Gevelsberg. Der Gevelsberger Zauberer Marc Weide geht auf eigene Art mit abgesagten Shows und Isolation um. Online gewährt er seinen Fans exklusive Einblicke.

„Ich habe hier zuhause kaum Platz, um Magie vorzuführen“, sagt Henry Harrius. Der preisgekrönte und szenebekannte Illusionist aus Hong Kong befindet sich mitten im Gespräch mit einer andere Größe seiner Zunft. Ihm zugeschaltet ist der Gevelsberger Marc Weide, seines Zeichens Weltmeister der Zauberkunst 2018. „Ich habe hier im Moment auch keine Möglichkeit, vor Leuten aufzutreten“, sagt Weide. Zugeschaltet ist er deshalb, weil die Beiden mehr als 8000 Kilometer voneinander trennen. Gemeinsam befinden sie sich in einem Videochat auf der sozialen Internet-Plattform Instagram. Um die 70 Nutzer schauen ihnen zu, schreiben zwischendurch Kommentare oder schicken Emojis.

Livestream zu zweit statt Bühnenshow vor mehreren Hundert Zuschauern – so sieht der Alltag von Marc Weide und vielen seiner Kollegen im Moment aus. Eine Situation, die ihm einerseits zu schaffen macht, aus der er andererseits aber versucht, das Beste herauszuholen. „Es ist beklemmend, wenn man den aktuellen Prognosen folgt“, sagt der 28-Jährige. Er kann noch nicht so richtig glauben, dass er nach dem 19. April wieder wie gewohnt vor Publikum auftreten kann. Mindestens bis dahin gelten die bestehenden Regeln von Bund und Ländern, um die Ausbreitung des Coronavirus’ einzudämmen.

Auch TV-Auftritte betroffen

Weides nächster Auftritt wäre am 9. Mai in Emmelshausen (Rheinland-Pfalz) – Stand jetzt. Acht Shows seines aktuellen Programms „Kann man davon Leben???“ musste er schon von April zum Teil auf 2021 verschieben. Auch einige Auftritte in Fernsehsendungen wurden abgesagt. Oder er wird nur noch über Video in das TV-Studio geschaltet.

„Eigentlich wäre ich im Moment jeden Tag auf Tour und in einer anderen Stadt“, sagt der Zauberer. „Jetzt muss ich gucken, dass mir zuhause nicht die Decke auf den Kopf fällt.“ Viele seiner Kollegen hätten derzeit finanzielle Sorgen, weil sie nicht arbeiten könnten. Auf ihn treffe das aber noch nicht so stark zu. „Ich habe mir darüber natürlich auch Gedanken gemacht, aber im Moment komme ich noch gut aus“, sagt er.

Talentwettbewerb

Ein weiteres Projekt, das Marc Weide gemeinsam mit dem Youtuber Alexander Straub angeht, ist ein Online-Talentwettbewerb für Nachwuchszauberer.

Diese können ein Video auf ihren Social-Media-Kanälen hochladen, in dem sie einen Trick vorführen.

Weide und Straub werden diese Vorführung als Jury bewerten. Die besten Drei gewinnen einen Gastauftritt bei Weide und Straub.

Weiteres verraten die Beiden über ihre eigenen Profile in den sozialen Netzwerken.

Damit ihm die Decke seiner Wohnung in Berlin eben nicht auf den Kopf fällt, und vor allem auch, um den Kontakt zu seinen Fans zu halten, setzt Marc Weide daher gerade stark auf seine Internetpräsenz. Viele Leute seien traurig, dass er seine Auftritte verschieben müsse. Das hätten ihm die Reaktionen in den sozialen Netzwerken gezeigt.

Deshalb will er sie jetzt von ihren Computer- und Handybildschirmen aus verzaubern. „Ich will einfach zeigen, dass ich weitermache“, erklärt Weide. Auch wenn das Zaubern im Internet für ihn eine komische, ungewohnte Situation ist. „Gerade, wenn jemand eine Spielkarte wählen oder eine Münze in seiner Hand halten soll“, sagt er.

Sehnsucht nach der Bühne

Regelmäßig postet er nun Videos, in denen er Tricks vorführt, führt Live-Gespräche mit Zauberer-Kollegen wie Henry Harrius, über die er exklusive Einblicke in die Situation der Branche gibt. Und er schreibt mit seinen Fans. „Einige zaubern selbst und wollen meine Meinung zu ihren Tricks hören“, sagt Weide. „Ich bemühe mich, das meiste zu beantworten.“ Mehr Zeit dazu als sonst habe er im Moment schließlich.

Auch interessant

Dabei möchte er auch die Gelegenheit nutzen und einen Teil seines Wissens an die Fangemeinde weitergeben. Am Wochenende bietet er einen Film zum Herunterladen an. „Da zeige ich ein paar Tricks für junge Zauberer“, verrät Weide. Wo genau dieser Film veröffentlicht wird, möchte er nicht verraten. „Das wird auf einer Zaubererplattform passieren.“

Trotz aller Aktivität von zu Hause aus bleibt aber seine Sehnsucht nach der Bühne. „Ich bin optimistisch, dass das normale Leben spätestens im Juli weitergeht“, sagt er. „Aber ich bin doch eher ein Livetyp.“