Ennepetal/Hagen. Jürgen Schlothauer war einst Kunstlehrer von Sarah Andree am Reichenbach-Gymnasium Ennepetal. Im Hagenring beschreiten sie gemeinsame Wege.

Als Sarah Andree im Jahr 2000 das Abitur in der Tasche hatte, war die Frage noch offen: „Was soll ich studieren?“ Doch für ihren langjährigen Kunstlehrer am Reichenbach-Gymnasium, Jürgen Schlothauer, war es klar: Kunst. Jürgen Schlothauer überzeugte schließlich seine Schülerin und auch deren Familie. Heute ist die jetzt 39-jährige Frau, die in Breckerfeld groß wurde, eine freischaffende Künstlerin. Sie kann zahlreiche Ausstellungen vorweisen, und seit Sonntag ist sie auch in der Hagenring-Galerie mit Werken vertreten. Nicht nur das. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sie, ebenso wie die mitausstellenden Künstler Bettina Köppeler und Prof. Dieter Ziegenfeuter, im Hagenring als Mitglied aufgenommen werden.

Der Hagenring, die traditionsreiche Künstlervereinigung, die 2024 ihr 100-jähriges Bestehen feiert, hat der Kunstszene weit über die Region hinaus Impulse gegeben. Wer dort als Mitglied aufgenommen wird, der hat in der Kunst schon Erfolge gehabt und ist anerkannt.

Kunstlehrer am Reichenbach

Zu den über 30 aktiven Mitgliedern zählt auch Jürgen Schlothauer, der im Jahre 2013 nach 38 Jahren als Kunstlehrer am Reichenbach-Gymnasium in den Ruhestand ging. „In den 38 Jahren war ich allerdings ein Jahr als Referendar an einer anderen Schule tätig“, sagt Schlothauer. Doch im Ruhestand ist Schlothauer, der unter anderem bei Joseph Beuys an der Kunstakademie Düsseldorf studierte, als freischaffender Künstler tätig und seit 2018 auch Mitglied des Hagenrings. So kommt es zu der außergewöhnlichen, aber schönen Situation, dass Lehrer und Schülerin nach 20 Jahren gleichberechtigt in der Künstlervereinigung aktiv sein werden.

Sarah Andree hat eine universitäre Ausbildung genossen. Zunächst studierte sie freie Kunst an der Akademie für Bildende Kunst und Formgebung in Enschede (Niederlande). Dann wechselte sie zur Kunstakademie Münster in die Klasse von Prof. Hermann-Josef Kuhna, studierte freie Kunst mit dem Schwerpunkt Malerei. Im Jahre 2004 wurde sie zur Meisterschülerin ernannt, 2007 erhielt sie den Akademiebrief (ähnlich wie ein Diplom, d. Red.) Ein Jahr war sie dann noch Meisterschülerin. Seit dieser Zeit lebt die Breckerfelderin in Köln und arbeitet in der Ateliergemeinschaft Refugium in der Lichtstraße.

Ausstellung bis zum 16. August zu sehen

Die Ausstellung „Drei Künstler“ stellen sich vor: Sarah Andree, Bettina Köppeler, Dieter Ziegenfeuter“ ist bis zum 16. August in der Hagenring-Galerie in Hagen, Eilper Straße 71-75 (Wippermann-Passage), zu sehen.

Geöffnet ist sie dienstags bis freitags jeweils von 17 bis 19 Uhr und sonntags von 11 bis 13 Uhr sowie nach Vereinbarung.

Ihr ehemaliger Kunstlehrer am RGE, Jürgen Schlothauer, hatte schon früh das Talent von Sarah Andree erkannt. „Sie war im Kunstunterricht mit Begeisterung dabei, belegte den Leistungskurs Kunst und nahm sogar zusätzlich nachmittags freiwillig an der Arbeitsgemeinschaft Kunst teil“, erzählt er. Auch als Sarah Andree schon Studentin war, riss die Verbindung zu Jürgen Schlothauer nicht ab. Stellte sie ihre Arbeiten bei Tagen der offenen Tür in der Kunstakademie Münster aus, war Jürgen Schlothauer ein wissbegieriger Besucher. „Sie hat die klassische Ausbildung genossen, Malen von Interieurs, Szenen, Portraits, ebenso die Aktmalerei“, weiß Schlothauer zu berichten. Sarah Andree nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen in Münster und im Münsterland teil („Münster goes Berlin“, „Junge Kunst auf alten Mauern“ auf dem Gutshof Nottuln), unter anderem auf der „Kunststation“ in Köln-Ehrenfeld und auch an der Ausstellung „Erotik und Akt in der Gegenwartskunst“ in der Galerie Graf-Adolf in Köln. Mit ausgestellt hat sie außerdem in einer Galerie auf Mallorca. Dort hatte sie auch eine Einzelausstellung.

Jetzt im Hagenring, in der Ausstellung „Drei Künstler stellen sich vor“, ist sie mit großformatigen Werken vertreten. „Spiegelbilder“ nennt sie ihre Arbeiten. Sie will, so sagte sie im Gespräch mit dieser Zeitung, „das alltägliche Verständnis von Wirklichkeit hinterfragen“. Sie malt dabei nicht den Gegenstand selbst, sondern lediglich dessen Spiegelung auf einer matt-reflektierenden Oberfläche voller Kratzer und Gebrauchsspuren. Als Vorlagen dienen ihr ganz alltägliche Gegenstände, aber auch eigene Zeichnungen und Malereien. Karl-Josef Steden, der langjährige Vorsitzende des Hagenring, sagte in seiner Einführungsrede zur Arbeitsweise von Sarah Andree: „In ihren Arbeiten baut sie Schicht für Schicht durch Überlagerungen auf. So verschwinden Bildteile unter neuen Farbebenen, zum Teil werden diese verwischt oder zerkratzt.“

Drei Monate Arbeit an einem Werk

Sarah Andree arbeitet, wie sie erzählt, manchmal drei Monate an einem Werk. Ihr ehemaliger Lehrer, Mentor und jetziger Kollege Jürgen Schlothauer sagte am Rande der Ausstellungseröffnung: „Sarah setzt sich sehr mit ihren Arbeiten auseinander.“ Er ist froh, dass sie nach dem Abitur den Weg zur Kunst gefunden hat. Dass sie beide einmal gemeinsam in einer so renommierten Künstlereinigung Mitglied sein würden, das war allerdings am Reichenbach-Gymnasium nicht vorauszusehen. In seiner Zeit als Kunstlehrer hatte Schlothauer mehrere Schülerinnen und Schüler, die zu Akademien gingen, um Kunst zu studieren.

Sarah Andree hat in Köln ihren Lebensmittelpunkt gefunden. Zur Ausstellungseröffnung kam die 39-Jährige mit ihrem Lebensgefährten. Zu den vielen Gästen zählte auch ihre Mutter und auch Nachbarn aus Breckerfeld. Übrigens: auch die Ennepetaler Künstlerin Andrea Hüsken ist seit einiger Zeit Mitglied im Hagenring.