Ennepetal. Neueröffnungen, Geschäftsumzüge, Leerstände: Ein Streifzug durch die Voerder Straße in Ennepetal.
In der Innenstadt herrscht Bewegung – und das nicht nur, weil seit Ende vergangenen Jahres wieder Autos durch die ehemalige Fußgängerzone rollen dürfen. Einzelne Leerstände sind bereits oder werden in absehbarer Zeit wiederbelebt. An anderer Stelle entstehen neue Lücken. Und wieder andere ziehen um. Außerdem bemüht sich die Stadt um Fördermittel, um in ungenutzten Ladenlokalen die Ansiedlung von Start-up-Unternehmen zu erleichtern. Nicht zuletzt arbeiten die Verwaltung und die Händler- und Dienstleistervereinigung „My City“ gemeinsam mit den heimischen Landwirten an der Idee, ein Geschäft für regionale Erzeugnisse einzurichten.
Neueröffnungen
Seit wenigen Wochen ist der frühere Lotto-, Zeitschriften- und Tabakwarenladen Sprenger an der Voerder Straße 85 wieder geöffnet. Zum Jahresende hatte Inhaberin Angela Grossmann das Geschäft aufgegeben. Eingezogen sind Dennis Schliewa und Vanessa Ramos. Das Paar betreibt bereits den Kiosk im Busbahnhof („Wolke“), das neue Geschäft („Wolke 2“) haben sie nun zusätzlich übernommen. Zeitschriften, Getränke und Süßigkeiten sowie eine größere Auswahl an Tabakwaren bieten beide an der Voerder Straße an. „Ab dem 1. Oktober werden wir auch Lotto dazunehmen können“, erklärt Dennis Schliewa. Dafür müssten sie zunächst noch eine Schulung absolvieren. Sobald man mit Lotto starten könne, werde man auch Kaffee und Brötchen sowie Alkohol anbieten. Darüber hinaus planen die Betreiber, im angebundenen Ladenlokal, in dem Angie’s Schuhlädchen beheimatet war, einen Minimarkt mit regionalen Produkten einzurichten. Doch das sei erst für kommendes Jahr geplant. Geöffnet ist der „Kiosk Wolke 2“ montags bis freitags von 8 bis 19 Uhr und samstags von 9 bis 16 Uhr. Sobald der Kiosk zur Lottoannahmestelle wird, solle die Öffnung am Samstag verlängert werden.
Zum 1. August werde es an der Berninghauser Straße 2, Ecke Voerder Straße ein neues Augenoptikerfachgeschäft geben, berichten die „My City“-Vorsitzende Barbara Mittag und Innenstadtmanager Olaf Dau. Michel Bonow werde in die Räume einziehen, in denen einst der Farben- und Tapetenhandel Schaake beheimatet war. Zuletzt befand sich dort ein Reisebüro. Der Wittener ist Augenoptikermeister. Sein Vater betreibt in der Ruhrstadt schon ein Augenoptikfachgeschäft.
Eines der beiden noch freien Ladenlokale im Ennepetal City Center am Markt wird ab dem kommenden Jahr von der VER genutzt, die dort ein Kundencenter eröffnet.
Umzüge
Vor wenigen Wochen zog Ali Hajiyev mit seinem Barbershop von der Voerder Straße 88 in die ehemaligen Räume der „Hair Lounge by Memo“ an der Voerder Straße 52 um. Der „Coiffeur & Barber“ bietet am neuen Standort nun zusätzlich auch Damenhaarschnitte an.
Umziehen wird auch der AVU-Treffpunkt, der momentan noch an der Voerder Straße 70 zu finden ist. Am 1. Oktober wird der heimische Energieversorger nach schräg gegenüber wechseln, in die Kundenhalle der Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld. Unter anderem in Breckerfeld und Schwelm ist die AVU schon mit ihrem Treffpunkt in Sparkassenräumen angesiedelt.
Leerstände
Im östlichen Teil der Voerder Straße, zwischen Sparkasse und Esbecke, sind derzeit noch einige Leerstände zu verzeichnen, darunter die ehemalige Commerzbankfiliale, das frühere Hairstylisten-Lokal und der umgezogene Barbershop. Allerdings sollen in dem Bereich nach Änderung des Bebauungsplans auch Wohnnutzungen im Erdgeschoss zulässig sein. In der aktuellen Fassung des Einzelhandelsgutachtens war eine Verdichtung der Einzelhandelsbereiche empfohlen worden. Die frühere Arztpraxis von Martin Brand, nun im Ärztehaus an der Voerder Straße 65, wurde bereits in Wohnraum umgewandelt.
Barrierefreiheit und Webshop
Entlang der Voerder Straße wollen Stadt und „My City“ für eine größere Barrierefreiheit sorgen. Hauseigentümer sollen Zuschüsse beantragen können, um den Zugang zu ihrem Ladenlokal barrierefrei umbauen zu können. „Wir erfassen gerade die Häuser, die bereits einen barrierefreien Zugang haben“, berichtet Innenstadtmanager Olaf Dau.
„My City“ bietet außerdem allen Ladenbetreibern an, „kurze, knackige Videos“ über ihr Geschäft drehen zu lassen und auf die „My City“-Seite www.mycity-ennepetal.de zu stellen.
Außerdem will die Händler- und Dienstleistervereinigung einen Webshop aufbauen, in dem die angeschlossenen Betriebe ihre Produkte und Dienstleistungen präsentieren und gegebenenfalls online verkaufen können. Auch Gutscheine sollen über den Webshop erhältlich sein.
Leer steht immer noch die frühere Fortuna-Apotheke, die Ende 2018 geschlossen worden war. Für das ehemalige Café „Lottchen“ gibt es ebenfalls noch keine Nachnutzung. Und im Ennepetal City Center gibt es noch ein letztes, 125 Quadratmeter großes Ladenlokal, das bisher nicht vermietet ist.
„Ich bin gerade mit einem Obst- und Gemüsehändler im Gespräch“, erklärt Olaf Dau. Der wolle in Ennepetal ein Geschäft eröffnen, allerdings müsse man noch klären, welcher Standort der geeignete sei. Neben „Askania“ gibt es zudem noch ein Ladenlokal in bester Lage. Für den schmalen, langen Raum müsse man schauen, welche Branche dort einziehen könne.
Fördermittel
Barbara Mittag setzt darauf, dass sich die Stadt um Fördermittel aus dem Landesprogramm „Zukunft. Innenstadt. Nordrhein-Westfalen.“ bemüht. Mit dem Geld könnte die vorübergehende Anmietung leerstehender Ladenlokale ermöglicht werden, um kleinteiligem Leerstand in der Innenstadt entgegenzuwirken. Auf dieser Grundlage könnten beispielsweise Start-up-Unternehmen gefördert werden, in dem sie zunächst geringere Mieten zahlen müssten.
Kein Lichterfest, kein „Mittendrin“
Eigentlich sollte Ende August ein „Lichterfest“ in Milspe stattfinden. Die Bäume auf dem Marktplatz und die dahinter liegenden Arkaden werden nämlich kunstvoll beleuchtet. Doch Corona-bedingt muss die Veranstaltung ausfallen. Über das Förderprogramm „Vital.NRW“ hatte „My City“ Geld für die Anschaffung der Beleuchtung bewilligt bekommen.
Ebenfalls bereits abgesagt ist die Stadtfete „Ennepetal Mittendrin“, die wie gewohnt für Ende September terminiert war. „Und die Oldtimermeile Mitte Oktober wird wahrscheinlich auch nicht stattfinden können“, sagt Innenstadtmanager Olaf Dau. Eventuell könne man sie nach hinten verschieben, voraussichtlich müsse man aber ins neue Jahr gehen. Die Premiere im vergangenen Jahr war auf große Resonanz gestoßen. „Und diesmal war sie noch höher“, meint Dau. 80.000 Besuche auf Facebook habe er registriert, im Vorjahr seien es 45.000 gewesen. „Von der Planung her war alles fertig. Und wir hatten sehr viele Sponsorenzusagen, so dass die Oldtimermeile voll finanziert gewesen wäre“, bedauert er. Spätestens Ende August, Anfang September müsse die Entscheidung fallen, ob es etwas wird oder nicht.
Noch offen ist, ob der Adventsmarkt durchgeführt werden kann. Da habe man noch etwas Zeit, meint die „My City“-Vorsitzende Barbara Mittag.
Verfolgen wolle man auch die Idee, Regionalvermarktung in die Innenstadt zu bekommen, also ein Geschäft mit Erzeugnissen der heimischen Landwirte. Es gebe Interesse von Seiten der Landwirte, erklären Barbara Mittag und Olaf Dau. Allerdings sei noch vieles zu klären, nicht zuletzt hinsichtlich der hohen Hygiene-Anforderungen beim Verkauf von Lebensmitteln. Grundsätzlich gebe es aber die Hoffnung, auch ein solches Geschäft mit den Fördermitteln unterstützen zu können.