Gevelsberg. Vor fünf Jahren gab Werner Tasbier seine Modegeschäfte in Gevelsberg auf. Er hätte jetzt 100-jähriges Bestehen gefeiert – in der Corona-Krise.
Eigentlich hätte er zum 1. Mai sein 100-jähriges Firmenjubiläum feiern können. Seine Lebensplanung, so sagt er, habe das ursprünglich sogar so vorgesehen. Trotzdem hat „Gevelsbergs Modezar“ Werner Tasbier vor knapp fünf Jahren seine beiden Modegeschäfte in der Fußgängerzone aufgegeben. Und das nicht ohne Wehmut. Heute ist klar: Das 100-jährige Bestehen wäre mitten in die Corona-Zeit gefallen. Etwas, womit auch der erfahrene Einzelhändler hätte umgehen müssen. Tasbier hofft, dass die Gevelsberger Geschäfte und Restaurants die Krise überstehen.
„Seit ich in Gevelsberg bin, waren es zunächst die Fußgängerzonen-Händler, für die es eine schwere Zeit durchzustehen galt, dann folgte mit dem Tunnelbau und der Neugestaltung der Mittelstraße eine weitere Herausforderung für den gesamten Handel“, blickt Werner Tasbier zurück. Beides hätten die Gevelsberger Geschäfte gut überstanden. „Jetzt hoffe ich sehr, dass auch diese Krise von möglichst allen gemeistert wird und auch die Gastronomen durchhalten.“
Feier mit früheren Mitarbeiterinnen
Das aktuelle Geschehen in Gevelsberg verfolgt Tasbier genau. Wie er mit der Situation umgegangen wäre, hätte er seine Geschäfte heute noch? „Wir hätten natürlich auch alle möglichen staatlichen Hilfen ausgeschöpft“, versetzt er sich in das Szenario. „Die Internetpräsenz und Angebote wären deutlich erhöht worden und die jetzt erfolgte Öffnung wäre sorgfältig vorbereitet gewesen.“ Da die Saison weiter fortgeschritten sei, hätte es besondere Vorteile für seine treue Kundschaft gegeben. „Außerdem hätten wir die Angebote von Pro-City und auch die Aktion ,Gemeinsamdadurch’ von der Sparkasse genutzt“, sagt Tasbier, der auch die 100.000-Euro-Spende von Lukas Klostermann im Zuge der Aktion „Coronahelden Gevelsberg“ begrüßt.
Tasbier selbst war unter anderem von 2009 bis 2014 Vorsitzender des Stadtmarketingvereins, hat als solcher die Einführung des Pro-City- Geschenkgutscheins begleitet. Er arbeitete redaktionell für die Pro-City-Zeitung und entwickelte diese weiter. Auch die Veränderung des Quellenfests zum Boulevard Gevelsberg fällt in seine Amtszeit. Für die jetzigen Tätigkeiten des Vereins vor dem Hintergrund der CoronaKrise findet er lobende Worte. „Hier wurde eine vorbildliche Arbeit geleistet“, so Werner Tasbier. Er habe noch Kontakt zu einigen aktiven Kollegen in anderen Städten, mit denen er regelmäßig Erfahrungen austausche. „Denen habe ich die Pro-City-Seiten als Info empfohlen, weil dort wirklich umfassend informiert wurde“, sagt er. „Jetzt sollte man auch weiterhin die Internet-Angebote aufrechterhalten, um für die Zukunft gut gerüstet zu sein.“
Obwohl er seine beiden Geschäfte vor Jahren geschlossen hat, hatte Werner Tasbier überlegt, sein zumindest theoretisches 100-jähriges Jubiläum im Kreise seiner ehemaligen Mitarbeiterinnen zu feiern. „Aber leider ist das aus aktuellem Anlass auch nicht möglich“, bedauert er. Zum 1. Juni 1986 hatte er die Firma Hellmich an der Mittelstraße 23 übernommen. Die bestand seit dem 1. Mai 1920. Im Jahr 1991 benannte er die Firma in Mode Tasbier um.
Dem Einzelhandel immer noch verbunden
Die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK) hat Werner Tasbier als langjährig aktiven Einzelhändler für weitere fünf Jahre in den Ausschuss für Handel- und Dienstleistungen berufen.
Die Gevelsberger SPD möchte den noch immer engagierten Geschäftsmann darüber hinaus für eine weitere Legislaturperiode als Mitglied im Stadtentwicklungs-, Umwelt- und Wirtschaftsausschuss dabei haben.
„Auf diese spannende und wichtige Aufgabe freue ich mich, auch wenn durch die neue Entwicklung die Aufgaben und Verantwortungen dort gerade nicht einfacher geworden sind“, sagt Tasbier dazu.
Fünf Jahre später eröffnete er die Filiale „Fashion Shop“ an der Mittelstraße 81. 2003 zogen beide Geschäfte in die größeren Räumlichkeiten an der Mittelstraße 19 um. Wieder fünf Jahre später kam die Filiale „Herren-Mode“ an der Mittelstraße 20 dazu. 2015 war dann Schluss. Tasbier und seine Frau Edith entschieden sich dazu, beide Geschäfte aufzugeben. Ruhestand war ab da die Devise. „Manchmal ist schon ein wenig Wehmut mit dabei“, sagt Werner Tasbier heute. „Besonders wenn ich unsere ehemaligen Kundinnen treffe und sie mir sagen, wie sehr sie unser Geschäft vermissen.“ Dann sei man überwältigt und ein wenig stolz, obwohl man wisse, alles richtig gemacht zu haben. „Seit meinem Ruhestand habe ich endlich auch freie Zeit für mich, meine Frau und vor allem für die beiden jüngsten Enkel, was ich sehr genieße“, freut Werner Tasbier sich.