Gevelsberg. Ein von Eltern gegründeter Verein plant, in Gevelsberg einen Waldkindergarten einzurichten. Aktuell werden noch weitere Unterstützer gesucht.

Voraussichtlich im Herbst soll in Gevelsberg ein neues Betreuungsangebot für Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren an den Start gehen. Ein eigens dafür gegründeter Verein plant, im Bereich Berge einen Waldkindergarten auf die Beine zu stellen. Die Schwerpunkte liegen dabei vor allem auf naturnaher und bedürfnisorientierter Erziehung. Aber auch Nachhaltigkeit und Ernährung sollen eine wichtig Rolle spielen. Aktuell versucht der Verein, weitere Unterstützer für das Projekt zu gewinnen.

20 Plätze, fünf Erzieher in Voll- und Teilzeit, zwei Bauwagen und ein großer Außenspielplatz – soweit die Eckdaten des Vorhabens, hinter dem die 2019 ins Leben gerufene Elterninitiative Waldwerk steckt.

Vermittlung von Gleichwertigkeit

„Wir wollen keinen klassischen Waldkindergarten, sondern einen mit richtigen Räumen“, erklärt Anna Kapfer. Die Gevelsbergerin ist treibende Kraft des Projekts und selbst Mutter eines zweijährigen Sohnes. Sie arbeitet als Elternberaterin und veranstaltet unter anderem Eltern-Kind-Kurse und Workshops. Auf der Suche nach einer geeigneten Kita entschied sie sich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. „Ich konnte mich mit keinem Konzept so richtig anfreunden“, sagt sie. „Mir war eine Betreuung draußen sehr wichtig.“ So kam ihr die Idee zum Waldkindergarten.

Verein übernimmt Verwaltung der Einrichtung

Für einen Platz im Waldkindergarten bezahlen die Eltern den Standard-Elternbeitrag an die Stadt und müssen zusätzlich einen Vereinsbeitrag (circa 30 Euro pro Monat und Kind) an den Verein Waldwerk bezahlen. Hinzu kommt noch eine Essenspauschale. Für die letzten beiden Beitragsjahre entfällt der Elternbeitrag an die Stadt.

Waldwerk übernimmt die Rolle des Einrichtungsträgers und übernimmt sämtliche Aufgaben der Verwaltung.

Anders als bei anderen Kitas sollen die Eltern im Waldkindergarten mit anpacken und zum Beispiel bei der Grundstückspflege oder der Ausrichtung von Sommerfesten und dergleichen helfen.

Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten gibt es derzeit im Internet unter
www.elterninitiative-waldwerk.jimdosite.com/

Dessen Konzept sieht vor, dass die Kinder von klein auf den bewussten Umgang mit Ressourcen lernen. Das könnte sich beispielsweise im Anbau von Obst und Gemüse widerspiegeln. Auch Kooperationen mit lokalen Bauernhöfen sind denkbar. Baumaterial und Spielzeug sollen aus nachhaltigen Materialien gefertigt sein. Außerdem soll der Waldkindergarten den Kindern die Achtung der Umwelt, also von Pflanzen und Tieren vermitteln. Angedacht sind tägliche und möglichst lange Aufenthalte in der Natur. Das große Außengelände soll naturbelassen gestaltet werden. Erzieher sollen den Kindern auf Augenhöhe begegnen. Strafen, Konsequenzen oder Belohnungssysteme gehören nicht in das Konzept. Verständliche Regeln sollen klare Rahmenbedingung schaffen. Gleichwertigkeit ist dabei ein wichtiger Faktor. Auf dem Ernährungsplan steht selbstgekochtes Essen, größtenteils aus Bioprodukten beziehungsweise Selbstangebautem.

Anna Kapfer von der Elterninitiative Waldwerk setzt sich für einen neuen Waldkindergarten in Gevelsberg ein.
Anna Kapfer von der Elterninitiative Waldwerk setzt sich für einen neuen Waldkindergarten in Gevelsberg ein. © Privat

Die zwei Bauwagen mit einer Größe von je 12 x 3 Metern und eine überdachte Terrasse dazwischen sollen es möglich machen, die Kinder bei jedem Wetter zu beschäftigen. In einem der Bauwagen stünden Ruhe- und Schlafmöglichkeiten zur Verfügung. So könnten Betreuungszeiten ähnlich denen eines Regelkindergartens angeboten werden. Damit wäre auch die Aufnahme von U3-Kindern möglich.

Anna Kapfer ist bei der Konzeption vor allem eines wichtig: „Es soll kein elitärer Kindergarten werden, sondern einer für alle.“ Bei der derzeit geplanten Struktur stünden zehn 35-Stunden-Plätze und zehn 45-Stunden-Plätze zur Verfügung. „Für die U3-Plätze haben wir schon viele Anfragen“, sagt Anna Kapfer. „Im Ü3-Bereich sind noch Plätze frei.“ Die Kinder sollen alle in einer Gruppe betreut werden.

Was im Moment noch fehlt, sind eine Baugenehmigung und die Genehmigung des Landesjugendamtes, das die pädagogischen Standards überprüft. Hierfür steht die Elterninitiative in Kontakt mit der Gevelsberger Stadtverwaltung. Die begrüßt das Vorhaben, ein zusätzliches pädagogisches Angebot und neue Betreuungsplätze zu schaffen. Aktuell wird gemeinsam nach einem geeigneten Standort für den Waldkindergarten gesucht. Die Politik in Gevelsberg hat den Weg für einen Waldkindergarten bereits freigemacht. Im Zuge einer Dringlichkeitsentscheidung hat sie die geplante Einrichtung mitsamt einer Gruppe des Gruppentyps I in die Kindergartenbedarfsplanung mit aufgenommen. Das musste schon vor dem 15. März geschehen, damit später Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen in Anspruch genommen werden können.