die Bilder sehen in der Zeitung oft komisch aus. Früher haben wir immer dafür gesorgt, dass die Menschen auf den Fotos dicht beieinanderstehen, heute sieht man immer nur große Lücken und den Spruch „Bitte lächeln“ kann man sich bei den Maskengesichtern auch sparen.
Privat beeinträchtigt mich die Krise nicht so stark. Meinen Verpflichtungen außerhalb des Berufs kann ich immer noch nachgehen und in meiner Freizeit mache ich gern und oft lange Spaziergänge mit dem Hund. Daran hat auch Corona nichts geändert.
Der häuslichen Alltag wie Einkaufen, Handwerker usw. liegt in den bewährten Händen meiner Frau, die mir den Rücken frei hält. Dafür bin ich sehr dankbar.
In Kürze wird wohl der zweite Urlaub Corona zum Opfer fallen. Ein – wie wir finden – geringer Preis dafür, dass wir gesund sind.
Stattdessen haben wir dieses Jahr den Klassiker gemacht: Unser Haus ist komplett durchrenoviert.
Die Maßnahmen und Einschränkungen, die seit den letzten Wochen wieder anziehen, sind nach meiner Auffassung neben einem wirksamen Impfstoff der richtige und einzige Weg, um die Pandemie besiegen zu können.
Den wenigen, die das nicht begreifen wollen oder können, vermittle ich gerne ein Gespräch mit meinen erwachsenen Söhnen. Der eine ist Feuerwehrmann und Notfallsanitäter in einer benachbarten Großstadt und hat fast täglich mit schwerstkranken Coronainfizierten zu tun, der andere arbeitet in einem Labor, das die PCR-Tests auswertet, aktuell an sechs Tagen in der Woche im Schichtdienst.
Ich kann nur allen Menschen raten, sich an die Regeln und Vorschriften zu halten. Ich bin mir sicher, dass wir das Virus besiegen werden und wir als kommunale Gemeinschaft gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.
Hans-Günther Adrian begann vor mehr als vier Jahrzehnten seinen Dienst bei der Stadt Ennepetal. Im Rathaus gibt’s kein Büro, das er nicht kennt, keine Aufgabe, über die er nicht schon mal berichtet hätte. Für unsere Leser schildert der Stadtsprecher, wie Corona seine Arbeit und sein Leben veränderte.