Schwelm. Wie arbeitet die Stadtverwaltung Schwelm in Zeiten von Corona? Und was passiert nach Corona? Die Steuereinnahmen brechen weg.

In der Wirtschaft, in den Schulen und in Kindergärten herrscht wegen der Corona-Pandemie der Ausnahmezustand. Vieles muss neu organisiert werden, dazu gehört auch das Schaffen neuer Strukturen und das Bestreiten ungewöhnlicher Wege, damit das System nicht zusammenbricht. Das gilt natürlich auch für das Rathaus. Unsere Redaktion hat mit dem Beigeordneten der Stadt Schwelm, Ralf Schweinsberg, gesprochen, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die tägliche Arbeit der Verwaltung hat und mit welchen Spätfolgen zu rechnen ist.

„Alles ist in diesen Zeiten anders als sonst. Es gibt eine Vielzahl von Aufgaben, die wir alle noch nicht kannten“, sagt Ralf Schweinsberg. Home-Office ist auch für die Stadtverwaltung ein wichtiges Thema. Die IT im Rathaus hat in wenigen Tagen die Voraussetzungen dafür geschaffen, das weit mehr der insgesamt rund 320 Angestellten und Beamten von zuhause aus ihren Dienst erledigen können. So waren am vergangenem Mittwoch neben 87 physisch in den Verwaltungsgebäuden anwesenden Mitarbeitern noch einmal rund die gleiche Anzahl am heimischen Schreibtisch tätig. Zu normalen Zeiten sind weniger als 20 bei der Stadt beschäftigte Frauen und Männer im Home-Office unterwegs.

Nach den ersten Wochen des Ausnahmezustands zieht Ralf Schweinsberg aber auch eine positive Bilanz. „Wenn es eng wird, hält Schwelm zusammen. Das Dorf steht zusammen, alle sprechen miteinander. Das ermöglicht es uns als Stadt, mit der Situation zurecht zu kommen“, lobt der Beigeordnete die Bürger, Organisationen und auch die Mitarbeiter im eigenen Haus für ihren Einsatz.

Ordnungsamt personell verstärkt

Die städtischen Einrichtungen wie Hallenbad, Jugendzentrum und Bücherei sind zwar geschlossen, in anderen Bereichen wird aber mehr Personal benötigt. Beispielsweise im Fachbereich Ordnung, Da ist auch der Stab „Außergewöhnliche Ereignisse“ (SAE) angesiedelt (siehe Zweittext). „Wir haben die Zahl der Mitarbeiter mehr als verdoppelt“, sagt Christian Rüth. Sein Team zählt normal zwölf Köpfe. Weitere 15 Stadt-Mitarbeiter, aus allen Bereichen der Verwaltung zusammengezogen, unterstützen ihn in der Corona-Zeit bei seinen Aufgaben, zu denen neuerdings auch die Kontrollen der Spielplätze gehören, die zur Zeit ja gesperrt sind. Das klappe reibungslos, wie er berichtet.

Im Rathaus macht man sich zurzeit auch Gedanken über die Zeit nach Corona. Ein wichtiges Thema werden die Finanzen sein.
Im Rathaus macht man sich zurzeit auch Gedanken über die Zeit nach Corona. Ein wichtiges Thema werden die Finanzen sein. © WP | Bernd Richter

Die Rathaustüren sind zwar verschlossen, dafür wurde das Personal der Telefonzentrale aufgestockt. So kann es vorkommen, dass ein Anrufer bei der Stadt die Gleichstellungsbeauftragte Dr. Sandra Michaelis oder auch die Personalratsvorsitzende am Hörer hat. Es würden aber auch Überstunden und Urlaube abgebaut, wenn es möglich sei, so Ralf Schweinsberg.

Stichwort Bürgerbüro: „Für die Ausgabe der Gelben Säcke öffnen wir nicht. Die können die Bürger bei den Technischen Betrieben in der Wiedenhaufe, bei Rewe Schürholz und den beiden Aral-Tankstellen im Stadtgebiet abholen“, sagt Christian Rüth. In dringenden Fällen könnten telefonisch Termine vereinbart werden.

Ein wichtiges Datum für Verwaltung und Politik war der 14. April. An diesem Tag haben sich Schweinsberg und Kämmerin Marion Mollenkott die städtischen Finanzen vorgenommen. „Die Finanzlage ist kein Schwelmer Problem. Auch hier bricht die Gewerbesteuer ein und die Einnahmen aus der Vergnügungssteuer tendieren gegen 0“, sagt Ralf Schweinsberg. Am besagten Dienstag versuchte die Kämmerei Prognosen für die Zukunft zu entwickeln, um die Mindereinnahmen beziffern zu können. Am 20. April will die Verwaltung ihre Ergebnisse der Politik präsentieren, in der Sitzung des Rates der Stadt am 23. April wird Bürgermeisterin Gabriele Grollmann-Mock dann etwas zu der finanziellen Situation der Stadt sagen.

Der städtische Haushalt fliegt dem Rathaus wegen den Auswirkungen der Corona-Pandemie gerade um die Ohren – nicht allein ein Schwelmer Problem. „Ich gehe im Moment nicht davon aus, dass Schwelm sich am eigenen Schopf aus der finanziellen Misere wird ziehen können“, beweist Ralf Schweinsberg einen Blick für die Realität.

Sonderregelung für Martfeld-Wirt

Ganz nah am Ohr der Wirtschaft und den Unternehmen ist auch der städtische Wirtschaftsförderer Rund 250 Beratungsgespräche hat Simon Nowack in den vergangenen drei Wochen geführt, überwiegend mit Kleinunternehmern und Solo-Selbstständigen. „Es geht um Friseure, Gastronomen, Kosmetikerinnen und Einzelhändler. Es geht ums Geld, darum, ob sie schließen müssen oder nicht“, so Nowack. Im Handwerk hingegen sei die Auftragslage ganz solide. Sowohl mit dem neuen Pächter der Martfeld-Gastronomie als auch dem Bistro am Neumarkt haben wir Wege gefunden, sie finanziell zu entlasten“, sagt Ralf Schweinsberg. Das Martfeld-Restaurant hat ab sofort einen Abhol- und Lieferservice gestartet, das Team ist für Kunden Donnerstag bis Samstag von 15 bis 21 Uhr und Sonn- und Feiertags 12 bis 20 Uhr erreichbar (02336/4084378 od. 0170-5515948 bzw. WhatsApp).

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Das Eventmanagement ist beim Stadtmarketing massiv zurückgefahren worden. Der Trödelmarkt für den Mai ist abgesagt worden. Hingegen laufen Heimatshoppen und der Feierabendmarkt digital. „Die Rückmeldungen sind positiv, die Zahl der Bestellungen ist signifikant nach oben gegangen“, so Nowack. Beim digitalen Feierabendmarkt seinen rund 40 Leute im Videochat gewesen, den Markt live über Facebook hätten ca. 300 Menschen verfolgt. „Somit haben wir mit dem digitalen Feierabendmarkt rund 350 Bürger erreicht“, freut sich Nowack.

Bürgermeisterin Grollmann-Mock zieht um Corona herum eine positive Bilanz: „Ich bin stolz darauf, dass unsere Stadtverwaltung mit allen Mitarbeiter/innen auch in dieser für alle Menschen schwierigen Zeit ein verlässlicher Partner für die Bürgerinnen und Bürger ist“.