Gevelsberg. Die Gevelsberger Schließungsverfügung für Geschäfte sorgt für Verunsicherung. Wer kürzlich eröffnet hat oder das noch plant, tappt im Dunkeln.
Die Stadt Gevelsberg hat am Mittwoch einen Erlass des NRW-Gesundheitsministeriums umgesetzt und verfügt, dass Geschäftsinhaber ihre Läden mit sofortiger Wirkung schließen müssen (wir berichteten). Das gilt zunächst bis zum 19. April und soll dabei helfen, die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 zu verlangsamen.
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Von der Regelung ausgenommen sind beispielsweise Anbieter von Lebensmitteln oder auch Apotheken. Restaurants und andere Gaststätten dürfen frühestens um 6 Uhr öffnen und müssen spätestens um 15 Uhr schließen. Bei Kontrollen müssen Inhaber die Einhaltung dieser Maßnahmen nachweisen können. Die Situation sorgt bei vielen Einzelhändlern und Gastronomen für Verunsicherung.
„Ich denke, wir warten diese Woche noch ab“, sagt Kiriakos Parusis. Er wollte eigentlich am Freitag sein neues Restaurant „Ägäisches Meer“ an der oberen Mittelstraße eröffnen. Jetzt ist der Frust groß. „Das Problem ist, dass wir nichts wissen“, ärgert er sich. An der noch abgeklebten Fensterfront des frisch renovierten Lokals steht groß „Mittagsbuffet“ geschrieben. „Da müssten wir dann Handschuhe an die Gäste verteilen oder jemand von uns steht hinter dem Buffet und verteilt das Essen“, schätzt Mitarbeiter Dimi.
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Kosten, aber keine Einnahmen
„Wir müssten auch von allen Gästen Namen und andere Daten notieren“, wirft Parusis hinterher. „Vielleicht können wir einfach liefern oder Essen zur Abholung machen. Wir können auch die Hälfte der Tische rausstellen, damit die Gäste weiter auseinander sitzen“ – das Team überlegt hin und her. Voraussetzung ist natürlich, dass das Restaurant am Freitag überhaupt eröffnet. Kiriakos Parusis verfolgt das Geschehen rund um Corona genau, ist gut informiert über die gesetzliche Lage.
Von der Schließung ausgenommen
Die Allgemeinverfügung der Stadt Gevelsberg beinhaltet einige Ausnahmen für Geschäfte, was eine Schließung angeht.
So werden der Einzelhandel für Lebensmittel, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken und Sparkassen, Poststellen, Friseure, Reinigungen, Waschsalons, der Zeitungsverkauf, Bau-, Gartenbau und Tierbedarfsmärkte sowie der Großhandel ausdrücklich nicht geschlossen.
Auch einzelne Dienstleister wie Rechtsanwälte, Steuerberater oder Architekten dürfen weiterhin ihrer Tätigkeit nachgehen.
„Wenn ich nicht aufmachen kann, weiß ich nicht, wie lange ich das durchhalte“, sagt der Gastronom. Auch wenn er keine Einnahmen habe, müsse er Miete und andere laufende Kosten zahlen. Die rund 130 Quadratmeter großen Räumlichkeiten hat er seit November gemietet, seitdem Geld und Arbeit investiert. Um die 50 Gäste hätten im Innern des Restaurants Platz. Für schönes Wetter wollte Parusis auch einen Außenbereich gestalten.
Verunsicherung herrscht auch bei Bettina Oberste-Lehn. Die Gevelsbergerin hat am Samstag eine neue Damenboutique an der Mittelstraße eröffnet. Dabei hatte sie auch auf den „Gevelsberger Frühling“ und den dazugehörigen verkaufsoffenen Sonntag gesetzt, die beide wegen der aktuellen Situation abgesagt werden mussten (wir berichteten). Dass sie ihr Geschäft möglicherweise ab Mittwoch und bis zum 19. April schließen soll, davon hatte sie gehört.
Umgang mit Erlass
Genauere Informationen vonseiten der Stadt oder des Stadtmarketingvereins Pro City hätten ihr bis Mittwochmittag aber gefehlt, wie sie sagt. Am Nachmittag verteilten Mitarbeiter der Stadtverwaltung schließlich die städtische Verfügung an die Gevelsberger Geschäftsinhaber. Bettina-Oberste-Lehn versucht trotzdem, so gut wie möglich optimistisch zu bleiben. „Wenn ich im April wieder öffnen kann, ginge es noch“, sagt sie. „Sollte die Schließung bis Juni oder Juli dauern, kann ich einpacken.“
Die Bundesregierung habe bereits am Montag mit der Landesregierung verabredet, bestimmte Geschäfte zu schließen, erklärt die Stadtverwaltung auf Nachfrage, weshalb die Gevelsberger Geschäftsinhaber erst so kurzfristig informiert worden seien. Der eigentliche Erlass des Landesministeriums sei aber erst am Dienstagabend aufgeschlagen. Dann habe er noch in eine sogenannte städtische Allgemeinverfügung eingearbeitet werden müssen – ebenfalls eine Aufgabe von ein paar Stunden.
„Es ist für alle eine üble Situation“, sagt City-Managerin Lena Becker auf Frage nach der aktuellen Stimmung im Gevelsberger Einzelhandel nach der Verfügung. „Man merkt, dass die Händler überlegen, wie sie damit umgehen.“ Sie versuche, alle auf dem Laufenden zu halten.