Ennepetal. Christiane Beil aus Ennepetal hatte kaum Ahnung von der Gartenarbeit. Um ihren Kindern die Natur nahe zu bringen, eignete sie sich Kenntnisse an.

Erdbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Birnen, Äpfel, Pflaumen und Stachelbeeren: Christiane Beil freut sich riesig auf die Obst- und Beeren-Ernte, ist aber auch gespannt, wie sich Tomaten, Gurken, Möhren, Kohlrabi und Zucchini entwickeln werden. Die 38-Jährige hatte bis zum August vergangenen Jahres so gut wie keine Ahnung, wie man einem Kleingarten „Leben einhaucht“. Erst als ihr Lebensgefährte, der nahe der Kleingartenanlage Homberge wohnt, erfuhr, dass eine Scholle dort frei sei und diese pachtete, ist aus der „Balkon-Mutter“ eine leidenschaftliche Laubenpieperin geworden. Und das nicht zuletzt mit pädagogischem Anspruch, denn Christiane Beils Kinder sollen so einen Bezug zur Natur bekommen.

Kleingartenverein freut sich über Familien mit Kindern

Doris Venohr, Vorsitzende des Kleingartenvereins Homberge, berichtet, dass im vergangenen Jahr fünf Gärten, die aus gesundheitlichen oder Altersgründen aufgegeben wurden, den Besitzer wechselten.

„Schön, wenn Kleingärten von der nächsten Generation übernommen werden“, so die Kleingarten-Expertin.„Wir sind stolz, dass neun Kinder im Alter bis zu sechs Jahren nun zum Verein gehören“, sagt Doris Venohr.

Wegen der aktuellen Situation sei die Kleingartenanlage für Spaziergänger gesperrt, damit keine Fremden dort her gehen. „Wir möchten, dass die Kinder hier unbeschwert durchsausen, Wege und Eckchen erforschen können. Alles andere steht erst mal hinten an“, fährt sie fort.

Im Laufe des Jahres, möglicherweise im Sommer, werde ein weiterer Kleingarten frei, berichtet die Vereinsvorsitzende. Wenn alles wieder normal laufe, könne dieser bei Interesse abgegeben werden. Auf der Website kgv-homberge.de könne man sich anschauen, welcher Garten das sein werde, so Doris Venohr. Das Kontaktformular könne für weitere Fragen genutzt werden.

Sie gräbt um, sie hackt, sie zieht Furchen, sie setzt Sträucher um, sogar pieksige Rosen, sie mäht den Rasen. Und sie weiß mittlerweile, dass man Bohnenkraut zwischen allen Bohnenarten und Blattsalaten pflanzt, um die Schwarze Bohnenlaus fern zu halten. Oder dass man Dill in Nachbarschaft der Zuckererbsen setzen soll, um Schädlingen den Garaus zu machen. Rosmarin und Möhren passen auch bestens zusammen, weil die Möhrenfliege das Weite sucht, wenn sie den Duft von Rosmarin wahrnimmt. „Gut zu wissen, welche Pflanzen sich gegenseitig vor Schädlingen beschützen“, so die Neu-Kleingärtnerin. Und richtig gut sei es, dass es sich somit um einen natürlichen Schädlingsschutz handele. Und sie weiß nun auch, dass die Ringelblume die Bodengesundheit fördert.

Erbsen wachsen nicht in der Dose

In kürzester Zeit hat Christiane Beil sich gärtnerisches Wissen angeeignet. Sie geht darin regelrecht auf. Und ihre Kinder, die zehnjährige Rihanna, die emsig mithilft, und der zweijährige Liam, fühlen sich wohl im Garten, freuen sich, dass bald der versprochene Kletterturm entstehen wird. „Ich möchte, dass meine Kinder sehen, dass zum Beispiel Erbsen und Bohnen nicht in der Dose beim Discounter wachsen“, bemerkt Christiane Beil. „Hier können die beiden bestimmte Pflanzen essen und riechen, besonders bei den Kräutern wird das interessant werden.“ Die Kinder sollen auch erleben, wie aus einem kleinen Samenkorn eine große Blume wird. Und ihr selbst tue Bewegung an der frischen Luft gut.

Die zehnjährige Rihanna und der zweijährige Liam wässern ein Beet. Die beiden lernen im Kleingarten viel über Obst und Gemüse.
Die zehnjährige Rihanna und der zweijährige Liam wässern ein Beet. Die beiden lernen im Kleingarten viel über Obst und Gemüse. © privat

„Natürlich lese ich viel, recherchiere, setze Tipps, die ich bekomme, möglichst um.“ Das mache ihr richtig viel Spaß.

Die Gemüse-Pflänzchen hat sie zunächst in der Wohnung vorgezogen, die Erdbeerpflanzen in Ampeln gesteckt, damit sie keinen Bodenkontakt haben und Schnecken nicht herankommen. Schneckenkorn setze sie auf keinen Fall ein. „Hier muss alles ohne Chemie auskommen, schon wegen der Kinder. Meine Große steckt natürlich nichts mehr in den Mund, aber Liam könnte, zum Beispiel bei Schneckenkorn, denken, es seien Bonbons.“ Sie habe ein Saatband gelegt, aus dem Blumen kommen, die Schnecken nicht mögen. „Gegen Unkraut setze ich teilweise Unkraut-Vlies und Rindenmulch ein.“

Derzeit entstehe eine selbst gebaute Kräuterschnecke, die mit Schnittlauch, Petersilie, Majoran, Thymian, Oregano, Salbei und Koriander bestückt werde. Wenn die Kräuter zum Blühen kommen, ziehen diese, wie die Wildblumen, Bienen an. Kleingärtnerin Christiane ist stolz, dass schon Radieschen und Zwiebeln aus der Erde lugen.

Sämtliche Serien-Teile gesammelt

Sämtliche Teile, die im Rahmen unserer Serie „Lust auf Garten“erscheinen, werden wir auf unserer Internetseite www.wp.de/schwelm sammeln.

So haben Sie auch die Möglichkeit, jeden Teil noch einmal nachzulesen und sich auch in den kommenden Jahren Tipps und Anregungen aus unserer Serie„Lust auf Garten“ zu holen.

Die Teile werden jeweils nach Erscheinen in der gedruckten Ausgabe eingepflegt.

Die Taktung unserer großen Serie erfolgt zunächst 14-tägig, wird aber zum Sommer hin, wenn im Garten richtig Leben herrscht und viel Arbeit anliegt, auf wöchentlich erhöht. So möchten wir auch bei Ihnen die „Lust auf Garten“ steigern.

Der Mann an ihrer Seite renoviert das mit übernommene Gartenhäuschen, hat die Küche darin neu gefliest und ein Gewächshaus gebaut. „Er übernimmt die handwerklichen Arbeiten, ich halte die Beete in Schuss“, sagt Christiane Beil. Was das Paar gemeinsam gemacht habe: Den zwar schönen, doch gerade für den kleinen Liam gefährlichen, tiefen Gartenteich zuzuschütten. Dort wird ein Grillplatz entstehen. Für die Kinder werde man noch Schaukel und Trampolin installieren.

Was Christiane Beil auch wichtig war: Eine Bienen-freundliche Wiese anzulegen. Man habe schon eine Blühmischung ausgesät und freue sich auf Kornblumen, Klatschmohn, Glockenblumen, Margeriten und Ringelblumen. „Hier soll eine blühende Insel mit ein- und mehrjährigen Pflanzen entstehen, die nicht nur Bienen, sondern auch Schmetterlinge anzieht.“ Und ein Stückchen Wiese soll für die Kinder frei bleiben. „Zum Toben“, sagt Mutter Christiane, die dankbar ist, dass der Vorbesitzer Wert auf alte Apfel- und Birnensorten gelegt hat.