Gevelsberg. Der Betrieb der Sportalm in Gevelsberg steht still. Für den Skiclub brechen wichtige Einnahmequellen weg. So bewertet der Verein die Lage.
Wie so vieles sind auch die Türen der Sportalm am Ochsenkamp im Moment für das normale Alltagsgeschehen geschlossen. Nur Mitarbeiter betreten das Fitness-Center des Skiclubs Gevelsberg. Und das auch nur unter Einhaltung des nötigen Abstands. Sie führen Reinigungs- und Renovierungsarbeiten durch, erledigen Büroarbeiten und beantworten Anfragen der Mitglieder. Individuelles Training an Geräten oder Fitnesskurse sind ausgesetzt. Auch der Gastronomiebetrieb ruht. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie werden für den Skiclub so zu einer besonderen Belastung.
„Wir stellen uns im Moment darauf ein, dass wir unser volles Angebot noch nicht wieder ab dem 20. April werden anbieten können“, sagt Peter Mügge, früherer Geschäftsführer des Vereins und heute Beisitzer des Skiclub-Vorstandes am Mittwochnachmittag. Bis dahin sollten die Einschränkungen, um die Ausbreitung des Coronavirus’ Sars CoV-2 einzudämmen, zunächst gelten.
Workout per Video
Die Mitarbeiter des Skiclubs erstellen auch Sport-Videos, die sie auf Facebook posten. Zu sehen sind Übungen, die einfach zu Hause durchgeführt werden können. Auf Wunsch erhalten Mitglieder des Vereins darüber hinaus individuelle Trainingspläne.
Zu finden sind diese Angebote auch auf der Internetseite www.sportalm-gevelsberg.de.
Für wahrscheinlicher hält Mügge, dass Teile des Betriebs nacheinander wieder aufgenommen werden können. Der sportliche Bereich unterteile sich in drei Schwerpunkte: Der erste ist das Studio. „Hier kann man individuell und auch mit Abstand zueinander trainieren“, erklärt Mügge. Den zweiten Schwerpunkt bildeten die Fitness-Kurse.
„Wir haben Kurse mit 60 bis 70 Teilnehmern, die in einer relativ großen Halle trainieren“, so Mügge weiter. „Aber ob da 1,5 Meter Abstand möglich sind? Eher nicht.“ Dabei gehöre der Verkauf von 10er-Karten für den allgemeinen Kursbetrieb zu einer der wesentlichen Einnahmequellen des Skiclubs. Eine Möglichkeit könne sein, die Teilnehmerzahl der Kurse zu verringern. Bleibt die Frage, inwieweit der Gesetzgeber hier Spielraum lässt.
Sorge auch wegen Kirmes
Wesentlich schwieriger wird es beim dritten Schwerpunkt. Das sind die Reha-Kurse. Der Gesundheitssport für orthopädische Rehabilitation, der Herz- und Lungensport und die Zusammenarbeit mit der Deutschen Rheumaliga seien wirtschaftlich sehr wichtig für den Verein, betont Peter Mügge.
In diesem Bereich habe das umfangreiche Know-How der speziell geschulten Trainer gewinnbringend eingesetzt werden können. Das Problem hierbei liegt aber auf der Hand: Die Kurs-Teilnehmer gehören zur Risikogruppe und wären durch eine Infektion mit dem Coronavirus besonders gefährdet. Nun fielen die von den Krankenkassen dafür gezahlten Honorare vollständig weg, und die Kurse würden nach allen Erwartungen auch erst als allerletzte Maßnahme wieder erlaubt sein.
Weitere wichtige Einnahmen erziele der Verein aus der eigenen Gastronomie, mit seinen vielen Veranstaltungen und den Ski- und Städtereisen. Auch in diesen Bereichen gingen eingeplante Erlöse verloren. Die Sportalm-Hütte ist komplett geschlossen. „Hier haben wir nicht so viel Durchgangsgastronomie“, weiß Peter Mügge. „Da zählt eher die Location an sich mit ihrem alpenländischen Ambiente.“
Mit Sorge schaut der Skiclub auch auf die Gevelsberger Kirmes. Dort ist er sonst mit einem Stand vertreten, ein finanziell ebenfalls nicht zu vernachlässigender Faktor. Der Kirmesverein hatte angekündigt, eine Entscheidung bezüglich des Stattfindens der Gevelsberger Kirmes erst nach dem 19. April treffen zu wollen (wir berichteten).
Der Kirmesverein hatte angekündigt, eine Entscheidung bezüglich des Stattfindens der Gevelsberger Kirmes erst nach dem 19. April treffen zu wollen (wir berichteten). Am Mittwochabend einigten sich Bund und Länder unter anderem darauf, Großveranstaltungen bis zum 31. August aussetzen zu wollen.
Alldem gegenüber stünden lediglich geringe Einsparungsmöglichkeiten, so der frühere Skiclub-Geschäftsführer weiter. Ein wenig Luft verschafft hätte einerseits der staatliche Zuschuss für Kleinunternehmen, der Dank des Landessportbundes auch Vereinen zugutekomme. Hier konnte sich der Skiclub über 25.000 Euro freuen. Andererseits helfe ein Entgegenkommen der Hausbank bei der Finanzierung des Gebäudes.
Aber die Zinsen auf die vor 15 Jahren in Betrieb genommene Immobilie, städtische Gebühren, Abschlagszahlungen an den Energieversorger, Mitgliedsbeiträge an die Verbände und dergleichen liefen weiter. Eine Stundung der Beträge bringe auch keine echte Entlastung, weil sie dann später in einer womöglich noch schwierigeren Situation gezahlt werden müssten.
„Die wesentlichste Kostenreduzierung hat das Personal akzeptiert“, macht Peter Mügge deutlich. „Alle haben sich sehr verständnisvoll gezeigt und einer Kurzarbeiterregelung zugestimmt.“ Elf Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen seien derzeit davon betroffen. Daneben gebe es aber auch Übungsleiter und Honorarkräfte, die derzeit völlig auf ihre Entlohnung verzichten müssten.
Mitglieder bislang loyal
„Erfreulicherweise gibt es eine sehr weitgehende Loyalität der Mitglieder zu ihrem Verein“, stellt Mügge fest. Nur wenige hätten ihren Lastschriftauftrag für das Einziehen des monatlichen Beitrags für das Fitness-Studio widerrufen.
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Unklar ist, ob das so bleibt, wenn die Pandemie den Sportalm-Betrieb noch weitere zwei bis drei Monate stilllegt. Der Krisenstab, bestehend aus den drei geschäftsführenden Vorstandsmitgliedern des Skiclubs, einem Beisitzer und zwei Mitarbeitern aus dem sportlichen Bereich, erarbeite derzeit eine Lösung, wie den Mitgliedern für ihre Treue gedankt werden solle.
Das Gremium tage derzeit alle zwei Wochen im Rahmen einer Video-Konferenz und beschließe die jeweilig notwendigen Maßnahmen. Das Ziel dabei lautet: Den Skiclub fit halten, um nach den Einschränkungen mit voller Kraft durchzustarten und seinen Mitgliedern wieder die Heimat für ihre sportlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten zu bieten.