Redaktionsleiter Stefan Scherer hat eine klare Meinung zu der Dieckerhoff-Pleite in Gevelsberg.
Krefft, Schürhoff, Niepmann, Bauknecht, Peddinghaus, Schmermund, Hünninghaus, Jeco – eine Liste der Grabstein-Inschriften einer ehemals florierenden Gevelsberger Industrie. Namen, die für Pleiten aus den unterschiedlichsten Gründen stehen; Pleiten, die tausende Menschen ihren Job gekostet haben. 220 kommen nun dazu und diese Liste – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – wird um den Namen Dieckerhoff ergänzt.
Der Strukturwandel schlägt wieder unerbitterlich zu; so mutet es zumindest an. Aber – und das wird an dem Beispiel Dieckerhoff ganz deutlich – diese Pleite ist nicht einfach so gekommen. In diesem Fall ist nicht plötzlich der Blitz in die Auftragsbücher eingeschlagen, hier hat nicht Corona allein ein Unternehmen ruiniert. Hier hat die Geschäftsführung seit Jahren die Augen vor der Realität verschlossen und trägt die hauptsächliche Verantwortung dafür, dass ihre Mitarbeiter und deren Familie nun von massiven Existenzängsten bedroht sind.
Das lässt sich sehr gut mit dem Portfolio der Firma Dieckerhoff erklären. Dieses führt auf deren Internetseite ganze drei Produkte: zwei Krümmer, einen Turbolader – alles Komponenten für einen traditionellen Verbrennungsmotor. Man muss kein Branchenkenner oder Diplom-Ingenieur sein, um zu analysieren, dass ein Unternehmen mit einem Portfolio für eine sich ausschleichende Technologie keinen Innovationspreis gewinnt. Man muss auch kein Betriebswirtschaftler oder Ökonom sein, um zu analysieren, dass man mit einem Auslaufmodell nicht noch auf langen Sicht Geld verdienen wird.
Es wäre daher die Pflicht von Geschäftsführer Marc-Oliver Arnold gewesen, der seinen Dienst im Januar 2019 antrat, seiner Verantwortung gerecht zu werden, dieses Unternehmen zukunftssicher und krisenfest aufzustellen anstatt es zu Grabe zu tragen und hunderte Menschen an den existenziellen Abgrund zu führen. Diese haben ihre Aufgaben – das Herstellen von Krümmern und Turboladern – nämlich erfüllt; im Gegensatz zu denjenigen, die deutlich höher dotiert mit der strategischen Ausrichtung der Dieckerhoff GmbH betraut waren.