Ennepetal. Das Mehrgenerationenhaus und das Familienzentrum werden aus dem Haus Ennepetal in einen Neubau an der Neustraße ziehen.
Wenn alles nach Plan läuft, werden das Städtische Familienzentrum und das Mehrgenerationenhaus (MGH) schon in etwas mehr als einem Jahr vom Haus Ennepetal in einen Neubau an der Neustraße umziehen. Der Ennepetaler Investor und Projektentwickler Arno Verhoog wird das Gebäude hinter dem Aldi-Markt an der Klutert errichten und langfristig an die Stadt vermieten. Der Rat gab bereits grünes Licht für das Vorhaben.
Die Stadt hatte das Gelände, das gegenüber dem Haus Ennepetal liegt, als möglichen Standort für eine Kita identifiziert und war an den Eigentümer Aldi herangetreten. Das Unternehmen zeigte sich aufgeschlossen, wollte allerdings nicht selbst hinsichtlich der Projektentwicklung aktiv werden. Man verwies die Stadt an Arno Verhoog als möglichen Investor. Dieser erklärte sich nach Gesprächen bereit, das Grundstück zu erwerben und den Bau für die Stadt zu errichten. Verhoog, der selbst drei Kinder hat und seit 30 Jahren in Ennepetal zu Hause ist, ist Geschäftsführer der Westfälischen Gesenkschmiede GmbH in Breckerfeld und der „Tell.Us“ GmbH, die insbesondere gewerbliche Immobilien projektiert, entwickelt und baut. Unter anderem ist Verhoog mit dem Bau des Windmühlencenters in Breckerfeld befasst gewesen, in dem auch Aldi angesiedelt ist. „Wir betreiben alle Immobilien selbst und sind daher nur in der Region tätig“, betont der 50-jährige Diplom-Kaufmann.
Verschiedene Überlegungen
Für das Mehrgenerationenhaus samt städtischem Familienzentrum gab es bereits verschiedene Überlegungen hinsichtlich eines neuen Standorts, nachdem die Politik 2017 beschlossen hatte, dass das Haus Ennepetal abgerissen wird und durch die Neubauten eines Veranstaltungszentrums sowie eines Mehrgenerationenhauses ersetzt werden soll.
Klar ist seit einiger Zeit zudem, dass die Kapazität der städtische Kita aufgrund der hohen Nachfrage nach Betreuungsplätzen in Ennepetal rasch ausgebaut werden muss.
Nicht integriert in den MGH-Kita-Neubau wird die VHS Ennepe-Ruhr-Süd. Dies war zwischenzeitlich überlegt worden. Die VHS, die vor einigen Monaten in die ehemaligen Räume der Stadtbücherei eingezogen war, soll nun bei den Planungen für ein neues Veranstaltungszentrum berücksichtigt werden. Wann dieses realisiert werden kann, ist angesichts der aktuellen Haushaltslage allerdings offen. Der Abriss des Hauses Ennepetal wurde ohnehin aus finanziellen Gründen schon um zwei Jahre nach hinten geschoben und wird voraussichtlich nicht vor 2024 erfolgen.
Der Entwurf des Halveraner Architekturbüros Eicker, mit dem Arno Verhoog zusammenarbeitet, sieht für das Bauvorhaben an der Neustraße ein dreigeschossiges Gebäude vor. Das Erdgeschoss und ein Teil der ersten Etage werden durch die Kita genutzt. Der andere Teil der ersten Etage sowie das gesamte zweite Obergeschoss stehen dem MGH zur Verfügung. Für die Außenspielfläche stehen 990 Quadratmeter – und damit 10 Prozent mehr als vorgeschrieben – zur Verfügung. „Das Haus wird in Modulbauweise errichtet“, erklärte Arno Verhoog bei der Vorstellung des Projekts im Jugendhilfeausschuss. „Das geht schnell und ist flexibel.“ So könnte die Stadt bei Bedarf das Gebäude mit relativ wenig Aufwand später auch einmal für andere Funktionen nutzen.
Der Bau werde nach neuesten Energiestandards errichtet, kündigt Arno Verhoog an. Eingebaut werden nicht zuletzt eine Kraftwärmepumpe und eine Fußbodenheizung. Der Bauherr erklärt darüber hinaus, dass natürlich alle notwendigen Maßnahmen hinsichtlich des Lärmschutzes auf gutachterlicher Basis ergriffen würden. Auch seien innerhalb des Hauses die Bereiche für Kita und MGH so getrennt, dass keine Unbefugten ohne Weiteres die Kita betreten und Kinder nicht einfach in die MGH-Räume gelangen können.
Die Zufahrt zum Parkplatz wird über eine neu zu bauende Ein- und Ausfahrt (rechts rein, rechts raus) möglich sein, aber auch über den Aldi-Parkplatz von der Milsper Straße aus. Zudem wird ein Aufzug zur Fußgängerbrücke zwischen Haus Ennepetal und Kluterthöhleneingang errichtet. Somit kann die Kita von der Haus-Ennepetal-Seite gefahrlos zu Fuß erreicht werden. Der Aldi-Markt werde allerdings perspektivisch weiter zur Milsper Straße hin rücken, sprich: abgerissen und neu gebaut werden, erklären Arno Verhoog und der Erste Beigeordnete Dieter Kaltenbach. Dann würden die Parkplätze hinter dem Markt liegen, die Anlieferung im vorderen Bereich erfolgen. Wann diese Maßnahme umgesetzt werden soll, ist derzeit noch offen.
Bezug für Sommer 2021 avisiert
In der dann viergruppigen Kita werden 75 Plätze zur Verfügung stehen, im Haus Ennepetal sind es aktuell 45. „Mit den jetzigen vier Maßnahmen haben wir dann insgesamt 175 Plätze mehr. Das macht mich deutlich gelassener“, erklärt Markus Ihmels, für den Bereich Tagesbetreuung für Kinder zuständiger Abteilungsleiter im Rathaus. Aktuell steht die DRK-Kita Am Timmerbeul vor der Fertigstellung, im Oktober sollen der größere Ersatzneubau für die städtische Kita Hasperbach und die Kita der Ev. Stiftung Loher Nocken fertig sein. An der Neustraße könnte zu Beginn des Kindergartenjahres 2021/2022 im nächsten Sommer der Betrieb aufgenommen werden, sagt Arno Verhoog. Er rechnet mit einem halben Jahr Bauzeit, zuvor müssen natürlich noch die erforderlichen Genehmigungen eingeholt werden. Nach dem Ratsbeschluss aus der vergangenen Woche können die entsprechenden Anträge nun vorbereitet werden.
„Das ist eine sehr ansprechende Planung und für uns eine wirtschaftlich gute Lösung“, betont Dieter Kaltenbach. Die Stadt mietet das Gebäude für einen Zeitraum von zunächst 25 Jahren zu den üblichen Konditionen, wie sie im NRW-Kinderbildungsgesetz (KiBiz) vorgesehen sind. „Für uns als Kommune ist das der deutlich risikoärmere und schnellere Weg“, meint Kaltenbach.
Bürgermeisterin Imke Heymann betonte, dass es das Ziel der Stadt Ennepetal sei, familienfreundlich zu sein. Es würden für die Kinderbetreuung trotz der zahlreichen Neubauten in jüngster Vergangenheit immer noch Plätze fehlen. Nun habe man die Chance auf eine Erweiterung des städtischen Familienzentrums. Nicht zuletzt könne man somit schon einmal ein Teilprojekt aus dem Vorhaben Haus-Ennepetal-Ersatz realisieren.