Gevelsberg. Der Gevelsberger Energieversorger AVU plant in den nächsten Jahren, 88 Millionen Euro für die eigene Modernisierung auszugeben – trotz Pandemie.
Die AVU-Gruppe möchte bis zum Jahr 2024 insgesamt 88 Millionen Euro für eine zuverlässige Energie- und Wasserversorgung und die Modernisierung des Unternehmens investieren. Das gab der Energieversorger am Mittwoch bekannt (wir berichteten). Allein 79,9 Millionen Euro sollen im Zuge der Investitionen auf die AVU Netz entfallen. Durch die Corona-Krise will sich das Unternehmen dabei nicht verunsichern lassen, zumal die geplanten Investitionen laut eigener Aussage notwendig sind.
„Wir planen mittelfristig, die Summe konstant zu halten – auch wenn das in der Corona-Krise nicht einfach wird. Wir möchten so auch die heimische Wirtschaft stärken“, sagt AVU-Vorstand Uwe Träris. AVU Netz-Geschäftsführer Ralf Holtmann ergänzt: „In der jetzigen Situation haben wir bewusst keine Kürzungen beim Tiefbau geplant. Unsere Investitionen in Netze und Anlagen für Strom, Gas, Wasser und Telekommunikation sind langfristig ausgelegt.“
Auswirkungen auf Verbräuche durch Home-Office
Wasserverbrauch: Für März und April verzeichnet die AVU im Vergleich zu den Monaten im Vorjahr bzw. zu Januar und Februar 2020 einen leicht angestiegenen Wasserverbrauch. Es seien aber waren aber auch im langjährigen Vergleich trockene Monate gewesen und viele Kunden hätten bereits ihren Gärten ordentlich bewässert, so AVU-Sprecher Jörg Prostka.
Gasverbrauch: Der Gasverbrauch im März 2020 liege ungefähr bei den Werten des März 2019, im April deutlich unter dem Vergleichsmonat des Vorjahres. Der April 2020 sei aber auch ein sehr warmer Monat gewesen. Beim Gasverbrauch sei das Wetter der maßgebliche Faktor.
Stromverbrauch: Die Netzlast ist um etwa 15 Prozent gesunken. „Nur von den Industriekunden haben wir aktuelle Verbräuche. Bei den Privat- und Gewerbekunden ermitteln wir ja nur einmal im Jahr die Zählerstände“, so Jörg Prostka. „Dies tun wir über das gesamte Jahr verteilt, so dass genaue Aussagen sich erst in den weiteren Wochen werden ableiten lassen.“
Fazit: Allein durch verstärktes Arbeiten im Home-Office ließen sich die feststellbaren Veränderungen nicht immer erklären. Bei Wasser und Gas spiele das Wetter eine Rolle, beim Strom sei zu berücksichtigen, dass der Rückgang der Netzlast durch einen geringeren Verbrauch in Industriebetrieben verursacht werde. Mehr Stromverbrauch in den privaten Haushalten gleiche das nicht aus.
Allein für das laufende Jahr sind rund 17,8 Millionen Euro für Investitionen der AVU und der AVU Netz geplant. Davon entfallen 90 Prozent (rund 16 Millionen Euro) auf die AVU Netz und damit auf die Weiterentwicklung und die Instandhaltung der Infrastruktur für Energie und Wasser.
Außer geplanten Maßnahmen in Breckerfeld, Haßlinghausen und Schwelm laufen derzeit bereits auch Maßnahmen zur Modernisierung beziehungsweise Erweiterung der Netze in Gevelsberg – zum Beispiel in der Drosselstraße, im Bereich Hagener Straße/Uferstraße oder in der Theodorstraße. Aber auch in die digitale Welt möchte die AVU investieren: Dazu zählen Anschaffungen von Hard- und Software, Servern und anderen IT-Einrichtungen. „Wir wollen in den kommenden Jahren die Digitalisierung weiter vorantreiben. Unsere Geschäftsprozesse und Abläufe im Unternehmen müssen noch digitaler werden. Nur so bleiben wir wettbewerbsfähig“, macht AVU-Vorstand Uwe Träris die Herausforderungen deutlich.
Die Ankündigung der millionenschweren Investitionen kommen zu einer Zeit, in der bei vielen Unternehmen wirtschaftlich große Unsicherheit herrscht. Wie sich die Umsätze bei der AVU im Zuge der Covid-19-Pandemie entwickeln werden, ist ebenfalls noch nicht klar. „Belastbare Werte haben wir noch nicht, denn es ist noch zu früh, zu beurteilen, wie sich die Konjunktur in der Region entwickelt“, sagt AVU-Pressesprecher Jörg Prostka auf Nachfrage dieser Zeitung.
Der Energieversorger blickt der Krise zum einen selbstbewusst entgegen. Auf der anderen Seite seien die Investitionen wichtig, wie Prostka betont. „Wir wollen die Höhe der Investitionen nicht zurückfahren und die geplanten Investitionen sind notwendig. Gerade Strom-, Gas-, Wassernetze sind ja ein wichtiger Teil der kommunalen Infrastruktur“, so der Sprecher.
„Wenn eine Leitung erneuert werden muss, war sie in der Regel mehrere Jahrzehnte in Betrieb. Und es gibt den Ausbau aufgrund netzbedingten Mehrbedarfs – zum Beispiel in Gevelsberg im Bereich Theodorstraße/Im Himmel.“ Durch den Neubau der Pflegeeinrichtung Dorotheenhof an der Theodorstraße müsse in diesem Bereich das Stromnetz dem Mehrbedarf angepasst werden.
Markt immer noch hart umkämpft
Größere pandemiebedingte Probleme mit säumigen Kunden hat die AVU laut eigener Aussage nicht. „Die meisten Kunden versuchen, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Einige haben ihre Abschlagszahlungen den geringeren Verbräuchen anpassen lassen“, erklärt Jörg Prostka. Die AVU habe seit Beginn der Pandemie in der Regel keine Sperrungen mehr durchgeführt. „Parallel zu den allgemeinen Normalisierungen im öffentlichen Leben werden wir aber sowohl Mahnungen als auch Sperrungen gemäß den gesetzlichen Vorgaben wieder aufnehmen und ausstehende Beträge einfordern“, kündigt er an.
Was den Geschäftskundenbereich angehe, seien auch hier keine Veränderungen zu Vor-Corona-Zeiten zu bemerken. „Der Markt im Privat- und Geschäftskundenbereich ist nach wie vor hart umkämpft. Die AVU behauptet und bewährt sich in dieser Krisenzeit als verlässlicher Partner beider Kundensegmente“, betont Sprecher Jörg Prostka.