Gevelsberg. Der Waldkindergarten in Gevelsberg wird pünktlich mit der Kinderbetreuung beginnen. Los geht es an einem provisorischen Standort.

Der Waldkindergarten wird seinen Betrieb zum regulären Beginn des kommenden Kindergartenjahres am 1. August aufnehmen. Da der eigentliche Standort für die neue Einrichtung in Berge-Heck bis dahin noch nicht fertig ist, findet die Betreuung den Herbst über im Vereinsheim des FC Schwarz-Weiß Silschede statt. Der Trägerverein wird die Räumlichkeiten der Fußballer dafür mieten.

„Das ist eine hochflexible Lösung und Planungsvariante, damit der Waldkindergarten am 1. August an den Start gehen kann“, freut sich Bürgermeister Claus Jacobi, der dabei auch das innovative Konzept der Einrichtung lobt. Das sieht vor, dass die Kinder von klein auf den bewussten Umgang mit Ressourcen lernen. Das könnte sich beispielsweise im Anbau von Obst und Gemüse widerspiegeln. Auch Kooperationen mit lokalen Bauernhöfen sind dabei denkbar. Baumaterial und Spielzeug sollen aus nachhaltigen Materialien gefertigt sein.

Außerdem soll der Waldkindergarten den Kindern die Achtung vor der Umwelt, also vor Pflanzen und Tieren vermitteln. Angedacht sind tägliche und möglichst lange Aufenthalte in der Natur. Erzieher sollen den Kindern auf Augenhöhe begegnen. Strafen, Konsequenzen oder Belohnungssysteme gehören nicht in das Konzept. Verständliche Regeln sollen klare Rahmenbedingung schaffen. Gleichwertigkeit ist dabei ein wichtiger Faktor. Auf dem Ernährungsplan steht selbstgekochtes Essen, größtenteils aus Bioprodukten.

Provisorium in Gevelsberg-Silschede

Zehn Kinder sollen ab August in Silschede mit der langsamen Eingewöhnung in den neuen und damit 16. Kindergarten in der Stadt Gevelsberg starten. „Das ist eine besondere Situation. Das ganze Team und alle Strukturen müssen sich finden“, sagt Anna Kapfer, Ideengeberin und Erste Vorsitzende des Trägervereins Waldwerk Gevelsberg. Aktuell gehören drei Erzieher, eine Kindergartenleitung und zwei Teilzeitkräfte zum Team der Einrichtung.

Wie hier im Abenteuercamp während des Ferienspaßprogramms 2019 in Gevelsberg kann auch der Alltag im Waldkindergarten aussehen.
Wie hier im Abenteuercamp während des Ferienspaßprogramms 2019 in Gevelsberg kann auch der Alltag im Waldkindergarten aussehen. © Max Kölsch

Entsprechendes Mobiliar soll das Vereinsheim des FC Schwarz-Weiß Silschede für die Zeit der Nutzung kindgerecht machen. Vorteil des provisorischen Standorts: Das direkt angrenzende Waldstadion kann für Sport genutzt werden. Direkt dahinter geht es durch ein Tor im Zaun direkt in den Wald, der sich auf städtischem Grund befindet.

„Der kann unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi. Aktuell befindet sich der Parkplatz vor dem Waldstadion noch in seinem Umbau. Dort entstehen insgesamt 99 Parkplätze und eine Doppelladesäule für Elektrofahrzeuge. Ringsherum wird eine Beleuchtung installiert. Ein Teil des Platzes soll so später auch für verschiedene Festivitäten nutzbar sein (wir berichteten).

Standard-Elternbeitrag plus Vereinsbeitrag

Für einen Platz im Waldkindergarten bezahlen die Eltern den Standard-Elternbeitrag an die Stadt und müssen zusätzlicheinen Vereinsbeitrag (circa 30 Euro pro Monat und Kind) an den Verein Waldwerk bezahlen.

Hinzu kommt noch eine Essenspauschale. Für die letzten beiden Beitragsjahre entfällt der Elternbeitrag an die Stadt.

Waldwerk übernimmt die Rolle des Einrichtungsträgers und übernimmt sämtliche Aufgaben der Verwaltung.

Anders als bei anderen Kitas sollen die Eltern im Waldkindergarten mit anpacken und zum Beispiel bei der Grundstückspflege oder der Ausrichtung von Sommerfesten und dergleichenhelfen.

Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten gibt es derzeit im Internet unter www.elterninitiative-waldwerk.jimdosite.com/

Diese Arbeiten sollen bis Ende Juli laut Plan aber abgeschlossen sein. Da dann die Sanierung der angrenzenden Straße Am Waldesrand beginnt, werden der Parkplatz und damit auch der Waldkindergarten über eine Stichstraße entlang Kalthofs Park erreichbar sein. Der Kindergarten soll den gesamten Herbst über an diesem Standort bleiben. Voraussichtlich nach dem 30. November wird er zum ehemaligen Bolzplatz in Berge-Heck in der Nähe der früheren Berger Schule umziehen und sein volles Betreuungsangebot von 20 Plätzen für Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren ausschöpfen.

Finanzierung über Kindpauschale

„Wir warten derzeit noch darauf, dass die Bauwagen fertiggestellt werden“, erklärt Anna Kapfer den Grund für die Übergangslösung. Die zwei Bauwagen mit einer Größe von je 12x3 Metern bilden die Räumlichkeiten des Waldkindergartens. Verbunden durch eine überdachte Terrasse sollen sie es später möglich machen, die Kinder bei jedem Wetter zu beschäftigen. „Der Standort in Berge liegt zentral und ist gut zu erreichen“, sagt Michael Pfleging, Fachbereichsleiter Bildung, Jugend und Soziales bei der Stadt Gevelsberg.

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Bis es dort aber losgehen kann, wird Waldwerk das Vereinsheim des FC Schwarz-Weiß Silschede mieten. Finanziert wird das über die sogenannten Kindpauschalen. Zusätzlich gibt es einen Mietkostenzuschuss. „Die Stadt sorgt dafür, dass der FC seine Miete bekommt und das der Verein sich das leisten kann“, fasst Claus Jacobi zusammen.

Der Trägerverein Waldwerk Gevelsberg hat laut Anna Kapfer mittlerweile zwischen 25 und 30 Mitglieder und sucht noch weitere Unterstützung in Form von Sponsoren für sein Projekt. Der Jugendhilfeausschuss hat den Verein im Juni einstimmig als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt (wir berichteten).

Damit ist Waldwerk berechtigt, einen Wald- und Naturkindergarten nach Vorgaben des Landesjugendamtes zu betreiben. „Mich freut es auch wegen des Engagements von Frau Kapfer, dass wir zum 1. August starten können“, sagt Michael Pfleging.