Ennepetal. Um Steingärten geht es diesmal in unserer Serie „Lust auf Garten“. Beate Kellermann aus Ennepetal hat ihren zur blühenden Landschaft gemacht.

Steingärten sind derzeit vielerorts in der Diskussion. Ökologisch kontraproduktiv, optisch monoton – so sehen Kritiker das, was vor allem in manchem Vorgärten angelegt worden ist. Doch Steingarten ist nicht gleich Steingarten. Im Unterschied zu den eher lebensfeindlichen – vermeintlich aber pflegeleichten – Kieswüsten können Natursteingärten Pflanzen, Insekten und anderem Kleingetier beste Entfaltungsmöglichkeiten bieten. In Beate Kellermanns Garten grünt und blüht, kreucht und fleucht es, dass jedem Naturliebhaber das Herz aufgehen dürfte. Und dabei macht die Pflege des Areals am Bransel der Gartenfreundin nicht nicht einmal viel Arbeit.

„In einen Steingarten kann eigentlich alles, was die volle Sonne vertragen kann und keinen Dünger braucht“, meint Beate Kellermann. Ab und zu etwas Kalk reiche aus, berichtet sie. Normalerweise müsse sie den Steingarten auch nicht viel wässern, höchstens dann, wenn es besonders warm und trocken sei. Unkraut sollte möglichst schnell entfernt werden, damit es sich nicht unter den Steinen ausbreitet. „Man sollte grundsätzlich aufpassen, dass sich etwas nicht zu stark ausbreitet und anderes verdrängt“, erklärt die leidenschaftliche Gärtnerin. Im Frühjahr schneide sie zudem die Stauden kurz, mehr sei nicht zu tun.

Auf unserer Internet-Seite sämtliche Serien-Teile gesammelt

Sämtliche Teile, die im Rahmen unserer Serie „Lust auf Garten“erscheinen, werden wir auf unserer Internetseite www.wp.de/schwelm sammeln.

So haben Sie auch die Möglichkeit, jeden Teil noch einmal nachzulesen und sich auch in den kommenden Jahren Tipps und Anregungen aus unserer Serie„Lust auf Garten“ zu holen.

Die Teile werden jeweils nach Erscheinen in der gedruckten Ausgabe eingepflegt.

Die Taktung unserer großen Serie erfolgte zunächst 14-tägig, wurde aber zum Sommer hin, wenn im Garten richtig Leben herrscht und viel Arbeit anliegt, auf wöchentlich erhöht. So möchten wir auch bei Ihnen die „Lust auf Garten“ steigern.

„Ich habe mal etwas über Natursteingärten in einer Zeitschrift gelesen, berichtet Beate Kellermann. Sie habe dann überlegt, sich einen solchen anzulegen. Geeignete Steine, die übrigens beim Bau des Seniorenzentrums am Ochsenkamp in Schwelm aus der Erde geholt worden waren, lagen bei einem Bauern in der Nachbarschaft. Beate Kellermann und ihr Ehemann Dietmar, der im Garten eher fürs Grobe zuständig ist, bereiteten eine Fläche vor und platzierten per Bagger die einzelnen Brocken. „Die sind nicht einmal frosthart und schon etwas zerbröselt“, sagt Beate Kellermann. Doch das sei kein Problem. Sie gibt übrigens den Tipp, sich Steine für den Garten im Steinbruch in Haßlinghausen zu besorgen.

Mit dem Bagger wurden 1992 die Steine platziert.
Mit dem Bagger wurden 1992 die Steine platziert. © WP | Hartmut Breyer

Eine große Vielfalt hat sie in ihrem Natursteingarten gepflanzt: Frühblüher wie Blaukissen und Steinkraut, außerdem Glockenblumen, Euphorbia-, Sedum- und Geraniumsorten (zum Beispiel Fetthene und Silberdistel), Sonnenröschen und Silberwurz, Nachtkerzen, Küchenschellen und auch Nelkensorten sind im Steingarten zu finden, ebenso können beispielsweise Wildtulpenzwiebeln oder kleine Iris eingepflanzt werden. Außerdem haben sich Moose und Flechten auf den Steinen angesiedelt. Weil die Steine Wärme speichern, würden auch mediterrane Kräuter wie Lavendel, Thymian, Oregano und Salbei gut gedeihen, betont Beate Kellermann.

Die Pflanzenvielfalt, die vom Frühjahr bis zum Herbst fast pausenlos Blüten treibt, zieht jede Menge Insekten an. Schmetterlinge, Wildbienen und Hummeln tummeln sich in den Blüten. Das ist, neben der optischen Anmutung, ein großer Unterschied zu den sterilen Steingärten ohne nennenswerte Bepflanzung. „Die sind übrigens auch gar nicht so pflegeleicht, wie viele denken“, meint Beate Kellermann. „Da kommt dann der Löwenzahn und der setzt sich fest, selbst wenn man eine Folie untergelegt hat. Das sieht dann irgendwann aus wie eine Halde.“

Im Kleinformat ebenfalls umsetzbar

Die fachkundige Hobbygärtnerin kann nicht zuletzt auch mit einem Beispiel dafür dienen, dass man für einen Natursteingarten nicht unbedingt viel Platz benötigt. In einer Steinschale hat sie einen Steingarten im Miniaturformat angelegt. Sie füllte die Schale mit etwas Erde, gemischt mit Schotter. Darin positionierte sie dann einige maximal faustgroße Steine. Derzeit dominiert der Hauswurz (Sempervivum) im steinernen Rund. Aber auch Fetthenne, Blaukissen, Storchschnabel oder eben verschiedene Kräuter wie Thymian, Rosmarin, Salbei und Lavendel können gepflanzt werden.

Für Beate Kellermann, die aus Schwelm stamm und seit 1988 mit ihrem Mann in dem Haus etwas abgelegen von der B 483 am Bransel wohnt, ist der Garten seit Jahrzehnten ein großes Hobby. „Ich bin im Schrebergarten aufgewachsen“, erzählt sie. „Ich wollte immer so wohnen, wie wir das hier tun.“

Auf fast 2000 Quadratmetern setzt sie ihre Vorstellungen um. „Erst war hier eine große Kinderspielwiese“, so Beate Kellermann. Die Kinder sind aus dem Haus, aus der Wiese wurde nach und nach ein Gartenparadies. Neben dem Steingarten gibt es eine Teichlandschaft, ein kleines Gemüsebeet, einen Waldgarten, ein Gewächshaus, Stauden, Blumen und verschiedene Bäume. Nicht nur Insekten fühlen sich bei Kellermanns wohl, sondern unter anderem auch Ringelnattern, Eichhörnchen und verschiedene Vögel – vom Buntspecht über Kernbeißer, Zeisig, Kleiber und Meisen bis hin zu Grün- und Buchfinken.

Der Natur ihren Lauf lassen

„Ich versuche, komplett auf Gift zu verzichten“, betont die Gartenfreundin, die mit mehreren Mitstreiterinnen unter dem Namen „Beetschwestern“ einen Blog zu den verschiedensten Gartenthemen führt (beetschwestern.net) und zudem die Offene Gartenpforte im EN-Südkreis organisiert. Ihr gefällt es, der Natur ihren Lauf zu lassen – bis zu einer gewissen Grenze. „Man muss die Oberhand behalten“, meint sie. Bevor also bestimmte Pflanzen sich zu aggressiv ausbreiten, greift sie ein.

Pfauenaugen (Bild), Hummeln und Wildbienen sind ständige Gäste.
Pfauenaugen (Bild), Hummeln und Wildbienen sind ständige Gäste. © WP | Hartmut Breyer

Inzwischen ist die 60-Jährige in Altersteilzeit, hat noch mehr Zeit, sich um ihren Garten zu kümmern. „Wir haben noch keinen Gärtner hier drin gehabt“, meint sie. Auch der Pavillon und das Gewächshaus seien selbstgebaut. Tatkräftige Unterstützung erhält sie von ihrem Mann. „Ich bin für die schwereren Arbeiten wie Hecke schneiden, Rasen mähen, Löcher graben und Pflanzen umsetzen zuständig“, meint Dietmar Kellermann schmunzelnd. Und im Zweifel auch für das Platzieren der Steine mit dem Bagger für den Steingarten.