WP-Redakteur Bernd Richter kommentiert die Meldung der Schwelmer Bürger über die Kommunalpolitik.

Die Schwelmer sind ein streitbares Völkchen. Ihre Herzen sind nicht leicht zu erobern. Das war schon Anfang der 1970-er Jahre so, als ich in die Kreisstadt zog. Und in den zurückliegenden Jahren hat sich das für mich immer wieder bewahrheitet. Neubürgern treten die Kreisstädter zwar offen gegenüber, doch die Feinheiten der „Schwelmer Verhältnisse“ offenbaren sich einem erst auf dem zweiten Blick. Besonders ausgeprägt ist das beim Thema Kommunalpolitik. Klare Mehrheiten im Stadtrat gibt es seit Jahrzehnten nicht mehr. Das ist auch kein Wunder, da zeitweise bis zu sieben Fraktionen das Beste für die Stadt suchten. Kompromisse sind da fast bei jeder Entscheidung an der Tagesordnung. Und so eine Entscheidungsfindung kann in den politischen Gremien in öffentlichen Sitzungen auch schon mal stundenlang diskutiert werden - meist mit vorhersehbaren Abstimmungsergebnissen. Auch das ist ein Teil der Schwelmer Verhältnisse. Ich will nicht sagen, dass viele Köche den Brei verderben, aber aus dieser Sicht erklärt sich auch das im Verhältnis zu den Städten Ennepetal (Note 3,36) und insbesondere Gevelsberg (Note 2,08) relativ schlechte Abschneiden beim Stichwort Kommunalpolitik/Stadtverwaltung in Schwelm (Note 3,92).

Wer das politische Geschehen nicht permanent verfolgt, findet sich bei den unterschiedlichen Strömungen im Rathaus nur schwer zurecht. Die Feinheiten in den Sachfragen erschließen sich nicht immer auf den ersten Blick – leider. Viele Menschen bevorzugen einfache Erklärungen. Das kann man gut finden, oder auch nicht. Das ist aber leider so. Klare Mehrheiten in den Stadt-Parlamenten kommen den meisten Menschen entgegen. Da muss nicht lange diskutiert werden, sondern die Mehrheitsfraktion entscheidet einfach und redet nicht lange um den heißen Brei herum.

Deshalb blicken die Schwelmer auch sehnsüchtig in Richtung Gevelsberg. Bürgermeister Claus Jacobi und seine Amtsvorgänger wie Dr. Klaus Solmecke wussten immer eine satte sozialdemokratische Mehrheit hinter sich. Diskutieren ist gut, doch es muss auch mal Schluss mit lustig sein, und eine Entscheidung kann man nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag diskutieren und somit vor sich herschieben.