Ennepetal. Der Förderverein Denkmal Bahnhof Ennepetal kritisiert, dass seit Monaten keine Fortschritte bei der Sanierung des Gebäudes sichtbar seien.
Der Förderverein Denkmal Bahnhof Ennepetal kritisiert in einem Brief an Bürgermeisterin Imke Heymann, dass seit Monaten keine entscheidenden Aktivitäten hinsichtlich der geplanten Sanierung des Baudenkmals zu erkennen seien. „Deshalb sehen wir uns genötigt, Sie erneut auf die unzumutbare Situation um das gesamte Gebäude aufmerksam zu machen“, heißt es in dem vom Vorsitzenden Frank Oberdorf unterzeichneten Schreiben. „Wir können leider nicht erkennen, dass der weitere Zerfall in irgendeiner Weise von Ihnen gebremst wird.“ Auf Nachfrage dieser Zeitung heißt es aus der Stadtverwaltung, dass derzeit aufwendige statische Berechnungen vorgenommen würden und der Förderantrag auf den Weg gebracht werde.
Der Förderverein erinnert in dem Schreiben daran, dass es im Juni vergangenen Jahres ein Gespräch im Rathaus mit der Bürgermeisterin und Fachbereichsleiter Stephan Langhard gegeben habe. Fazit sei gewesen, dass weniger die Vergangenheit, sondern mehr die Zukunft beleuchtet werden sollte. Der Förderverein sollte demzufolge laufend über die anstehenden und geplanten Maßnahmen zum Erhalt des Gebäudes unterrichtet werden.
Teilweise Sanierung vorgesehen
Als die Stadt Ennepetal das vor sich hin gammelnde Bahnhofsgebäude aus Privatbesitz kaufte, gründete sich 2010 der Förderverein Denkmal Bahnhof Ennepetal. Dessen Ziel war, die Sanierung zu fördern und die Voraussetzungen für eine nachhaltige Nutzung zu schaffen.
Letztlich kam es nie zu einer Umsetzung von Nutzungsideen, nicht zuletzt, weil erwartete Fördermittel nicht mehr zu generieren waren. Später kam es zwischen Verein und Stadt zum Streit: Der Vereinsvorstand warf der Verwaltung Untätigkeit hinsichtlich einer Sanierung vor, die Verwaltung sah kein umsetzbares Finanzierungs- und Nutzungskonzept.
Die Stadtbetriebe (SBE) übernahmen 2017 das Bahnhofsgebäude aus dem Eigentum der Stadt. Sie beauftragten ein Gutachten für das 1849 eröffnete Bauwerk. Dieses stellte erheblichen Hausschwamm- und auch Schimmelbefall fest.
Die Verwaltung verständigte sich auf Grundlage des Gutachtens mit der zuständigen Denkmalpflegerin beim LWL darauf, den Anbau, in dem früher die Gepäckabfertigung betrieben wurde, zurückzubauen. Zudem soll der massiv vom Schwamm befallene eingeschossige Anbau zurückgebaut werden. Dabei handelt es sich um die zuletzt hinzugekommenen Anbauten.
Für den Bahnhof sieht der SBE-Wirtschaftsplan bisher nicht verbrauchte 800.000 Euro aus dem Jahr 2019 sowie 1,5 Millionen Euro für 2020 vor. 160.000 Euro wurden bereits für den Rückbau des Bahnsteigdaches und die Statikerin aufgewendet, so dass insgesamt 2,46 Millionen Euro eingeplant sind.
„In der Hoffnung, dass dieses auch geschieht, haben wir uns in den letzten Monaten mit Anfragen und Stellungnahmen zurückgehalten und auf Aktivitäten am Gebäude gewartet“, so Frank Oberdorf. „Entscheidendes ist nach unserer Ansicht nicht geschehen, außerdem erhielten wir keinerlei Informationen über geplante Maßnahmen oder Handlungsabsichten. Auch unser Angebot, Sie fachlich zu beraten, wurde bisher nicht angenommen.“
Der Förderverein bittet in seinem Schreiben die Bürgermeisterin, über den aktuellen Stand der Planung und die weitere Vorgehensweise zu informieren. Auch die Mitglieder drängten darauf. Für den 21. April sei die Durchführung einer Jahreshauptversammlung geplant. Dazu wolle man auch die Bürgermeisterin gerne einladen. Da man aber nicht ohne aktuelle Informationen in diese Versammlung gehen wolle, bitte man die Bürgermeisterin, diese zur Verfügung zu stellen, so der Fördervereinsvorstand. Auch stehe man gerne zu einem Informationsgespräch bereit.
Berechnungen und Förderanträge
Gegenüber dieser Zeitung erläutert die Stadtverwaltung den gegenwärtigen Sachstand. „Neben den erfolgten statischen Berechnungen für die neuen Außenmauern befindet sich die durch die Stadtbetriebe Ennepetal beauftragte Statikerin gerade in den Arbeiten zur Berechnung der inneren Aussteifungen“, so Stadt-Pressesprecher Hans-Günther Adrian. „Das ist ein durchaus zeitintensives Unterfangen in einem historischen und über seine Lebensdauer veränderten Gebäude. Auf Grundlage ihrer Berechnungen werde die Architektin die Ausschreibungen zur baulichen, denkmalgerechten Umsetzung erstellen. Dazu könne allerdings noch keine Zeitschiene benannt werden, so Hans-Günther Adrian.
Der Förderantrag für die Maßnahme, der laut Adrian vom Umfang her ungefähr einen Stehordner Papiere und Gutachten enthalte, liege aktuell der Unteren Denkmalbehörde (die bei der Stadt angesiedelt ist, d. Red.) zur Stellungnahme vor. Nach Fertigstellung gehe der Antrag an die Bezirksregierung. „Wenn von dort grünes Licht für einen vorzeitigen, förderunschädlichen Beginn der Maßnahme kommt, könnten wir noch dieses Jahr mit der Sanierung bzw. dem weiteren Rückbau und der Gebäudesicherung beginnen“, erklärt Adrian. Nachdem das Bahnsteigdach am Gebäude bereits abgebrochen wurde, sei man vorbereitend nicht mehr auf die Bahn angewiesen.
Die Deutsche Bahn modernisiert den Bahnhof Ennepetal seit August 2019 im Rahmen des RRX-Außenastprogramms. So wurde der Bahnsteig bereits auf einer Gesamtlänge von 215 Metern erneuert sowie auf eine Höhe von 76 Zentimeter abgesenkt. Im 1. Quartal 2020 seien nach Auskunft eines Bahnsprechers noch letzte, minimale Restarbeiten an Beleuchtung und Beschallung abzuschließen gewesen.