Ennepetal. Die Feuerwehr Ennepetal ist mit neuen Fahrzeugen und einer Drohne für den Kampf gegen Waldbrände, Starkregen und Erdrutsche aufgerüstet worden.

Irgendwo im Waldgebiet nahe Behlingen steigt Rauch auf. Über den Notruf 112 war die unbekannte Rauchentwicklung gemeldet worden. Die Kreisleitstelle alarmiert die Ennepetaler Feuerwehr. Wo brennt es? Die sich erst seit wenigen Tagen im Besitz der Ennepetaler Feuerwehr befindliche Drohne, ein DJI-Quadrocopter mit zwei verbauten Kameras, darunter eine Infrarotkamera, startet und überträgt ihre Bilder in den Einsatzleitwagen. Die ersten Einsatzkräfte der Wehr machen sich mit dem kürzlich umgebauten Mannschaftstransportwagen, einen Mercedes Sprinter Allrad, über einen holprigen Weg zur Einsatzstelle. Aufgrund lang anhaltender Trockenheit brennt der Boden einer abgeernteten von Borkenkäfern befallenen forstwirtschaftlichen Betriebsfläche. Das Feuer bereitet sich in Richtung eines Fichtenbestandes aus.

Dieses Szenario, diesmal gestellt für die Mitglieder des Ausschusses für Feuerschutz und Ordnungswesen unter Leitung von Christoph Lotz (SPD) und im Beisein von Bürgermeisterin Imke Heymann sowie der Ersten Bürgermeisterstellvertreterin Anita Schöneberg, sei in diesem Sommer bereits mehrfach vorgekommen, sagte Ennepetals Feuerwehrchef, Brandrat Frank Schacht, zu Beginn der Vorführung der neuen Fahrzeuge.

Das Feuer nahe eines Fichtenbestands wird von einem Zelt aus beobachtet. Hier sind die von der Drohne übermittelten Bilder zu sehen.
Das Feuer nahe eines Fichtenbestands wird von einem Zelt aus beobachtet. Hier sind die von der Drohne übermittelten Bilder zu sehen. © WP | Hans-Jochem Schulte

„Unwetterbedingte Versicherungsschäden, Wirbelstürme in Deutschland – vor zehn Jahren noch undenkbar – und Waldbrände beschäftigen uns zunehmend“, so Schacht weiter. Er sprach auch diesbezüglich von steigenden Einsatzzahlen, schlimmer: die Intensität nehme deutlich zu. Die Stadt habe nun neue Fahrzeuge in Dienst gestellt, die auch zur Bekämpfung von Unwetterereignissen wie lokaler Starkregen, Sturmschäden, Erdrutsche, Hochwasser usw. bestens ausgerüstet seien.

Einsatz in unwegsamem Gelände

Zurück in den Wald bei Behlingen: Es brennt an vielen Stellen, Teile, die der Holzabfuhr dienenden Wege sind auch für Spaziergänger nur schwerlich zu passieren. Da ein Blaulicht im Wald. Der „Hauptdarsteller“ kommt über so einen Weg aus Richtung Tal der Ennepe. Es ist ein Unimog mit Allradfahrgestell, die Antriebsstränge längs wie auch quer sind zu sperren und dank eines Untersetzungsbetriebes und der verbauten Portalachsen in der Lage, extremstes Gelände zu bewältigen. Scheinbar mühelos nähert sich das Fahrzeug den Brandstellen, hat 3000 Liter Wasser an Bord, löscht von oben und unten. Die Ausschussmitglieder stehen auf einer Anhöhe und sehen interessiert und auch staunend zu. Frank Schacht erklärt: „Das Fahrzeug hat eine automatische Reifendruckregelanlage und ist in der Lage, im wahrsten Sinne des Wortes durchs Feuer zu fahren.“ Auch bis zu 1.20 Meter tiefes Wasser sei kein Hindernis für dieses Einsatzfahrzeug. Eine hydraulische Planetenwinde erweitere die Einsatzmöglichkeiten bei Fahrzeugbergungen oder ähnlichen Hilfeleistungseinsätzen.

Der VW Amarok, die „eierlegende Wollmilchsau“ der Feuerwehr Ennepetal. Das Fahrzeug ist mit viel Technik versehen und gelangt fast überall hin.
Der VW Amarok, die „eierlegende Wollmilchsau“ der Feuerwehr Ennepetal. Das Fahrzeug ist mit viel Technik versehen und gelangt fast überall hin. © WP | Hans-Jochem Schulte

Der „Hauptdarsteller“ hat das Schlimmste verhindert, da rollt ein weiterer Protagonist an: ein VW-Amarok, offroadtauglich und mit viel Technik versehen. Der Wehrchef spricht von „unserer eierlegenden Wollmilchsau“. Die Einsatzmöglichkeiten seien geradezu unglaublich. Es bringe Feuerwehrleute und den Rettungsdienst in unzulängliches Gelände. „Da wo kein Rettungswagen mehr hinkommt und der Notarzt samt Equipment kilometerweit laufen müsste, kommt heute der GW-Tech aus Ennepetal“. Dieses Fahrzeug habe schon erfolgreich mitgewirkt, Leben zu retten und sei schon auf Hilfeersuchen im gesamten Kreisgebiet im Einsatz gewesen.

Wehrchef dankt Feuerwehrleuten

Alle zurück zur Sammelstelle: Björn Windhövel, Sachgebietsleiter Technik in der Feuerwehr, erklärt auf Fragen der Politiker technische Details, und lässt die Frauen und Männer, die für die Anschaffungen politisch grünes Licht gegeben haben staunen. „Wir können stolz darauf sein“, hatte Bürgermeisterin Imke Heymann schon zu Beginn der Vorführungen gesagt und den Wehrleuten versprochen, alles zu beschaffen, was die Wehr brauche.

Stadt investiert fast 800.000 Euro in Feuerwehrfahrzeuge

Das Unimog-Tanklöschfahrzeug, das im Gerätehaushaus Rüggeberg stationiert ist, kostet 580.000 Euro. Für den VW Amarok wendete die Stadt 120.000 Euro auf. Der zu einem geländefähigen Mannschaftstransportwagen umgebaute Mercedes Sprinter ist mit einer Spezialbeschichtung versehen, die nahezu unzerstörbar ist. Nach Kenntnis von Frank Schacht ist dies das erste Einsatzfahrzeug in Deutschland, das nicht lackiert oder foliert ist. Kosten: 90.000 Euro.

Bei der Vorführung gab es ein Wiedersehen mit Michel Dicke. Er war einst aktiv in der Löschgruppe Voerde und nun als Manager für Sales und Marktmanagement der Daimler Truck AG dabei. Dicke begegnete auch Volker Engelking, dem ehemaligen Chef der Löschgruppe Voerde und jetzigem stellv. Stadtbrandmeister.

Zu den Zuschauern gehörte auch Schwelms Feuerwehrchef Matthias Jansen sowie weitere Vertreter der Fahrzeuglieferanten.

Feuerwehrchef Frank Schacht dankte im Beisein des stellvertretenden Leiters der Feuer- und Rettungswache, Jörg Dörner, den Vertretern aus Politik und Verwaltung (Fachbereichsleiter Stephan Langhard war verhindert) und natürlich der Bürgermeisterin Imke Heymann sowie den hoch motivierten Feuerwehrleuten. „Ohne ihr Vertrauen in unsere Fähigkeiten und in die Sinnhaftigkeit der Investitionen in ihre Feuerwehr wären wir nicht dort, wo wir jetzt sind. Ich bin nun seit sechs Jahren ihr Feuerwehrchef und wir haben gemeinsam in dieser Zeit viel Großartiges geleistet – zum Wohle unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger in Not.“