Gevelsberg. Thomas Schock aus Gevelsberg schreibt darüber, wie er Corona bei der Arbeit erlebt und welche Lehren er aus der Situation zieht.

Als Warehouse-Manager leite ich ein europäisches Zentrallager für Lkw-Ersatzteile im Kreis Soest. Nachdem in den Medien schon allerlei über das neue Virus verbreitet wurde, war das alles für mich noch sehr weit weg. Angekommen in der Wirklichkeit bin ich am letzten Freitag vor dem Lockdown im März. Auf dem Nachhauseweg von Werl nach Gevelsberg ging ich noch in einen Discounter in Gevelsberg, um kleinere Besorgungen für das Wochenende einzukaufen.

Erst war der Parkplatz überfüllt, dann merkte ich, dass alle Kassen geöffnet waren. Im Laden herrschte ein heilloses Durcheinander, viele Regale waren leer, die Klassiker Klopapier, Mehl, Nudeln, Eier und Kartoffeln waren komplett leer, viel andere Sachen wurden wild in die Wagen geworfen. Ich stand im Laden und nahm meine Umgebung nur noch teilnahmslos war. Ich war angekommen in der Realität. Das Wochenende verbrachte ich zu Hause und war irgendwie immer noch benommen davon, wie sich die Sache in eine Richtung bewegt hatte, die ich nie erwartet hätte.

Sorge vor vielen Krankmeldungen

Da die Versorgung der europäischen Lkw-Flotten mit Ersatzteilen systemrelevant ist, hatte ich natürlich eine Fahrerlaubnis für einen kompletten Lockdown in der Tasche. Diese habe ich zum Glück bis heute nicht gebraucht. Als dann am nächsten Wochenende gesagt wurde, dass man sich telefonisch für 14 Tage krankmelden kann, sah ich ein großes Problem darin.

An diesem Sonntagabend telefonierte ich mit unserem Geschäftsführer, da wir die Sorge hatten, dass ein großer Teil der Belegschaft fehlen könnte. Also fuhr ich am Montagmorgen um 5 Uhr nach Werl und war froh um jeden der kam. Und es kamen alle. Nun mussten etliche Maßnahmen getroffen werden, um einen zuverlässigen Betrieb und damit die Versorgung der Transportflotten mit Ersatzteilen sicherzustellen.

Nun lernt man in den vielen Jahren als Logistik- und Lagerleiter sehr viel, ein Handbuch „Sicherheitsmaßnahmen bei einer Pandemie“ gibt es nicht. Als Erstes konnten wir es uns leisten, alle Mitarbeiter mit Desinfektionsmitteln und Atemschutzmasken auszustatten, da wir auch mit solchen Waren handeln. Es folgten Zutrittsbeschränkungen für Betriebsfremde, Toiletten für die Lkw-Fahrer, die nicht mehr ins Gebäude durften, und Desinfektionsspender im ganzen Betrieb.

Funktionierender Warenverkehr

Schon früh besorgte ich Infrarotfiebermessgeräte, so dass wir bei allen, die das Firmengelände betreten, die Körpertemperatur messen können. Die Arbeitsplätze wurden getrennt, Trennwände aufgestellt und die Arbeitszeiten entzerrt. Homeoffice kommt für die Mitarbeiter in der Lagerlogistik nicht in Frage. Da viele Mitarbeiter in Fahrgemeinschaften kommen, mussten auch diese entzerrt werden, die Geschäftsleitung stellte Firmenwagen zur Verfügung. Viele kleinere Maßnahmen folgten bis heute. Zwischendurch kam noch eine Begehung das Amtes für Arbeitsschutz, dass alle Maßnahmen abnahm.

Bis heute wissen unsere Mitarbeiter, dass ihre Arbeit gebraucht wird. Sicher, es sind viele Leute in den jetzigen Zeiten wichtig, aber wir auch. Ohne einen funktionierenden Warenverkehr geht auf Dauer auch nichts. Wir versorgen bis heute große Teile Europas mit Ersatzteilen und das ist nicht mein Verdienst, sondern vor allem der Verdienst aller Mitarbeiter. Wenn uns diese Zeit etwas gelehrt hat, dann dass alle wichtig sind, egal was wer verdient und was seine Aufgaben sind.

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