Ennepetal. Ab sofort sind wieder Therapiesitzungen in der Kluterthöhle in Ennepetal möglich. Der Kurbetrieb wird unter strengen Regeln aufgenommen,
Die Kluterthöhle wird am Mittwoch, 6. Mai, wieder ihren Therapiebetrieb aufnehmen. Unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln dürfen sich Menschen mit Atemwegserkrankungen und Allergien in dem anerkannten Heilstollen aufhalten. Touristische Führungen wird es aber bis auf weiteres nicht geben.
Am 15. März war die Kluterthöhle letztmals geöffnet gewesen, seitdem ruhte der Betrieb vollständig. „Es haben aber Patienten nachgefragt, ob wir nicht wieder den Kurbetrieb aufnehmen könnten“, erklärt Florian Englert, Geschäftsführer der Kluterthöhle und Freizeit GmbH & Co. KG. Die aktuelle Coronaschutzverordnung des Landes NRW sieht vor, dass stationäre Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen betrieben werden können, wenn die erforderlichen Maßnahmen ergriffen würden. „Wir hatten uns im März zum Schutz des Personals zunächst dagegen entschieden“, so Englert. Inzwischen habe man ein Konzept und wisse, dass Hygiene- und Abstandsvorschriften erfüllt werden könnten. Daher kann die Zwangspause beendet werden.
Vorreiterrolle bei der Speläotherapie
Im Zweiten Weltkrieg hatte die Kluterthöhle als Luftschutzstollen gedient. Weil Asthmatiker bei ihren Aufenthalten dort eine positive Wirkung auf ihre Gesundheit bemerkten, wurde die Kluterthöhle unter Federführung des Ennepetaler Arztes Dr. Hermann Spannagel nach dem Krieg das erste deutsche speläotherapeutische Therapiezentrum. Die Speläotherapie ist die Behandlung in einer so genannten Heil- oder Klimahöhle.
1954 war die Kluterthöhle mit der Bezeichnung „Ennepetal mit Klimahöhle“ in den Deutschen Bäderverband aufgenommen worden. Heute ist sie Mitglied im Deutschen Heilstollenverband und im Nordrhein-Westfälischen Heilbäderverband.
Das Mikroklima in der Höhle mit konstant niedriger Temperatur, hoher Luftfeuchtigkeit und staub- und keimfreier Luft kann eine Besserung der Atemfunktion beim Menschen bewirken.
Die Kluterthöhle bietet Therapieplätze mit Heilmöglichkeiten u. a. bei Asthma bronchiale, verschiedenen Allergien, COPD, chronischer Bronchitis, in der Keuchhustenrekonvaleszenz und bei der Raucherentwöhnung.
Ein wichtiger Beweggrund für die Wiederaufnahme des Kurbetriebs sei, dass momentan die Belastung für Allergiker sehr hoch ist, betont Englert. Außerdem sei man als Therapieeinrichtung für Atemwegserkrankungen aktuell noch wichtiger für die Patienten – Covid 19 betrifft vor allem die Lunge.
Der Kurbetrieb werde so organisiert, das die Kurgäste sich nur in einem bestimmten Zeitfenster in der Höhle aufhalten dürfen, erklärt Svenja Böttcher, bei der Kluterthöhle und Freizeit GmbH & Co. KG für den Höhlenbetrieb zuständig. „Die Gäste werden einzeln in der Info in Empfang genommen“, erklärt Böttcher. Dort gibt es auch eine Plexiglas-Schutzwand, zudem tragen alle Mitarbeiter eine Schutzmaske und es stehen Desinfektionsmittelspender bereit. Die Bezahlung erfolgt bargeldlos. In Aushängen wird auf die Verhaltensregeln hingewiesen.
Kurgäste kommen in zwei Schichten
Es wird von Montag bis Freitag täglich zwei Schichten geben: von 9.30 bis 11.30 und von 14.30 bis 16.30 Uhr. „Zwischen den Schichten wird desinfiziert“, so Svenja Böttcher. Die Kurgäste werden einzeln zur Kurstation in der Kluterthöhle geführt, dabei müssen sie eine Schutzmaske tragen. Die WCs im Therapiezentrum am Höhleneingang werden getrennt: Das eine kann von der Morgenschicht genutzt werden, das andere von der Nachmittagsschicht. Die Liegen sind in ausreichender Entfernung zueinander aufgestellt. Maximal 20 Personen dürfen sich gleichzeitig in den Therapiebereichen aufhalten. „In der Regel werden es wohl nicht mehr als vier oder fünf in einer Schicht sein“, meint Böttcher. Es handle sich zunächst um einen „Versuchsballon“, da man nicht wisse, wie groß die Nachfrage tatsächlich sein wird. „Wir sind relativ flexibel“, betont sie. Man könne gegebenenfalls Anpassungen vornehmen. Übrigens wird auch dokumentiert, wer mit wem zeitgleich in der Höhle ist, um im Falle einer Coronainfektion die Kontaktpersonen sofort benennen zu können.
Auch in Normalzeiten macht der Kurbetrieb nur einen geringen Anteil am Besucheraufkommen aus. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Kluterthöhle insgesamt 2113 Kuranwendungen. Einige der Kurgäste kommen mit ärztlichem Rezept vom Hausarzt oder von Kurarzt Dr. Karl-Ernst Dieckmann, viele kaufen sich ihre Kurkarten aber auch ohne Verordnung.
Führungen durch das Nationale Naturmonument Kluterthöhle wird es weiterhin nicht geben. „Wir sind abhängig von den Verordnungen“, erklärt Florian Englert. „Wir denken da im Zwei-Wochen-Rhythmus“. Er könne sich vorstellen, dass in absehbarer Zeit es weitere Lockerungen gibt, so dass möglicherweise Führungen mit reduzierter Besucherzahl angeboten werden könnten. „Zurzeit haben wir je nach Führung bis zu 35 Teilnehmer“, so Englert. „Mit so großen Gruppen ist das undenkbar.“ Wenn man in der Höhle durch die engen Gänge gehe, sei es da kaum möglich, den Mindestabstand einzuhalten. Und eine anspruchsvolle XXtreme-Tour mit Maske könne er sich auch schlecht vorstellen. „Wenn es wieder los gehen kann, werden wir einen sanften Einstieg nehmen“, kündigt Florian Englert an.
Die unfreiwillige Ruhezeit für die Höhle hat die Kluterthöhle und Freizeit GmbH & Co. KG sinnvoll genutzt: Die Wände wurden gereinigt, insbesondere die „Lampenflora“ (Moose und Farne, die sich rund um das Licht ansiedeln) entfernt und Wegearbeiten durchgeführt. Außerdem wurden neuen Mülleimer installiert.