Redaktionsleiter Stefan Scherer kommentiert das Verhalten der Menschen in der Corona-Pandemie.
Eines kann gar nicht oft genug betont werden: Die Sache ist noch lange nicht vorbei. Und eine zweite Sache ist nicht minder bedeutend: Die Maßnahmen haben gegriffen und die ausgezeichnete Disziplin des ersten Tages der Lockerungen muss unbedingt durchgehalten werden. Nachdem viele die Gefahr der Krankheit auf die leichte Schulter genommen haben, ist vor Wochen ein Bewusstseinswandel eingetreten. Menschen mit Handschuhen und Masken wurden nicht mehr belächelt.
Doch mit jedem weiteren Tag der Isolation geht eben diese den Menschen mehr auf die Nerven. Ende der vergangenen Woche erzählte mir eine Frau im Supermarkt, sie hätte die Nase jetzt voll, sie würde nun auf die Kontaktsperre im gesamten Freundes- und Verwandtenkreis pfeifen und auch ihren bevorstehenden Geburtstag groß feiern.
Das ist eine gefährliche Einstellung und ich wollte als Geburtstagskind nicht meine Gäste einer sehr reellen Lebensgefahr aussetzen. Durchhaltevermögen, Disziplin, und ein von Solidarität geleitetes Erkennen, wie ernst die Lage ist, führen dazu, dass es bergauf geht. Leichtsinn führt uns in eine Katastrophe.