Ennepetal. Auch wenn die Schulen aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen sind, findet für die Ennepetaler Schüler Unterricht statt.

Die beiden weiterführenden Schulen in Ennepetal haben digitale Klassenräume eingerichtet, um während der Schulschließung aufgrund der Corona-Pandemie den Unterricht aufrecht zu erhalten. Das Reichenbach-Gymnasium (RGE) hat darüber hinaus ein digitales Tagebuch initiiert, um im gesellschaftlichen Austausch zu bleiben.

Am Freitag hatte die nordrhein-westfälische Landesregierung entschieden, alle Schulen und Kitas im Land bereits drei Wochen vor den Osterferien zu schließen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Diese Entscheidung stellt Familien, aber auch die Kollegien der Schulen vor große Herausforderungen. Am Reichenbach-Gymnasium kreierte das IT-Team um Dr. Holger Bluhm und Mathias Frost eine Möglichkeit, wie alle Schülerinnen und Schüler mit digitaler Unterstützung von Zuhause unterrichtet und mit Aufgaben und Material versorgt werden können.

Apps und analoge Lerntheke

Auch die Ennepetaler Grundschüler werden in diesen Tagen weiter unterrichtet. Die digitalen Strukturen schon gut ausgebaut hat die Grundschule Büttenberg. Aber auch an allen anderen Schulen werden die Kinder per E-Mail oder analog mit Aufgaben versorgt.

„Wir haben schon seit langer Zeit einen E-Mail-Verteiler für die Eltern“, erklärt Kornelia Lehnen-Schaller, Schulleiterin am Büttenberg. „Außerdem haben wir schon am Dienstag vergangener Woche angefangen, auf der Lernplattform ,Anton’ Konten für die Schüler als Unterkonten der Lehrer anzulegen.“ So könnten die Kinder Aufgaben erhalten, die Lehrer die Fortschritte kontrollieren. „Wir haben uns für ,Anton’ entschieden, weil die Plattform über Handy zu erreichen ist. Und wir wissen, dass alle Eltern ein Smartphone besitzen“, so Lehnen-Schaller. Sie habe den Schülern mitgeteilt, dass sie nachmittags oder abends „Anton“ nutzen sollten, weil die App morgens derzeit überlastet ist.

An alle Schüler habe sie per E-Mail auch ein Filmchen des Kinderkanals „ZDFtivi“ verschickt, in dem erklärt wird, warum sie derzeit zu Hause bleiben müssen, so die Schulleiterin, die betont, dass die Stadt dabei sei, den Grundschulen eine „Super-Infrastruktur“ im digitalen Bereich aufzubauen. Nur in Voerde gebe es noch ein Leitungsproblem. Grundsätzlich laufe es sehr gut mit dem Alternativangebot, so Lehnen-Schaller. Von den Eltern habe sie bislang nur positive Rückmeldungen erhalten. Neben den digitalen Angeboten hat das Kollegium am Büttenberg übrigens in der Eingangshalle auch eine „analoge Lerntheke“ aufgebaut. Dort können sich die Kinder, deren Eltern keinen Drucker haben, Arbeitsblätter abholen.

An der Grundschule Wassermaus liefen die meisten Sachen über E-Mails an die Eltern, erklärt Schulleiterin Nicole Vilgis. Zum Teil würden auch Lern-Apps genutzt, daneben hätten die Schüler Aufgaben auf analogem Weg erhalten.

Bereits unmittelbar vor der Entscheidung der Landesregierung kamen die Lehrerinnen und Lehrer zusammen, um sich über den digitalen Klassenraum auszutauschen. Am gleichen Tag erhielten über 900 Schülerinnen und Schüler der Schule ein Informationsschreiben mit individuellem Passwort und Zugangsdaten. Jeder Schüler erhielt seine eigene Schulmailadresse.

Ab sofort können die Lehrkräfte Materialien und Arbeitshinweise hochladen, die jeweils mit konkreten Abgabedaten versehen sind oder zur individuellen Förderung genutzt werden können. Es erfolgt dann entweder eine Aussprache über die Lösungen in Form der Kommentar-/Chatversion oder durch Rückmeldungen der Kurslehrer. Jede Schülerin und jeder Schüler kann nun zeitlich individuell aber verpflichtend den digitalen Klassenraum sichten und Aufgaben herunterladen.

„Die nächsten Tage werden zeigen, wie gut und effektiv wir mit dem System arbeiten können. Es werden Fragen aufkommen und gegebenenfalls Fehler passieren. Daraus resultiert, dass wir auch online – Schüler wie Lehrer – zielorientiert zusammenarbeiten müssen. Vornehmlich erscheint uns wichtig, dass wir miteinander in Kontakt bleiben“, erklären die Stufenleiter der Einführungsphase, Jenny Eggert und Christian Sowa. Beide erwarten in diesem Zusammenhang von jeder Schülerin und jedem Schüler „einen verantwortungsvollen, klugen und durchdachten Umgang mit der Situation und der neuen Unterrichtsmethodik“. Bereits am Montagmorgen habe sich gezeigt, dass die Schüler des RGE den digitalen Austausch intensiv umsetzen.

Digitales Tagebuch

Darüber hinaus haben sich Dr. Stefan Krüger (Schulleiter) und Andreas Pesch (stellv. Schulleiter) überlegt, wie Schüler, Eltern und Lehrer in dieser außerordentlichen Zeit gemeinsam, obwohl nicht zusammen, Gedanken, Gefühle und Wünsche austauschen können. Weil ein persönlicher Kontakt in diesen Tagen nicht möglich ist, hat die Schule ein digitales Tagebuch erstellt, in dem es Platz gibt, um sich (auch anonym) über Gedanken, Erkenntnisse oder Beobachtungen auszutauschen. Die Beiträge werden in regelmäßigen Abständen auf der Schulhomepage und im nächsten „Reichenbacher“, der Schulzeitung des Gymnasiums veröffentlicht. „Mit dieser Idee will die Schule ihren Beitrag dazu leisten, den gesellschaftlichen Austausch und den sozialen Kontakt zwischen den Menschen zu fördern und aufrecht zu erhalten“, so Krüger und Pesch. „Die besondere Situation ist für alle Beteiligten neu. Gemeinsam stellen wir uns dieser Aufgabe und hoffen – auch wenn die digitale Plattform sicherlich nicht den persönlichen Kontakt ersetzt – auf diese Weise unsere Schülerinnen und Schüler, insbesondere auch die diesjährigen Abiturientinnen und Abiturienten kurz vor den Prüfungen unterstützen und informieren zu können.“

Die Schulleiter bedanken sich bei allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft sowie den außerschulischen Partnern „für die besonnene und konstruktive Zusammenarbeit“.

Auch an der Sekundarschule geht das Lernen trotz „coronafrei“ weiter. Die Schule arbeite bereits im normalen Betrieb stark digitalisiert und verfüge auch über eine sehr gute digitale Infrastruktur, betont Schulleiter Michael Münzer. Daher sei man in der Lage gewesen, schnell auf die angeordnete Schulschließung zu reagieren, um sicherzustellen, dass die Lernenden der Schule trotz der Schließung weiter arbeiten können.

Zugang über Link auf der Homepage

Über das Wochenende errichtete Stefan Wendhausen, Lehrer für Informatik und Musik, eine „Corona Cloud“ getaufte Lösung für digitales Lernen. Über die Lernplattform, die über einen Link auf der Homepage der Schule (www.sekundarschule-ennepetal.de) erreichbar ist, können die Lehrkräfte den Schülern Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellen. Die Schüler wiederum können die bearbeiteten Aufgaben bei ihren Lehrern einreichen. „Die Lernenden sind aufgefordert, bis zu den Osterferien einmal pro Schultag in der Lernplattform nachzusehen, ob neue Aufgaben für sie bereitliegen“, erklärt Michael Münzer. „Die Sekundarschule Ennepetal freut sich, auf diesem Wege sicherstellen zu können, dass den Lernenden auch während der Zwangspause weiterhin Lernangebote zur Verfügung stehen und dass sie auf diesem Wege ihrem Ruf als Schule ohne nennenswerten Unterrichtsausfall weiterhin gerecht werden kann.“