Ennepetal. Seit Jahren trifft sich eine Gruppe von Akademikern, zu der Mitglieder aus Ennepetal und Gevelsberg gehören, zu philosophischen Gesprächen.
So ähnlich muss es wohl im alten Griechenland gewesen sein: Ein Denker erzählt wissbegierigen Schülern sein Wissen, lässt Fragen zu und auch kritische Bemerkungen. So ist es auch beim Philosophischen Zirkel im Garten von Rolf Bleck im Ortsteil Heide. Nur der Vortragende – diesmal war es der Hausherr selbst – trägt keine Toga, sondern ein modernes T-Shirt -- und die Schülerin und die Schüler sind gestandene Leute, unter anderem ein Arzt, ein Pfarrer, ein Soziologe (alle im Ruhestand) sowie ein Physiker und ein Mathematiker. Die derzeit zwölf Zirkelmitglieder, unter ihnen drei Frauen, eint die Freude an der Philosophie, somit die Suche nach Antworten über Grundfragen des Lebens, also nach dem Sein, nach Wahrnehmungen und Wirklichkeiten.
Seit dem Jahr 2011 gibt es die Treffen, die bisher immer im „Alten Bahnhof“ im benachbarten Beyenburg stattfanden, zurzeit aber alle drei Wochen an einem Donnerstag im Garten von Rolf Bleck. Es ist ein schönes Fleckchen, um in Ruhe und Muße ungestört zu einem neuen Erkenntnisgewinn zu kommen. Um die Idylle perfekt zu beschreiben: Ein kleines Kätzchen sonnt sich im Stuhl vor dem Rednerpult (es ist nur ausnahmsweise eingesetzt worden. Sonst sitzt der Vortragende und Moderator am Kopf des großen Tisches) und 20 Meter weiter grasen Kühe. Eine friedliche Atmosphäre.
Interessierte sind willkommen
Interessierte können sich an Rolf Bleck in Ennepetal-Heide wenden: 0202/611402.
Der Veranstaltungsort kann im Herbst verlegt werden, wahrscheinlich nach Beyenburg.
Wenn die Mitglieder sich treffen, gehen sie, wie die Denker in der Antike, den „schönen Dingen des Lebens nach: Philosophie, Theologie und Politik“. Der Zuhörer spürt: Hier wird fair diskutiert, denn alle haben sich in das Thema eingelesen. Es ging diesmal um den griechischen Denker Aristoteles (geboren 385, gestorben 323 vor Christus) und dessen Gedankengut über das Wesen der Dinge, also über das, was alles miteinander verbindet. Aristoteles setzte sich später kritisch mit seinem Lehrer Platon auseinander. Rolf Bleck dozierte, skizzierte das Leben Aristoteles’, stellte Fragen zu dessen Thesen, sein Blick schweifte dann über die Runde, bis ein neuer Ansatz die Diskussion bereicherte.
Am Ende des Diskurses über den Universaldenker wurde die Frage gestellt: „Wer ist der nächste Vortragende?“ Dr. Edwin Behrens, der Soziologe, wird ein Thema aus seinem Fachgebiet vorstellen.
Wie kam es zur Gründung des Philosophischen Zirkels? Das Seniorenstudium an der Universität Wuppertal spielte eine große Rolle. Drei Männer hatten sich dort gefunden: Dr. Manfred Haug, Klaus Kaltwasser und Rolf Bleck. Sie wollten es noch einmal wissen und studierten und brachten ihr Studium auch zum Abschluss in Philosophie und Theologie. Was folgte dann? Manfred Haug erklärt: „An der Bergischen Universität bildeten sich Gruppen, um ihre jeweiligen Interessen außeruniversitär weiter verfolgen und intensivieren zu können.“ So gebe es eine Gruppe, die auf Bildungsreisen geht, und eine andere besuche historische Stätten, oder man treffe sich zum Philosophieren wie hier im Zirkel.
Philosophiebegriff nicht eingeengt
Über 100 ganz unterschiedliche Themen seien bisher sorgfältig und intensiv vorbereitet und besprochen worden. Der Philosophiebegriff ist nicht eng gefasst, wie ein Blick auf die von Rolf Bleck vorgelegte Themenliste zeigt. Einige Beispiele: „Über das Glück“, „Ist der Mensch von Grund auf gut oder böse?“, „Internet-Ethik“, „Die Seele“, „Migration“, „Stammt Gott vom Menschen ab?“, „Neurotheologie“ und „Humboldsches Bildungsideal“. Dieses Bildungsideal schwebt geistig über dem Philosophischen Zirkel. Das Ziel, so Bleck, sei die Erweiterung des Horizonts über das tägliche Wissen hinaus zu einem neuen Erkenntnisgewinn in ein „Studium Generale“ zu führen.
Beim Besuch dieser Zeitung beim Treff in Heide bildeten neben Rolf Bleck und Dr. Manfred Hug, Heide Niang, der im Südkreis bekannte Pfarrer im Ruhestand Klaus Gevelhoff, Günter Hild, Dr. Edwin Behrens, Yashovardhan Singh und Günter Albrecht die entspannte Diskussionsrunde.