Ennepetal. Schiedsrichter Johannes Liedtke vom TuS Ennepetal pfeift künftig in der Oberliga Westfalen. Dabei soll es nicht bleiben.
Im Kreis Hagen des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen gibt es zurzeit 156 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Fabian Maibaum (32 Jahre, Hasper SV) ist davon der, der in der höchsten Spielklasse pfeift. Er leitet Spiele der Regionalliga und assistiert an der Linie bei Spielen der 2. Bundesliga. Nummer zwei ist Johannes Liedtke vom TuS Ennepetal. Er ist einer von drei Aufsteigern in die Oberliga Westfalen. Dabei war der 23-Jährige erst in der vorigen Saison in die Westfalenliga aufgestiegen.
Der Gevelsberger Patrick Lepperhoff, Chef der Schiedsrichter im Kreis Hagen: „Johannes hat in den Beobachtungen in diesem Jahr sehr überzeugt und sich den Aufstieg entsprechend verdient.“ Der Befund der Beobachter war klar: Liedtkes Stärken liegen darin, stets eine gute Basis mit den Spielern zu finden und von ihnen als Partner auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden. Wie bei vielen Schiedsrichtern hat auch Liedtkes Karriere als Spieler begonnen. Bis zur C-Jugend spielte der in Linderhausen wohnende Junge beim VfB Schwelm. Dann wechselte er zum TuS Ennepetal, spielte dort vier Jahre in der B- und A-Jugend. Das Interesse am Amt des Unparteiischen erwachte bei ihm bereits, als er, 15-jährig, noch im ersten B-Jugendjahr kickte. Das war 2012 – und eine Blitzkarriere begann.
Schneller Marsch durch die Ligen
Dem schnellen Durchmarsch durch die Kreisligen folgte der erste Auftritt auf Verbandsebene in der Bezirksliga Ruhrgebiet am 28. Februar 2016 – gleich ein „Derby“, das Spiel zwischen Fortuna Herne und SpVgg. Horsthausen. Nach der ersten Bezirksligasaison ging es in der Spielzeit 2016/17 gleich weiter in die Landesliga und nur zwei Jahre später, 2018/19, in die Westfalenliga – als gerade frisch gebackener „Schiedsrichter des Jahres“ im Kreis Hagen. Noch erstaunlicher: Nach nur vier gepfiffenen Spielen in der zweithöchsten Verbandsklasse in der Rumpfsaison 2019/20 ging’s gleich weiter in die Oberliga. Die Glückwünsche zu seinem neuerlichen Aufstieg wehrt Liedtke bescheiden ab und betont die Zusammenarbeit im Team mit seinen Assistenten. „Für den Aufstieg muss ich mich auch bei Patrick Lepperhoff (FSV Gevelsberg), Max Braun (TSG Herdecke) und Maximilian Koch bedanken.“ Koch sprang zeitweise für den verletzten Braun ein. Geht es für den Ennepetaler auf der Schiedsrichter-Karriereleiter noch weiter nach oben? „Bisher habe ich nur von Liga zu Liga gedacht, aber in die Regionalliga möchte ich schon noch kommen. Das wird nach oben allerdings immer schwieriger, weil dort immer weniger Leute benötigt werden“, erklärt Liedtke. Und um aufzusteigen, muss ein Unparteiischer dazu angemeldet und in einer Saison in jedem Spiel beobachtet werden.
Im Jugendbereich schon U 17-Bundesliga gepfiffen
Johannes Liedtke (23) ist in Schwelm aufgewachsen, hat beim VfB Schwelm und TuS Ennepetal in der Jugend gekickt. Heute lebt er in Unna.
Seit dem 18. September 2012 ist er als Schiedsrichter aktiv und pfeift ab der Saison 2020/21 Spiele bis zur Oberliga, der fünfthöchsten Spielklasse im Fußball. Außerdem wurde er schon im Jugendbereich bis zur U17-Bundesliga eingesetzt.
Schiedsrichter sind Leistungssportler und das sowohl körperlich als auch geistig. Deshalb sind regelmäßiges Training und kontinuierliche Weiterbildung unerlässlich, um den wachsenden Ansprüchen der immer schneller werdenden Sportart gerecht zu werden.
Vor ihrem ersten Pfiff müssen die Anwärter einen 15- bis 20-stündigen Lehrgang absolvieren, in denen sie Regelkunde pauken und auf die praktischen Einsätze vorbereitet werden.
Johannes Liedtke formuliert die Anforderungen an Schiedsrichter so: „Großes Interesse am Fußball, und das Vermögen sich in die Situation von Zuschauern, Trainern und Spielern zu versetzen. Hohe sportliche Fitness, dazu Ruhe, Gelassenheit, Zuverlässigkeit und der Wille, Verantwortung anzunehmen und sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen.“
Der FLVW hat dazu 2006 ein sogenanntes „Perspektivteam“ (PT) ins Leben gerufen. Dessen Ziel ist es, junge und talentierte Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen mit Potenzial an höhere Spielklassen, möglichst bis an die DFB-Ligen, heranzuführen. Um sich hier durchzusetzen, müssen die PT-Mitglieder einiges mitbringen und investieren. Regelmäßiges Lauf- und Regeltraining sind unerlässlich. Mehrmals im Jahr müssen die jungen Schiedsrichter ihre Fitness bei Tests im SportCentrum Kamen-Kaiserau unter Beweis stellen. Johannes Liedtke berichtet wie sein Trainingsprogramm aussieht: „Seit drei Jahren nehme ich an der Saisonvorbereitung und dem Training des A-Kreisligisten SV Bausenhagen im Kreis Unna/Hamm teil. Das sind dann in der Vorbereitung vier Trainingstage, während der Saison meist zwei pro Woche.“
Als Kfz.-Mechatroniker in Unna
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Dass er nicht in Ennepetal trainiert, hat einen einleuchtenden Grund: Inzwischen hat es Liedtke als Kfz-Mechatroniker beruflich nach Unna verschlagen. Auf die Frage, was sein schönstes Erlebnis als Schiedsrichter gewesen sei, muss er nachdenken. Dann aber zählt er auf: „Die Einsätze beim Spax-Cup, Topspiele in den jeweiligen Klassen und Testspiele höherklassiger Mannschaften. Da habe ich zum Beispiel mal SC Paderborn, 2. Liga, gegen Eintracht Braunschweig, 3. Liga, gepfiffen. Das ist allein vom Spieltempo her eine Herausforderung.“ Als weniger schönen Moment in seiner Karriere nennt Liedtke eine Verletzung: „In Spielen ist mir nie etwas Schlimmeres passiert. Nur im Training, da habe ich mir beim Laufen einen Kreuzbandriss zugezogen, der mich sechs Monate lang außer Gefecht gesetzt hat.“