Gevelsberg. Es war restlos ausverkauft - doch wegen Corona musste der FSV Gevelsberg sein Oktoberfest absagen. Damit entgehen dem Verein erneut Einnahmen.

Auch wenn die Verantwortlichen warteten, bis das allerletzte theoretische Hoffnungsfünkchen erloschen war, überraschte es niemanden, dass der FSV Gevelsberg, beziehungsweise der ausrichtende Förderverein, sein Oktoberfest, das für Samstag, 19. September, geplant war, vor zwei Wochen abgesagt hat. Ein Fest, das mit 1440 Gästen restlos ausverkauft war. Ein Fest, das im Laufe der vergangenen Jahre zu einem wichtigen finanziellen Standbein der Vereinsarbeit geworden war. Das dritte Standbein, das den Fußballern aus dem Stefansbachtal durch die Coronapandemie weggebrochen ist.

Finanzgeschäftsführer Christian Bauermeister darf drei Kreuze schlagen, dass die finanzielle Konsolidierung der FSV-Fußballer abgeschlossen war, bevor das Corona-Virus das öffentliche Leben zum Erliegen brachte. Die erste Einnahmequelle die dem FSV-Finanzminister auf der Haben-Seite fehlte, war der Boulevard, auf dem die Fußballer stets einen Bierstand betrieben. Noch mehr Einnahmen brachen dem Verein mit dem Ausfall der Kirmes weg. Mit dem Bierwagen am Timpen generiert der FSV im Laufe der fünf Kirmestage stets erhebliche Einnahmen.

Hilfe vom Landessportbund

„Diesen Ausfall konnten wir zum Glück ein wenig abfedern“, sagt FSV-Beisitzer Bernd Wielga und der 1. Vorsitzende Roberto Buchholz ergänzt: „Der Landessportbund hat zehn Millionen Euro Hilfe für Vereine bereit gestellt, denen solche Einnahmen wegbrechen. Wir haben Unterstützung beantragt und diese auch sehr schnell erhalten“, sagt er. Über den dicken Daumen betrachtet habe der FSV ungefähr 40 Prozent der durchschnittlichen Kirmes-Einkünfte aus den Vorjahren erhalten. Da war die Hoffnung auf ein erfolgreiches Oktoberfest auch schon überwiegend verflogen.

Dabei schickte sich das Fest an, erfolgreicher als jemals zuvor zu werden. Das Organisationsteam hatte ein größeres Zelt bestellt, dafür den Freitag gestrichen. Innerhalb von nur fünf Tagen war das Oktoberfest, das weit über die Gevelsberger Stadtgrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf genießt, ausverkauft. Das war im Februar, zu einem Zeitpunkt, als sich vereinzelte China-Rückkehrer in Deutschland in Corona-Quarantäne befanden. „Einerseits dürfen wir nicht feiern, andererseits will doch auch niemand mit seiner Veranstaltung der nächste Corona-Hitspot werden“, sagt Bernd Wielga.

Regeln für die Karteninhaber des Festes

Selbstverständlich wird das Geld für das Oktoberfest zurückgezahlt. Andererseits kann auf die Rückerstattung verzichtet werden und die Bezahlung gilt für den 18. September 2021, falls dieser Termin in den Rahmenterminkalender der Stadt Gevelsberg passt und die Normalität ein solches Fest wieder zulässt.

Für Gäste, die ihre Rechnung zwar erhalten, aber nicht gezahlt haben, gibt es ein Vorkaufsrecht bis zum 30. August 2020. Andernfalls gelangt der zuvor gebuchte Tisch in den freien Verkauf, sodass der FSV Gevelsberg in erster Linie die Gäste auf der Warteliste für das kommende Jahr bedienen kann.

Die meisten Gäste hätte ihre Tische nicht storniert, sondern ihre Buchung auf das kommende Jahr geschoben. „Die Leute haben uns großes Verständnis entgegen gebracht. Wir haben keine negativen Reaktionen erhalten“, betont FSV-Chef Roberto Buchhholz, dessen Ziel klar ist: An das bereits überwiesene Geld für die Karten wollen die Fußballer nicht herangehen – allein schon deswegen, weil bei Stornierungen weiterhin Erstattungen auf sie zukommen.

Totale Untergangsstimmung herrscht beim FSV-Führungsduo Roberto Buchholz und Beisitzer Bernd Wielga, die seit vielen Jahren das Oktoberfest maßgeblich für den Förderverein organisierten, dennoch nicht.

Traumkulissen bei Testspielen

„Natürlich könnten wir die Einnahmen aus Boulevard, Kirmes und Oktoberfest sehr gut gebrauchen, aber wir sind auf einem guten Weg, diese Ausfälle zumindest zu Teilen zu kompensieren“, sagen die beiden unisono. Klar sei aber auch: „Wir müssen den Gürtel deutlich enger schnallen.“ Aufwandsentschädigungen für Trainer und Funktionäre sind beispielsweise zurückgefahren. Alle hätten an einem Strang für den Verein gezogen.

Damit das nicht zu stark sein muss, versuchen die Macher des FSV den Biergarten am Stadion, in dem die vorgeschriebenen Abstände gewährleistet sind, mit mehr Besuchern zu füllen. Da gibt es Matjestage, da werden Cocktails kredenzt. „Außerdem haben wir eine sehr große Unterstützung aus der Gevelsberger Unternehmerwelt. Unsere Sponsoren bleiben uns treu, einige unterstützen uns noch mehr als vorher“, sagt der FSV-Vorsitzende Roberto Buchholz.

Ein Archivbild aus der Vor-Corona-Zeit: Bernd Wielga und Roberto Buchholz (rechts) im Biergarten des FSV Gevelsberg.
Ein Archivbild aus der Vor-Corona-Zeit: Bernd Wielga und Roberto Buchholz (rechts) im Biergarten des FSV Gevelsberg. © WP | Stefan Scherer

Und dann ist da noch eine Besonderheit, die deutlich zeigt, wie sehr die Menschen sich wieder nach Veranstaltungen sehnen; eine Besonderheit, die zeigt, dass auch Bratwurst, Bier und unterklassiger Fußball ohne Eventcharakter eine attraktive Abendgestaltung bieten können: die jüngsten Testspiele.

Zunächst traten die Gevelsberger im eigenen Stadion am vergangenen Montag gegen den FC Kosova Düsseldorf an. 100 Zuschauer waren auf großzügigen Anlage mit Tribüne erlaubt. „Wir mussten die Tore schließen, es wollten mehr rein“, sagt Roberto Buchholz nach der 0:2-Niederlage. Mehr Zuschauer durften dann am Donnerstag ins Stadion, als die neuen Corona-Richtlinien 300 Zuschauer erlaubten. „120 Gäste sind zum Testspiel gegen des FC Gevelsberg-Vogelsang gekommen“, sagt der 1. Vorsitzende. Wohl ein Rekordwert für ein vergleichsweise bedeutungsloses Freundschaftsspiel an einem Sommerferien-Donnerstag mit Anpfiff um 20 Uhr. Der FSV gewann 2:0, doch die Erkenntnis abseits des Platzes war die wohl wichtigere: Solche Spiele spülen etwas Geld in die klamme Corona-Kasse.

Neue Einheit nach Rücktritten

Insgesamt habe die Situation um die Pandemie das neue FSV-Team zusammengeschweißt, das sich nach dem großen Krach zu Jahresbeginn, als der komplette Jugendvorstand um Dirk Henning zurücktrat, neu formierte.

Und in dieser Einheit herrscht nun eine neue Hoffnung: Dass sich die Pandemie-Situation bis zum kommenden Jahr derart beruhigt hat, dass die alten Einnahmequellen für den Fußballverein wieder ein wenig sprudeln.