Ennepetal. Wolfgang Sippel aus Ennepetal ist nicht nur Zeichner, sondern auch ein begnadeter und erfolgreicher Sammler von Fossilien.

Wolfgang Sippel, Sammler und Zeichner von paläoentomologischen Objekten (Lebewesen der Vergangenheit), wurde in Northeim geboren. Die ersten Lebensjahre verbrachte er in Schwerin. Später wohnte die Familie in Düsseldorf, dann wählte man 1963 Ennepetal als Wohnort.

Ende der 50er Jahre weckte der Hausarzt in Düsseldorf, der selbst Fossiliensammler war, bei der naturwissenschaftlich interessierten Familie Sippel die Begeisterung für die Paläontologie. Man sammelte an verschiedenen Lokalitäten in den Kalkmulden der Eifel. Später wurden Fundstellen in ganz Deutschland aufgesucht. „Natürlich muss man sich mit der Geologie auseinandersetzen und sich ganz gezielt vorbereiten“, weiß Sippel, der seinen Vater Karl-Heinz Sippel, der stellvertretender Direktor der Ennepetaler Berufsschule war, früh verloren hatte.

Sippel absolvierte eine Lehre als Schriftsetzer und arbeitete einige Jahre in diesem Beruf, nahm dann ein Studium zum Druckereiingenieur auf. „Ich sah in der Druckindustrie allerdings keine langfristige Perspektive.“ So bewarb er sich 1979 als Vermittler bei der Bundesanstalt für Arbeit in Wuppertal, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2012 tätig war. „Jeweils am Wochenende nach der Bürotätigkeit, weil man sich auch persönlichen Schicksalen annehmen musste, habe ich aus Frust im Steinbruch Hagen-Vorhalle reingehauen“, erinnert sich Sippel.

Sammlung in LWL-Museum

Gefunden habe er im Jahr 1993 in einem Steinbruch in der Eifel einen Panzerfisch, der vor 400 Millionen Jahren gelebt habe und der heute immer noch „frisch wie der Morgentau“ aussieht, obwohl das Haltbarkeitsdatum überschritten ist.

Mit Hilfe der Funde von Sippel konnte ein Gliederfüßer aus dem Unterdevon rekonstruiert werden. Bei diesem Tier handelt es sich um einen Verwandten der Pfeilschwanzkrebse. „Ich war glücklich, Reste von diesem 400 Millionen Jahre alten Gliederfüßer, der etwa zwei Meter lang war, entdeckt zu haben.“ Er habe stets Kontakt zu Wissenschaftlern gehalten. „Ohne die geht es nicht“. Sein größter Verdienst sei die langjährige Grabungstätigkeit in einer aufgelassenen Ziegeleitongrube in Hagen-Vorhalle, wo die ältesten, vollständigen Fluginsekten gefunden wurden.

Wolfgang Sippel bei einer seiner Lieblingsbeschäftigung: das Zeichnen und Malen von paläontomologischen Objeketen, hier das Ennepetaler Korallenriff.
Wolfgang Sippel bei einer seiner Lieblingsbeschäftigung: das Zeichnen und Malen von paläontomologischen Objeketen, hier das Ennepetaler Korallenriff. © Angelika Trapp

Sippel hat eine große Kollektion weltweit einmaliger Fossilien zusammengetragen. Die Sammlung befindet sich im LWL-Museum für Naturkunde in Münster, wo der Ennepetaler seit 1990 ehrenamtlicher Mitarbeiter der paläontologischen Bodendenkmalpflege für Naturkunde ist. Etliche fossile Insekten seien von Wissenschaftlern nach ihm benannt, so von Wolfgang Zessin die Heuschrecke locustopsis sippeli, dessen Holotyp er 1982 im Lias von Grimmen in Vorpommern fand oder die Libelle Namurotypus sippeli, die mit einer Flügelspannweite von 32 Zentimetern die größte Libelle des Namurs ist. „Mein Lieblingsfossil! Das war der Fund meines Lebens. Schöner, als dreimal einen großen Lottogewinn gehabt zu haben.“

Im Jahr 2012 wurde Wolfgang Sippel mit dem 10.000 Euro dotierten Friedrich-von-Alberti-Preis der Hohenloher Muschelkalkwerke von der Alberti-Stiftung in Ingelfingen für seine jahrzehntelange ehrenamtliche Grabungstätigkeit in Sedimenten des Devons und Karbons in NRW ausgezeichnet.

Höhepunkt seines Lebens

„Ein Urlaub musste für mich immer mit Abenteuer verbunden sein. Als Deutschland 1990 die Fußball-WM gewonnen hat, hatte man mich mit dem Wissenschaftler Prof. Dr. Hans-Joachim Schweitzer im Rahmen einer paläontologischen Expedition in einer Pelztierjäger-Hütte in Spitzbergen ausgesetzt. Das war der Höhepunkt in meinem Leben, mein größtes Erlebnis. Drei Monate, von Juni bis August, haben wir da total abgeschnitten gehaust. Ohne Handy, ohne Funk-Technik.“

Ab 1984 war Sippel ehrenamtlicher Mitarbeiter des Fuhlrott-Museums in Wuppertal Elberfeld an der Auer Schulstraße, wo auch seine Bleistiftzeichnungen über Urinsekten präsentiert wurden. Bedauerlicherweise wurde das Fuhlrott-Museum vor Jahren, so Sippel, von der Stadt Wuppertal geschlossen.