Ennepetal. In Ennepetal sind mehrere Bäume im Stadtteil Königsfeld vom Eichenprozessionsspinner befallen. Die Haare der Raupe sind giftig.
Männer mit Atemschutzmasken und Ganzkörperschutzanzügen waren am Mittwochmorgen in Königsfeld im Einsatz. Am Wanderweg zwischen dem Restaurant Zur Hölzernen Klinke und Schultenhof saugten sie per Hubsteiger und mit einem speziellen Industriestaubsauger die Raupen des Eichenprozessionsspinners auf. Die Haare der Tiere sind giftig und können bei Menschen die so genannte Raupendermatitis, eine entzündliche Hautreaktion, aber auch Asthma und Bronchitis auslösen.
Spaziergänger hatten an einer Eiche am Wegesrand eine Kolonie der Raupen entdeckt und dies der Stadtverwaltung gemeldet. Darauf hin beauftragte die Stadt als Eigentümerin des betreffenden Grundstücks eine Fachfirma, den Ennepetaler Forstbetrieb Dicks, die Tiere zu begutachten. „Die Raupen des Eichenprozessionsspinners können mit denen der Gespinstmotte verwechselt werden“, erklärt Marco Heimhardt, Leiter des Ennepetaler Ordnungsamtes, diesen ersten Schritt. Die für Menschen ungefährlichen Tiere umhüllen Sträucher mit einem feinen Netzwerk, eben dem Gespinst. Es habe auch schon eine Fehlmeldung gegeben, so Heimhardt. An der Hölzernen Klinke handelte es sich aber um den Eichenprozessionsspinner, so dass die Stadtbetriebe den Bereich sofort absperrten, mit Warnschildern versahen und die schnelle Beseitigung der Raupen veranlassten. Es wurden auch noch weitere betroffene Bäume entdeckt. Es handelte sich aber insgesamt um einen leichteren Befall.
Am Mittwoch rückten nun zwei Mitarbeiter des Forstbetriebs an, um zunächst weitere Eichen in der näheren Umgebung zu kontrollieren und dann die Raupen aufzusaugen. Da die Brennhaare leicht aufgewirbelt werden und sehr unangenehme Symptome auslösen können, mussten die Fachkräfte eine Schutzausrüstung tragen. Sie saugten die Raupen von den betroffenen Bäumen, der Filter des Staubsaugers wurde in ein mit einem Plastiksack ausgekleideten Fass entsorgt und zur Müllverbrennungsanlage nach Hagen transportiert. Dort wurden die Raupen zur „thermischen Entsorgung“ in einen speziellen Sack umgefüllt, damit die feinen Härchen sich nicht mit dem Rauch in der Umgebung verteilen können.
Stadt hat „Task Force“ gegründet
„Das Weibchen des Eichenprozessionsspinners legt bis zu 300 Eier in der Baumkrone ab“, erklärt Michael Westenburg, Gärtnermeister der Stadtbetriebe Ennepetal, der mit seinem Kollegen Stefan Küper die Beseitigungsaktion begleitete. Die Raupen würden zwischen Anfang Mai und Anfang Juni schlüpfen und sich von den frischen Eichenblättern ernähren. Die älteren Raupen ziehen sich zeitweise in Nester (Gespinste) zurück. Ihren Namen haben die Tiere daher, dass sie in kleinen Kolonien – einer Prozession gleich – hintereinander aufgereiht auf den Eichen umherziehen.
Die Schädlinge, die ursprünglich eher in südlicheren Gefilden beheimatet sind, traten in jüngster Vergangenheit auch im heimischen Raum auf – so im Vorjahr unter anderem in Schwelm (wir berichteten) und Sprockhövel. Daher hatte die Stadt Ennepetal schon vor einigen Wochen eine „Task Force“ gebildet, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. Dieser Arbeitsgruppe gehören Mitarbeiter der Abteilungen Ordnungswesen und Umwelt im Rathaus, der Grünflächenabteilung bei den Stadtbetrieben (SBE) sowie der Feuerwehr an. Ein gemeinsam erarbeiteter Leitfaden, der kurz vor der Fertigstellung steht, soll den Stadtbediensteten als Grundlage für das Handeln dienen, wenn die kleinen Tiere mit ihren unangenehmen Begleiterscheinungen im Stadtgebiet auftauchen.
Verdacht melden
Gebiete, die vom Eichenprozessionsspinner befallen sind, sollten gemieden werden, ansonsten Hautbereiche geschützt werden. Wer Härchen abbekommen hat, sollte sofort die Kleider wechseln und duschen. Bei Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Wer den Verdacht hat, auf einer Eiche Prozessionsspinner entdeckt zu haben, wird gebeten, sich beim Ordnungsamt, 02333/979-195, bei der Feuerwehr, 02333/73600, oder bei den SBE, 02333/ 6585-230, zu melden.
Grundsätzlich sind Wald- und Baumbesitzer dazu angehalten, ihren Eichenbestand über den Winter prophylaktisch auf Nester mit den Eiern und Gespinstreste des Eichenprozessionsspinners zu kontrollieren. „Um die Ausbreitung zu verhindern, ist es jetzt nämlich zu spät“, erklärt Marco Heimhardt. Um das Problem künftig einzudämmen, setzt die Stadt auf tierische Helfer. „Wir haben vor, in unseren Biotop-, Wald- und Parkflächen natürliche Feinde zu schaffen, durch Anbringen von Nistkästen für Meisen oder andere Vögel“, sagt Marco Heimhardt.
Warnschilder gerade geliefert
Für ihren ersten Auftritt in Ennepetal – auf den die Verantwortlichen allerdings gerne verzichtet hätten – haben sich die Eichenprozessionsspinnner-Raupen zumindest einen für die Stadt vergleichsweise günstigen Zeitpunkt ausgesucht. Am Montag waren die von den SBE bestellten gelben Schilder mit dem roten Warndreieck und einem erklärenden Text geliefert worden – am Tag darauf wurden sie schon benötigt.