Ennepetal. In Ennepetal bleibt die Nachfrage nach Kita-Plätzen hoch. Voraussichtlich sind über die aktuellen Neubauten hinaus Kapazitäten zu schaffen.
Die Nachfrage nach Kita-Plätzen steigt in Ennepetal weiter an. Insbesondere bei der U3-Betreuung wird es künftig einen noch größeren Bedarf geben. Selbst nach Fertigstellung der derzeit im Bau befindlichen Einrichtungen in Hasperbach, Am Timmerbeul und am Loher Nocken sei davon auszugehen, dass weitere Kapazitäten geschaffen werden müssten, heißt es in der Ausbauplanung, die der für die Kitas zuständige Abteilungsleiter im Rathaus, Markus Ihmels, dem Jugendhilfeausschuss vorlegte.
Stark untergedeckt sei der Bereich Milspe/Altenvoerde. Insofern sei der Ausbau des Familienzentrums im Mehrgenerationenhaus auf mindestens vier Gruppen (bisher drei mit insgesamt 45 Plätzen) dringend erforderlich. Auch in der Stadt Breckerfeld, für die Ennepetal die Jugendhilfeaufgaben übernimmt, ist den Ausführungen zufolge trotz der letzten Erweiterung der Evangelischen Kita Sterntaler die Schaffung weitere Kapazitäten notwendig.
Viele Anmeldungen ab null Jahren
„Wenn wir die aktuellen Maßnahmen umgesetzt haben, gehe ich davon aus, dass wir die Ü3-Betreuung gesichert haben“, betonte Ihmels. Allerdings verzeichne man derzeit „unglaublich viele Anmeldungen ab null Jahren.“ Da Eltern ihre Kinder auch für die U3-Betreuung anmelden, um spätestens mit drei Jahren einen Platz zu erhalten, sei der tatsächliche Bedarf derzeit nicht zu ermitteln und müsse besonders beobachtet werden, wenn die genannten Baumaßnahmen abgeschlossen seien und somit erheblich mehr Plätze zur Verfügung stünden.
Derzeit wird in Hasperbach auf dem Gelände der ehemaligen Schule eine neue viergruppige Kita errichtet, die die bisherige städtische Einrichtung, die nur Platz für zwei Gruppen bietet, ersetzen wird. Geplant ist trotz einiger Bauverzögerungen die Eröffnung zum neuen Kindergartenjahr, das am 1. August beginnt. Dann soll auch der Bau in der Straße Am Timmerbeul in Voerde fertig sein. Dort baut die Firma Materio aus Soest, die zuletzt schon den Waldorfkindergarten in Voerde, die AWo-Kita an der Hembecker Talstraße sowie den Johanniter-Kindergarten an der Schemmstraße errichtet hatte. Träger der Kita Am Timmerbeul wird das Deutsche Rote Kreuz Schwelm sein. Markus Ihmels teilte dem Ausschuss zudem mit, dass auch die neue zweigruppige Kita der Evangelischen Stiftung Loher Nocken in Voerde zum 1. August in Betrieb gehen solle.
In den vergangenen Jahren schuf die Stadt Ennepetal immer mehr Kapazitäten in Tageseinrichtungen für Kinder. Allein seit dem Kindergartenjahr 2017/18 wurde die Zahl der Gesamtplätze um fast 40 Prozent auf 1211 (ab Kindergartenjahr 2020/21) erhöht. Zuzüge und mehr Geburten, vor allem aber der vom Land forcierte Ausbau der U3-Betreuung mit dem seit 2013 bestehenden Rechtsanspruch für Kinder ab einem Jahr sorgten für die stark steigende Nachfrage.
Erstattung des Trägeranteils auf dem Prüfstand
Das Gesetz zur qualitativen Weiterentwicklung der frühen Bildung (neues Kibiz), das mit Beginn des neuen Kindergartenjahres in Kraft tritt, verspricht eine „angemessene Refinanzierung der Tageseinrichtungen für Kinder“. So sollen die Trägeranteile gesenkt und gleichzeitig die Summe der Gesamtbetriebskosten erhöht, aber auch der Anteil der Refinanzierung durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe angehoben werden.
Schon nach Einführung des Gesetzes zur Stärkung der Trägervielfalt (2017) und der Auszahlung zusätzlicher Pauschalen sowie der weiteren Zahlung freiwilliger Leistungen durch die Stadt, die den Trägeranteil der Gesamtbetriebskosten erstattet, sei nach Darstellung der Verwaltung zu erkennen, dass die Träger erstmals wieder Rücklagen gebildet hätten.
Da auch das neue Kibiz den Trägern eine auskömmliche Refinanzierung der Betriebskosten verspreche, so heißt es von Seiten der Stadt, werde man die freiwilligen Leistungen zum neuen Kita-Jahr auf ihre Notwendigkeit überprüfen.
Die vom Land vorgegebene Quote, dass für mindestens 35 Prozent der Kinder unter drei Jahren ein Betreuungsplatz – davon 30 Prozent in der Tagespflege – zur Verfügung stehen muss, wird von der Stadt Ennepetal mit aktuell mehr als 50 Prozent deutlich übererfüllt. Bezogen auf die U3-Kinder mit Rechtsanspruch liegt die Quote sogar bei 67 Prozent.
Günstige Elternbeiträge
Markus Ihmels verwies darauf, dass die Kita-Gebühren in Ennepetal ungleich günstiger als in den anderen Städten seien. Das sei für Familien ein Kriterium, nach Ennepetal zu ziehen. Die Stadt hatte vor Jahren begonnen, die Gebühren in 20-Prozent-Schritten zu senken. Nach zweimaliger Senkung wurden die Sätze aufgrund der angespannten Haushaltslage eingefroren.
In seiner Vorlage rechnete Ihmels vor, dass sich die jährlichen Gesamtbetriebskosten für die Tageseinrichtungen in Ennepetal und Breckerfeld, in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht habe. Auch wenn die Refinanzierung durch das Land aufgrund der Neufassung des Kibiz (Gesetz zur qualitativen Weiterentwicklung der frühen Bildung) zum 1. August 2020 ansteigen werde, liegen demnach die Ausgaben allein der Stadt Ennepetal bei etwa 6,5 Millionen Euro. Abzüglich der eingenommenen Elternbeiträge und die Erstattung durch das Land für den Beitragsausfall für die beiden kostenlosen Kita-Jahre und zuzüglich der freiwilligen Leistungen an die Träger verbleiben etwa 6,2 Millionen Euro, die unter dem Strich im Haushalt zu Buche schlagen. Rechnerisch kostet ein Kindergartenplatz die Stadt pro Jahr mehr als 5000 Euro. Die Aufwendungen für die Kindertagespflege liegen bei insgesamt 758.000 Euro.