Schwelm. Eine Ära geht zu Ende. Der Kunstschmied Georg Spormann geht in den Ruhestand. Zuvor fertig er noch Halbmonde für die Moschee in Schwelm an.

Zwei Halbmonde für die Moschee in Schwelm gehören zu seinen letzten Arbeiten. Der Schwelmer Kunstschmied und Schlosser Georg Spormann übergab seinen Betrieb Ende Juni an seinen Nachfolger. Anfang Oktober wird er in den Ruhestand gehen. Damit endet die Ära der Spormanns, die als Schlosser und Kunstschmiede in Schwelm und Umgebung immer einen guten Ruf hatten.

Im Kolpinghaus-Keller angefangen

Der Vater Heinrich Spormann in seiner Schmiede.
Der Vater Heinrich Spormann in seiner Schmiede. © WP | Lilo Ingenlath-Gegic

Gleich nach dem Krieg hatte sich der Vater Heinrich Spormann in Schwelm selbstständig gemacht. Seine erste Werkstatt lag im Keller des Kolpinghauses. Im dortigen Saal fanden die heiligen Messen der Katholischen Kirchengemeinde statt, denn die Schwelmer Kirchen waren im Krieg durch Bomben zerstört worden. Immer wenn oben im Saal ein Gottesdienst stattfand, durfte Spormann im Keller nicht arbeiten, um störenden Lärm zu vermeiden. Später zog er mit seiner Werkstatt in die Bahnhofstraße, wo er dem alten Hufschmied Rose half, Pferde zu beschlagen. Dort baute er auch seine eigene Schlosserei und Kunstschmiede auf. Schon früh war sein Sohn Karl-Heinz mit in der Firma tätig.

An Behelmung mitgearbeitet

Als der Christuskirche 1968 zwei Turmhelme aufgesetzt wurden, war Heinrich Spormann beteiligt: Als Schlosser kümmerte er sich in luftiger Höhe um die Befestigung der Kupferhelme und die Montage der Ausstiegsluken. Als Kunstschmied hatte er die Kreuze angefertigt. Auch für den Turm der Ende 1970 eingeweihten neuen Katholischen Kirche fertigte Spormann das große, kunstvolle Kreuz. Zuvor war im Oktober 1968 die alte Marienkirche gesprengt worden. Für den Wiederaufbau dieser Kirche hatte Heinrich Spormann nach dem Krieg einen Wetterhahn angefertigt, der hoch oben auf der Kirchturmspitze thronte. Sofort nach der Sprengung stieg Heinrich Spormann in die noch staubenden Trümmer und rettete seinen unversehrten Hahn. Ein Artikel in der Schwelmer Zeitung berichtete damals darüber. 1983 übernahm der älteste Sohn Karl-Heinz den Betrieb, den er bis 2009 weiterführte.

Aus der Schwelmer Zeitung vom November 1970: Heinrich Spormann, der Vater von Georg Spormann, hat seinen Wetterhahn aus den Trümmern der soeben gesprengten Marienkirche gerettet.
Aus der Schwelmer Zeitung vom November 1970: Heinrich Spormann, der Vater von Georg Spormann, hat seinen Wetterhahn aus den Trümmern der soeben gesprengten Marienkirche gerettet. © WP | Lilo Ingenlath-Gegic

Auch der jüngere Georg Spormann lernte das Schmiede- und Schlosserhandwerk von klein auf, denn bereits ab seinem zwölften Lebensjahr half er bei Vater und Bruder in der Werkstatt. Später machte er eine Ausbildung zum Maschinenschlosser beim Schwelmer Eisenwerk und war als Jugendsprecher der IG-Metall aktiv.

Georg Spormann begann ein Studium mit dem Ziel Maschinenbauingenieur zu werden. Nebenbei arbeitete er bei seinem Bruder im Betrieb und stellte fest, wie viel Spaß ihm die praktische Arbeit machte. Also blieb er dabei. 1981 machte er die Meisterprüfung und führte die Familientradition fort.

Genau wie sein Vater übte Georg Spormann als Obermeister und Lehrlingswart etliche Ehrenämter innerhalb der Innung aus. Auch als vereidigter Sachverständiger war er lange Jahre tätig. „Aus den Ehrenämtern habe ich mich nach und nach zurückgezogen“, berichtet Spormann, der sich nun auf seinen Ruhestand freut.

Gleich nach der Meisterprüfung gründete er in Wuppertal-Langerfeld seine eigene Firma, seit 1996 ist der Betrieb in Nächstebreck ansässig. Auch er führte große und interessante Schlosser- und Schmiedearbeiten aus. Darunter das historische Portal des Landgerichts Wuppertal, die denkmalgerechte Restaurierung des Drei-Kaiser-Denkmal auf der Hardt und die aufwändige Restaurierung der Bleiverglasung an den Fenstern der Schwelmer Marienkirche.

Halbmonde als letzter Auftrag

Bei einem seiner letzten Aufträge hat Georg Spormann zwei Halbmonde für den Neubau der DITIB-Moschee in Schwelm hergestellt. „Der kleinere ist für das Minarett, der größere kommt auf die Kuppel des Gebäudes“, erklärt Spormann und berichtet, dass er für die Holzschalung der Kuppel bereits ein Metallkorsett gefertigt hat und anschließend vom Schwelmer Dachdecker Theis den Auftrag für die Halbmonde bekam. Vielleicht wird er bei der Montage dieser Symbole noch einmal dabei sein, doch jetzt geht Georg Spormann (65) in den Ruhestand.

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Sein Sohn Matthias setzt als gelernter Schlosser und Maschinenbauingenieur die Familientradition zwar in gewisser Weise fort, die Firma wird er aber nicht übernehmen. Mit Marcel Defontaine hat Georg Spormann einen Nachfolger gefunden: „Ich bin froh, meine Firma in gute Hände abgeben zu können. Marcel hat schon hier im Betrieb gelernt und später seine Meisterprüfung bei der Kammer in Düsseldorf gemacht“, sagt er.

Auch Marcel Defontaine (34) setzt eine Familientradition fort: Sein Großvater Erich Defontaine war als Schmied im Möllenkotten tätig.