Gevelsberg. „In der Krise wurde deutlich, was schief läuft“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gevelsberg, Christel Hofschröer.

„In der Krise wurde deutlich, was schief läuft“, sagt Christel Hofschröer. Für die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gevelsberg steht fest, dass ihre Arbeit noch politischer werden muss, noch mehr Lobbyarbeit betrieben werden muss, um die Situation für Frauen zu verbessern. Ganz wichtig sei dabei Netzwerkarbeit – und die steht bei der Veranstaltungsreihe Bunter Salon ganz weit oben.

„Wir müssen von Termin zu Termin entscheiden, ob die Veranstaltung stattfinden kann“, verweist Christel Hofschröer bei der Vorstellung der Reihe auf die Corona-Pandemie. Doch nachdem das Veranstaltungsjahr im März so plötzlich unterbrochen wurde, soll wieder etwas Normalität einkehren.

„Wie Frauen leben und was sie vom Leben wollen – diese Debatte möchte der Bunte Salon im 13. Jahr beflügeln - erst recht unter „Corona-Bedingungen“. „Es ist so vieles im Umbruch, da ist es uns besonders wichtig, miteinander im Gespräch zu sein, ein Stück Normalität zu leben, Künstlerinnen eine Plattform zu bieten und uns in Zukunftsgestaltung einzumischen“, so die Gastgeberinnen aus der VHS EN Süd und den Gleichstellungsstellen in Gevelsberg, Ennepetal, Schwelm und der Kreisverwaltung. Vom Herbst 2020 an bis zum Frühjahr laden die Salonfrauen zu vielen verschiedenen Veranstaltungen ein.

„Wir mussten in den vergangenen Monaten neue Wege gehen, um die Menschen zu erreichen“, erklärt Christel Hofschröer und ist sich sicher, dass vieles davon auch in Zukunft bleibt. Online-Konferenzen, Podcasts zu wichtigen Themen wie den beruflichen Wiedereinstieg, Telefonberatungen, Newsletter: Vieles sei im Hintergrund geschehen, um auf die drängenden Bedarfe reagieren zu können. Eine wichtige Aufgabe für sie sei es auch, Kooperationen zu schließen, um zu wissen, wer in welcher Situation am besten helfen kann. Christel Hofschröer hat auch in Geschäften Kärtchen mit Ansprechpartnern ausgelegt, um Frauen in Notlagen zu erreichen.

„Im Umgang mit der Krise wurde deutlich, dass zu wenig für Frauen getan wird“, sagt Christel Hofschröer. „Der Fokus lag vor allem auf Wirtschaftsinteressen und Gesundheitsfragen. Von Älteren und Frauen wurde erwartet, dass sie die Betreuung zuhause schon irgendwie regeln.“ Alleinerziehende Frauen aber auch Männer hätten besonders unter der Krise gelitten. Die häusliche Pflege zu gewährleisten, dafür hätten vor allem Frauen gesorgt. Auch das habe die Familien vor große Probleme gestellt. „Hier müssen die Strukturen verbessert werden“, Hofschröer nimmt vor allem die Politik in die Pflicht. Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei noch immer einiges im Argen.

Auch das Thema Gewalt sei bei den Beratungsstellen im Ennepe-Ruhr-Kreis verstärkt angekommen. Nicht während des Lockdowns, als Frauen mit ihren Männern in der Wohnung bleiben mussten, sondern danach. Die Gewalt habe eine andere Qualität angenommen, sexualisierte Gewalt spielte eine größere Rolle, weiß Christel Hofschröer aus Gesprächen mit den Beratungsstellen.

Die Gleichstellungsbeauftragte hofft, dass die Politik Strukturen für Frauen verbessert, beim Beruf, bei der Pflege, für die seelische Gesundheit von Kindern, denn auch dieses Thema sei während der vergangenen Krisenmonate hinten über gefallen. Sie fordert mehr Anerkennung für Frauen in Pflegeberufen, Klatschen alleine reiche nicht, sagt Hofschröer, und will sich dafür stark machen. „Wir müssen noch mehr politisch aktiv werden, um mit Nachdruck deutlich zu machen, was wichtig ist.“

Auch deshalb seien Veranstaltungen wie beim Bunten Salon wichtig, um den Frauen die Chance zu geben, sich zu äußern, einzumischen und auf ihre Belange hinzuweisen. Auf die neuen Ratsfrauen in Gevelsberg will sie zugehen, mit ihnen ins Gespräch kommen. Aber auch Männer werden von den Gleichstellungsstellen angesprochen. „Nur gemeinsam können wir etwas ändern.“ Deshalb sei auch der Bunte Salon für alle offen.