Ennepetal/Lanzarote. Unvergessliche Tage – im negativen Sinne – verbrachten Martina und Jochem Schulte aus Ennepetal in Zeiten der Corona-Krise auf Lanzarote.

Für Martina und Jochem Schulte wurde der geplante Traumurlaub auf Lanzarote zum Alptraum. Mit dem Flugzeug landete das Ehepaar aus Ennepetal praktisch direkt im spanischen Notstand aufgrund der rasend schnellen Ausbreitung des Coronavirus. Tagelang durften beide ihr Hotelzimmer nur zu den Mahlzeiten verlassen. Nach einer Zeit der Konfusion und Ungewissheit ging es am Freitagnachmittag schließlich wieder zurück nach Deutschland.

Am Samstag, 14. März, war das Ehepaar Schulte nach Lanzarote geflogen. Am 12. März sei die Kanareninsel „coronafrei“ gewesen, erst danach habe es erste vereinzelte Verdachtsfälle gegeben, bis dato aber keine bestätigte Infektion. „Der Veranstalter FTI hat uns losgeschickt, obwohl er da schon gewusst haben muss, dass die spanische Regierung den Notstand ausrufen wird“, meint Jochem Schulte, der vielen Ennepetalern als langjähriger Leiter der Sparkassen-Filiale Voerde und als ehemaliges Ratsmitglied (CDU bzw. FWE) bekannt ist. Seiner Meinung nach sei das für den Veranstalter eine wirtschaftliche Frage gewesen, man habe mit dem Reiseantritt den Vertrag erst einmal erfüllt. „Das ist nicht in Ordnung. Wenn die gesagt hätten, bleibt zu Hause, ihr bekommt euer Geld zurück, wären wir nicht geflogen“, so der 65-Jährige. „Es war nicht nötig, dass wir in diese Situation gekommen sind.“ Rückblickend meint er: „Wenn wir von dem Notstand in Spanien gewusst hätten, hätten wir die Reise sofort gecancelt.

Selbst auferlegte Quarantäne

Am Sonntag habe die Hoteldirektion dann mitgeteilt, dass der Notstand ausgerufen worden sei und eine Ausgangssperre gelte. Man dürfe das Hotel nicht mehr verlassen, alle Einrichtungen in der Anlage wie zum Beispiel der Pool dürften nicht mehr genutzt werden. Die Gäste wurden aufgefordert, auf den Zimmern zu bleiben, nur zum Essen könne man in die Speiseräume gehen. Getränke wurden auf das Zimmer gebracht. „Das ging schon etwas an die Nerven“, meint Jochem Schulte. „Das Hotel hat sich aber viel Mühe gegeben. Allerdings war mehr als die Hälfte des Personals schon entlassen worden.“ Die Hotelleitung habe ihm gesagt, dass man davon ausgehe, nun für sechs Monate schließen zu müssen, berichtet Jochem Schulte.

Das Ergebnis der Ausgangssperre, die streng kontrolliert wird: Der Strand von Playa Blanca ist trotz des herrlichen Wetters menschenleer.
Das Ergebnis der Ausgangssperre, die streng kontrolliert wird: Der Strand von Playa Blanca ist trotz des herrlichen Wetters menschenleer. © WP | Privat

In der 800 Betten zählenden Fünf-Sterne-Hotelanlage im Ort Playa Blanca hätten sich auch nur noch etwa 80 oder 90 Gäste verloren, die meisten davon Deutsche. Im Ort seien Polizisten Streife gegangen. Nur wer einen triftigen Grund nachweisen konnte, durfte sich draußen bewegen, so Jochem Schulte. Andernfalls würden Geldbußen von bis zu 6000 Euro fällig. „Ich bin ja sehr reiseerfahren, aber eine solche Situation habe ich noch nie erlebt“, sagt er.

Schwierig gestaltete es sich für seine Frau und ihn, einen Rückflug zu bekommen. Eigentlich wäre es erst am 24. März wieder nach Hause gegangen. Kontakt zu FTI habe es bis Donnerstag nicht gegeben, so Schulte. Das Ehepaar registrierte sich online beim Auswärtigen Amt für die vom Außenminister angekündigte Rückholaktion. Doch offenbar sei der Server überlastet gewesen, denn der Ennepetaler habe den erforderlichen Bestätigungslink nicht aktivieren können. Parallel hätten seine Frau und er sich auch bei der Fluggesellschaft Condor auf die Liste setzen lassen. Doch Plätze in den Fliegern waren rar. Unterstützung bei diesen Schritten gab es vom Voerder Reisebüro Bülbring, über das die Schultes die Reise gebucht hatten.

FTI-Statement

Auf die die Frage, warum man den Flug noch habe starten lassen, erklärt Reiseveranstalter FTI, dass man sich grundsätzlich an den Entscheidungen an den Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes, der WHO sowie des Robert-Koch-Instituts orientiere. Zusätzlich stehe man in ständigem Austausch mit den Kollegen vor Ort.

Gestern Mittag konnten beide schließlich mit einer von der Bundesrepublik Deutschland gecharterten Eurowings-Maschine im Rahmen der Rückholaktion des Auswärtigen Amtes zurück nach Düsseldorf fliegen. FTI hatte beiden telefonisch die Abflugzeit mitgeteilt. Um 18.44 Uhr landete die Maschine, die Passagiere aus ganz Deutschland beförderte. Martina und Jochem Schulte konnten nach der Passkontrolle, bei der ihre Namen registriert wurden, nach Ennepetal fahren.

Es habe keine Anweisungen bezüglich ihres Verhaltens gegeben, sagt Jochem Schulte. „Wir werden uns aber selbst in Quarantäne begeben und das Haus in den nächsten 14 Tagen nicht verlassen.“ Vom Urlaub habe er nun auch erst einmal genug. Die für dieses Jahr noch geplanten Reisen wollen seine Frau und er stornieren.