Gevelsberg. Das Unternehmen Composite Impulse glaubt trotz Corona an die Zukunft und investiert in Gevelsberg 750.000 Euro in eine neue Halle.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie bringen viele Firmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Politik hat gerade das größte Förderprogramm beschlossen, dass es jemals gab. Milliarden an Steuergeld wird in die Unternehmen gepumpt, um ihnen ein wirtschaftliches Überleben zu sichern und die Arbeitsplätze zu erhalten. In diesen unruhigen Zeiten blickt die Composite Impulse GmbH & Co. nach vorne. Der Gevelsberg Unternehmer Arnd Eberhardt investiert am Standort Silschede 750.000 Euro in die Zukunft. Bis August soll der Hallenanbau fertig sein. „Wir glauben an die Zukunft und bekennen uns zum Standort“, sagt Arnd Eberhardt. In den Hallenanbau gliedert das Unternehmen künftig die Luftfahrttechnik aus. Diese Zeitung sprach mit dem Geschäftsführer über das schwierige Geschäft in Zeiten von Corona.

Sie bauen derzeit an – trotz oder obwohl wir uns in einer schweren Krise befinden?

Arnd Eberhardt: Die Zeiten mit und um Covid-19 sind extrem hart und auch für uns nicht einfach zu meistern. Wir sind extrem gefordert, uns den täglich neuen Herausforderungen zu stellen. Dies bedarf einer außerordentlichen Flexibilität, um den Bedürfnissen unserer Kunden als auch den Eigenen gerecht zu werden.

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Zum Glück sind wir dies, als Nischenhersteller, gewohnt. Ich bin optimistisch, dass auch auf diese Krise ein Aufschwung erfolgen wird. Und damit wir für diesen gewappnet sind, haben wir beschlossen, an unserer Planung festzuhalten und unsere Produktionskapazitäten auf Zuwachs auszulegen.

Trotzdem – derzeit finden keine Autorennen statt, was bedeutet dies für die CI?

Keine Rennen – kein Umsatz! Ganz einfach – die Serien, wie Formel 1, Langstreckenmeisterschaften wie in Le Mans und am Nürburgring sowie die Deutsche Tourenwagenmeisterschaft DTM sind bekanntermaßen praktisch auf null heruntergefahren. Wir nutzen daher derzeit unsere Erfahrungen aus dieser Branche für die Entwicklung völlig neuer Produkte.

Neue Produkte aus dem Motorsport? Worum handelt es sich da?

Zuviel kann ich noch nicht verraten, aber ein Gefühl geben. Wir sind Spezialist auf dem „heißen“ Sektor im Motorsport: Hitzeschilde für Bremsscheiben, Turbolader und komplette Abgasanlagen. Z. B. während des Radwechsels kann man unsere Bauteile sehen, die schwarzen Trommeln, die die komplette Bremsanlage verdecken.

Arnd Eberhardt mit dem Lufteinlass für die Propellerturbine des Amphibienflugzeugs Dornier Seastar. Erstflug war vor zwei Wochen.
Arnd Eberhardt mit dem Lufteinlass für die Propellerturbine des Amphibienflugzeugs Dornier Seastar. Erstflug war vor zwei Wochen. © Verein | Privat

Oder dort, wo das Abgasrohr aus der Chassis ragt. Hier entstehen Temperaturen bis an die 1.000 °C. Wir haben Systeme entwickelt, die diese Temperaturen aushalten. Solche Entwicklungen könnte man als Schutz für moderne Lithiumionen-Akkus einsetzen. Hier haben wir Erfahrungen mit Hybridfahrzeugen mit mehr als 1000 PS für Audi Motorsport gesammelt. Quasi eine ultraleichte und dünne Durchbrandsicherung. Des Weiteren beschäftigen wir uns mit der Entwicklung von Bauteilen, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Hightech Bauteile, die einen Bioanteil von 73 Prozent besitzen.

Was macht die Luftfahrt?

Wenn ich in den Himmel schaue, sieht man wenig Kondensstreifen und es ist verdammt ruhig. Das heißt also, dass im Bereich der Serienausstattung und Flugzeugerneuerung der großen Airlines momentan fast keine Teile mehr benötigt werden. Außerhalb dieses Business laufen jedoch einige Projekte weiter. So konnten wir kürzlich unseren Beitrag zum Erstflug des weltweit einmaligen Amphibienflugzeugs Dornier Seastar in Oberpfaffenhofen leisten. Die komplette Triebwerksverkleidung wurde hier bei uns in Silschede gefertigt. Außerdem haben wir uns als Radomhersteller, das sind sind aerodynamische Verkleidungen für Radaranlagen, für „Special Mission Aufgaben“ einen Namen aufbauen können. Für Airbus Helicopters entwickeln und produzieren wir derzeit sämtliche Türsysteme für ein völlig neuartiges Hubschrauberkonzept, was über die Europäische Union im Rahmen des Projektes Clean Sky 2 gefördert wird. Auch hier fließen Techniken aus dem Rennsport ein. Im Bereich Luftfahrt sind wir also weiterhin auf sehr unterschiedlichen Entwicklungsfeldern unterwegs. Denkbar sind sogar hitzeabsorbierende Strukturen, die eine Detektierung von Infrarotstrahlung minimiert – sehr, sehr speziell, aber genau unser Fachgebiet.

Wenn Sie sich von der Politik etwas wünschen könnten – was wäre das?

Allgemein größere Wertschätzung der Bundes- und Landespolitik für den Mittelstand und das Handwerk, denn wir schaffen nicht nur Arbeitsplätze für die Menschen in der Region, sondern wir liefern den Menschen auch die Waren, die benötigt werden. Und einzig dieser Kreislauf ermöglicht, dass Steuern gezahlt werden können, von denen wiederum die staatlichen Aufgaben finanziert werden.

Von Wuppertal nach Gevelsberg-Silschede

Die CI Composite Impulse GmbH & Co. ist ein in Gevelsberg ansässiges Unternehmen, das Kunden aus der Luftfahrt, dem Motorsport und der Marineindustrie beliefert.

1992 von Dipl.-Ing. Arnd Eberhardt gegründet, machen die Entwicklung und Herstellung ultraleichter Faserverbundbauteile für unterschiedlichste Anwendungsbereiche das Know-how der Firma aus.

Gegründet in Wuppertal, beschäftigte die CI neun Mitarbeiter, bis der Entschluss gefasst wurde, sich einen neuen, attraktiven Standort mit Expansionsmöglichkeit und einer guten Verkehrsanbindung zu suchen. Die Wahl fiel auf die Stadt Gevelsberg, das Industriegebiet Silschede. Der Umzug erfolgte 2006 in die neuen eigenen Gebäude.

Mittlerweile beschäftigt die Composite Impulse 26 spezialisierte Mitarbeiter, darunter Ingenieure, Techniker, Meister sowie Facharbeiter.

Im Besonderen stärkere steuerliche Anerkennung der Tatsache, dass auch Innovation und Entwicklung Geld kosten und daher steuerlich viel stärker berücksichtigt werden müssten. Bisher ist es so, dass eigene Entwicklungen immer nur aus dem Geld finanziert werden können, das nach Steuern übrig bleibt. Gerade in Zeiten von Corona ist da nicht mehr viel Spielraum. Aber gerade jetzt müssen wir uns auf sehr viel Neues einstellen, denn wir werden sicher nicht mehr in die „alte“ Normalität zurückkehren können.

Haben Sie noch etwas, was Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?

Man muss nach vorne schauen. Neudenken, umdenken und querdenken. Ich glaube, dass ein Umdenken von „größer, weiter, schneller“ sich in mehr Umweltbewusstsein und gemeinsames Handeln ändern wird. Dies erfordert aber auch den Mut, eingetretene Pfade zu verlassen. Die Welt, sie wird sich weiterdrehen…