Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Nach Anordnung der Kontaktsperre wegen des Coronavirus kontrollieren die Städte nun. Die Kreispolizei vermeldet erste Corona-Verbrechen.

Mit der Kontaktsperre und den damit einhergehenden Maßnahmen ist das ohnehin schon deutlich zurückgefahrene öffentliche Leben in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal nun fast vollständig zum Erliegen gekommen. Doch wie schultern die Städte diese immensen Herausforderungen, sogar in Privatwohnungen Partys zu untersagen? Und: Wie ist die Situation bei der Kreispolizeibehörde? Deren Sprecherin Sonja Wever macht klar: „Wir spüren die Auswirkungen bereits.“

Polizei

Die Polizei ist zwar nicht im Kern dafür zuständig, Kontrollen bezüglich der Kontaktsperre durchzuführen, dennoch fahren die Beamten wachen Auges durch den Südkreis. „Wir werden stets mit einem großen Fingerspitzengefühl vorgehen“, sagt Pressesprecherin Sonja Wever auf Nachfrage dieser Zeitung. „Wenn die Kollegen Gruppen sehen, werden diese auch kontrolliert und je nach Fall mit Sicherheit die Personalien zur Sanktionierung durch das Ordnungsamt festgehalten.“

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In der Behörde selbst gebe es bislang keinen Coronafall, wohl aber sei die Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis durch einige Quarantäne-Fälle personell etwas dezimiert. „Die Auswirkungen, die wir bislang merken, sind: weniger Verkehrsunfälle, weniger Kriminalität“, sagt Sonja Wever. Das Einsatzaufkommen sei stark gesunken. Gleichwohl gebe es auch im EN-Kreis Corona-spezifische Verbrechen. Menschen geben sich als Mitarbeiter des Gesundheitsamts aus, um in Wohnungen zu gelangen oder erzählen beim alten Enkeltrick nun, dass Verwandte mit Corona infiziert sind und Geld für die Behandlung benötigt werde.

Für die kommenden Wochen, in denen die Menschen mehr oder weniger gemeinsam in den eigenen vier Wänden gefangen sind, wird die Behörde vor allem die Anzahl der Fälle von häuslicher Gewalt im Auge behalten.

Schwelm

Das Ordnungsamt der Stadt Schwelm kontaktiert seit Montag Morgen die betroffenen Geschäfte und Einrichtungen, um die Inhaber und Betreiber über die verfügten Einschränkungen zu informieren und gleichzeitig deren Einhaltung zu kontrollieren. Weil dies von den Mitarbeitern im Außendienst nicht allein zu bewältigen ist, werden auch Kollegen vom Innendienst und aus anderen Fachabteilungen der Stadtverwaltung hinzugezogen. Im Schwelmer Rathaus liefen am Montag Absprachen, wer aus welchen Abteilungen dafür abbestellt werden kann. Die Einhaltung des Kontaktverbots wird in Schwelm von Ordnungsamt und Polizei gemeinsam kontrolliert.

Gevelsberg

Sanktionierung ist Sache der Kommunen

Faktisch läuft die Kontaktsperre auf ein Versammlungsverbot für Gruppen von mehr als zwei Personen hinaus.

Die weitergehenden Maßnahmen sind laut Bundesregierung notwendig, weil sich zu viele Bürger nicht an die am 12. März beschlossene Aufforderung, soziale Kontakte möglichst weitgehend zu verringern, gehalten hätten.

Die nun verschärften Maßnahmen gelten zunächst für die Dauer von zwei Wochen.

Die Kontrolle und Sanktionierung bei Zuwiderhandlung liegt bei den Kommunen.

So ist die Situation auch in der Stadt Gevelsberg. Ordnungsamt und Polizei kontrollieren die Einhaltung des Kontaktverbots gemeinsam. Um das Ordnungsamt dabei zu unterstützen, werden Mitarbeiter aus anderen Fachbereichen der Verwaltung hinzugezogen. Wie wie viele Kräfte genau im Einsatz sind, ließ sich daher am Montag noch nicht sagen. Das Ordnungsamt wird nun Streife fahren und gehen, um die Einhaltung der Kontaktsperre zu kontrollieren. „Wenn wir sechs Leute zusammen am Ennepebogen sehen, wird es ein Bußgeld geben“, warnte die Stadtverwaltung. Seit vergangener Woche seien auch Spielbereiche und Bolzplätze in Gevelsberg mit Flatterband und entsprechenden Hinweisschildern abgesperrt. Über das seit vergangenem Mittwoch geschaltete Bürgertelefon der Stadt kämen vereinzelt Hinweise, wenn an bestimmten Stellen im Stadtgebiet zu viel Frequenz sei.

Ennepetal

In Ennepetal werden etwa 40 Mitarbeiter eingesetzt, die zum einen Streife fahren und gehen, um die Einhaltung der verfügten Einschränkungen zu kontrollieren, und zum anderen an der eigens eingerichteten Telefonhotline Bürgerfragen zu beantworten. Für diese Aufgaben würden auch Mitarbeiter aus anderen Bereichen herangezogen, in denen aufgrund der aktuellen Situation weniger zu tun ist, erklärt Stadt-Pressesprecher Hans-Günther Adrian.

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„Wir werden das Ennepetaler Stadtgebiet an sieben Tage pro Woche bestreifen“, sagt er. Schon in der vergangenen Woche habe man ja auf Spielplätzen und Sportstätten nachgeschaut, ob die Betretungsverbote eingehalten wurden. Für die eingesetzten Kollegen sei ein Dienstplan aufgestellt worden, durch den auch die Abendstunden und das Wochenende abgedeckt würden.

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Am Montag sei das Ordnungsamt unterwegs gewesen, um mit sämtlichen Lebensmittelhändlern einheitliche Regelungen zu vereinbaren, berichtet Stadtsprecher Hans-Günther Adrian. In Zweierteams würden die städtischen Mitarbeiter in den kommenden Tagen dann auch kontrollieren, ob sich die Händler an die Vorgaben halten. „Wir sind gehalten, die Bestimmungen umzusetzen“, betont Adrian. „Mein Eindruck ist aber, dass die Ennepetaler die Regelungen zu einem überwiegenden Teil verinnerlicht haben und auch so handhaben.“