Ennepe-Ruhr. Auch die Friseurgeschäfte in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal dürfen ab Montag wieder öffnen – das allerdings nur unter bestimmten Auflagen.
Die Haare sind viel zu lang, der Ansatz ist schon von weitem zu sehen, die Farbe ist längst rausgewachsen – zahlreiche Videos und andere Anleitungen im Internet lassen es so einfach aussehen, selbst Hand beziehungsweise Schere anzulegen. Ebenfalls unzählige Videos und Bilder dokumentieren die oft misslungenen Ergebnisse. All diejenigen, die auf die Hilfe der Profis gewartet haben, können jetzt aufatmen. Nach sechs Wochen dürfen Friseurgeschäfte ab Montag, 4. Mai, wieder öffnen, auch in Schwelm, Ennepetal und Gevelsberg. Unter strengen Hygienevorschriften wird der Friseurbesuch jedoch anders ablaufen als sonst – und teurer.
200 Anrufe hat Andreas Rüggeberg am vergangenen Dienstag angenommen. Bis zum Ende des Monats sei der Terminkalender in seinem Friseurgeschäft an der Hauptstraße in Schwelm voll, so der Innungsobermeister des Ennepe-Ruhr-Kreises.
Barbershops leiden unter Einschränkungen
Gesichtsnahe Dienstleistungen wie Augenbrauen- und Wimpernfärben, Augenbrauenzupfen, kosmetische Behandlungen, Rasieren und Bartpflege bleiben bis auf Weiteres verboten.
Das Rasierverbot trifft Barbershops und Barbiere besonders hart. Hauptgeschäft der Herrenfriseure ist unter anderem die Bartpflege. Sie dürfen aber ebenfalls nur das Kopfhaar frisieren.
„Wir dürfen Kunden nur noch nach voriger Terminabsprache bedienen“, nennt der 61-Jährige eine der Vorgaben. Das heißt: Mal eben beim Friseur des Vertrauens hereinschneien, geht nicht. Sowieso müssen Kunden mehr Zeit für den Friseurbesuch einplanen. Denn Rüggeberg und seine Kollegen müssen jedem Kunden die Haare waschen. Trockenschneiden? Das ist aktuell nicht erlaubt. „Selbst wenn die Leute mit nassen Haaren zu mir kommen und versichern, sie hätten sie sich eben gewaschen, bin ich dazu verpflichtet, das im Laden nochmal zu tun.“ Die Regelung gilt sowohl für Frauen als auch für Männer.
Ve rpflichtend ist ebenso die Mund-Nase-Maske, die Friseure und Kunden tragen müssen. Letztere dürfen sie nur dann abnehmen, wenn das „für die Leistungserbringung zwingend erforderlich ist“, heißt es in den Arbeitsschutzstandards, die die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) für das Friseurhandwerk herausgegeben hat.
„Wenn ich zum Beispiel bei einem Herren die Ohren frei schneiden muss, geht das gar nicht anders“, sagt Rüggeberg. Er hat für sich und seine sieben Mitarbeiter spezielle Gesichtsschutzmasken besorgt. An einem Kopfring befestigt deckt eine Plexiglasscheibe das Gesicht bis zum Kinn ab. „Mit einem Mundschutz bekommt man irgendwann keine Luft mehr und wir müssen ja den lieben langen Tag damit arbeiten“, begründet er die Anschaffung.
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Nach Betreten des Salons sind die Kunden dazu angehalten, sich die Hände zu desinfizieren. Sie müssen außerdem ihre Kontaktdaten in eine Liste eintragen, gemeinsam mit Datum und Uhrzeit ihres Friseurbesuchs (die Daten werden nach 60 Tagen vernichtet). „So können wir im Falle eines Infektionsfalls nachvollziehen, wer mit der betreffenden Person zeitgleich im Laden war“, erklärt der Friseurmeister. Kunden mit Symptomen einer Atemwegsinfektion ist der Zutritt untersagt.
Je zehn Quadratmeter der Geschäftsfläche ist ein Kunde erlaubt, weiterhin gilt der Mindestabstand von 1,5 Metern. „Wir werden maximal neun Personen gleichzeitig bedienen“, sagt Rüggeberg, der normalerweise 14 Kundenplätze hat. Er weiß auch von einzelnen Kollegen, die Trennwände aufstellen – das würde von der jeweiligen Einrichtung der Salons abhängen.
Kinder sollen, wenn möglich, nicht bedient werden, da sie in der Regel von einer weiteren Person begleitet werden, so dass wiederum die Kundenanzahl im Laden steigt.
Waschen kostet mehr
Vor jedem Kundenwechsel müssen sich die Friseure die Hände waschen oder desinfizieren sowie Stuhl, Ablage und Werkzeuge reinigen. Die Kunden müssen einen Umhang tragen, „der alle Kontaktpunkte abdeckt“, schreibt die BGW. Sofern es sich nicht um einen Einwegumhang handelt, darf er erst nach einer 60-Grad-Wäsche erneut benutzt werden. Wird denn der Friseurbesuch jetzt teurer aufgrund des Mehraufwands? „Es werden vor allem die Herren merken, die in der Regel sonst einen Trockenschnitt bekommen“, so Andreas Rüggeberg, der keine generelle Preiserhöhung wegen Corona vorsieht, sondern die Dienstleistung mit Waschen, Schneiden, Föhnen berechnet.
Auch beim Färben könnte es teurer werden, weil für den tieferen Ansatz mehr Farbe gebraucht wird. Trotzdem: Andreas Rüggeberg und seine Kollegen sind erleichtert, dass sie ihren Beruf endlich wieder ausüben können. Und vor allem haben sie jetzt in den nächsten Wochen gut zu tun und müssen sicherlich auch den einen oder anderen gescheiterten Selbstversuch retten.
Andreas Rüggeberg öffnet sein Friseurgeschäft an der Hauptstraße in Schwelm wieder am Dienstag, 5. Mai.