Ennepetal/Hagen. Ein Mitarbeiter eines Ennepetaler Metallrecycling-Unternehmens ist wegen Bestechlichkeit und Beihilfe zum Betrug verurteilt worden.
Er hat vier Jahre lang Schmiergeld kassiert, insgesamt fast 14.000 Euro. Den Schaden, den der ehemalige Meister seinem Arbeitgeber, einem Ennepetaler Metallrecycling-Werk dafür zugefügt hat, dürfte bei gut 640.000 Euro liegen. Insofern wirkt das Urteil, das die große Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Hagen jetzt gegen den 50-Jährigen verhängte, ausgesprochen milde: anderthalb Jahre Haft, ausgesetzt zur Bewährung.
Ursprünglich waren sie zu zweit angeklagt: Der Mann (64) aus einem Metallunternehmen aus Schalksmühle, der im Zeitraum zwischen Juli 2011 und Oktober 2015 in 94 Fällen das Geld zugesteckt haben soll, und derjenige aus der Ennepetaler Firma, der die 150 Euro jeweils annahm und jetzt dafür verurteilt wurde. Der mutmaßliche Bestecher bestreitet die Geldgaben bislang hartnäckig, so dass das Gericht das Verfahren gegen ihn abtrennte und noch in den kommenden Monate wegen dieses Vorwurfs weiterverhandeln wird.
Verhandlungen über Wiedergutmachung gescheitert
Zwischen den beiden Firmen sind mittlerweile Verhandlungen über eine Schadenswiedergutmachung gelaufen.
Das Schalksmühler Unternehmen wollte 1,25 Millionen Euro als Regresszahlung leisten – allerdings in Raten. Damit war das Ennepetaler Unternehmen aber nicht einverstanden und verlangte „eine Sicherheit“. Daraufhin kam eine Einigung nicht mehr zustande.
Der nunmehr Verurteilte war geständig, sogar „glaubhaft geständig“, wie die Kammer befand. Die Richter entschieden auf „Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr“ und „Beihilfe zum Betrug“. Vorsitzender Andreas Behrens dröselte noch einmal die Hintergründe der angeklagten Taten auf. 1991 von Ostdeutschland nach Ennepetal übergesiedelt, hatte er in der Firma, die sich mit der Rückgewinnung von Rohstoffen aus Schrott beschäftigt, zunächst als Lagerarbeiter vier Jahre lang Metalle sortiert. Nach einer Schulung zur Führungskraft 1995 stieg er dort „in den Rang eines Meisters ohne Meisterbrief“ auf.
In dieser Position hatte er auch das Schmiergeld kassiert. Hintergrund: In dem Ennepetaler Metallwerk waren regelmäßig ganze Lastwagenladungen mit Messingschleifstaub einer Firma aus Schalksmühle angeliefert worden, um daraus Kupfer zu recyceln. Der zu bezahlende Preis hing jeweils vom Kupfergehalt des angelieferten Materials ab, das im Labor der Ennepetaler Firma analysiert wurde. Der bestechliche Meister gab aber keine Probe des tatsächlich angelieferten Materials zur Untersuchung, sondern einen manipulierten Eimer, der Schleifstaub von viel besserer Qualität enthielt, mit einem bis zu 20 Prozent höheren Kupferanteil als in dem mit Sand gestreckten Material vom Lkw.
Bestechlicher Meister hatte Schulden
Der bestechliche Meister konnte das Geld seinerzeit gut gebrauchen: Er hatte im Tatzeitraum rund 70.000 Euro Schulden. Da er aber in dem Ennepetaler Unternehmen eine Vertrauensstellung genoss, sei er jahrelang nicht kontrolliert worden. Erst durch einen anonymen Hinweis wurde die Geschäftsleitung schließlich auf den Riesenbetrug aufmerksam.