Gevelsberg/Ennepe-Ruhr. Gevelsberg will sich für ein vergünstigtes oder sogar kostenfreies Schokoticket für alle Schüler in NRW einsetzen. Das sagen VER und VRR dazu.
Ein vergünstigtes oder vielleicht sogar kostenfreies Schokoticket für alle Schüler in Nordrhein-Westfalen, nicht nur für die, deren Schule zu weit entfernt liegt – dafür möchte sich die Stadt Gevelsberg einsetzen. Ein entsprechender Antrag soll dem Rat in der Sitzung am kommenden Donnerstag vorgelegt werden. Den Anstoß dazu gaben drei Fünftklässler des städtischen Gymnasiums.
„Es wäre besser, wenn viel mehr mit dem Bus fahren, weil in einen Bus mehr Leute reinpassen und es werden weniger Abgase produziert“, steht es wörtlich in einem Schreiben, dass die Schüler Ben Malsch, Luiz Liebkies und Liam Liebkies gemeinsam verfasst haben. „Leider können nicht alle Schüler mit dem Bus zur Schule fahren, weil für viele die Kosten zu teuer sind“, begründen sie weiter.
Gefahren vor Schulen
Außerdem würden die Gefahren vor den Schulen vermindert, da weniger Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren müssten. Deshalb machen sich die Drei – auch in Absprache mit ihren Eltern – für ein vergünstigtes Schokoticket stark, das sämtlichen Schülern aller Schulformen zur Verfügung stehen soll, insbesondere auch in Gevelsberg.
Ihr Anliegen vorgetragen haben sie in der Kindersprechstunde bei Bürgermeister Claus Jacobi. Der begrüßt den Einsatz und erklärt: „Das geht nur, wenn es eine landespolitische Initiative gibt.“ Die Stadt zahlt als Schulträgerin einen Anteil des Schokotickets, wenn bei Schülern ein Anspruch auf Vergünstigung besteht. Das hängt davon ab, wie weit sie von ihrer Schule entfernt wohnen.
Die Eltern zahlen ebenfalls einen Anteil, der je nach Anzahl der anspruchsberechtigten Kinder variiert. „Wenn wir allen Schülern in Gevelsberg ein vergünstigtes Schokoticket ermöglichen, würde das etwa eine Million Euro aus dem städtischen Haushalt pro Jahr kosten“, rechnet der Bürgermeister vor. „Das kann sich keine Kommune leisten.“
Politik diskutiert
Die Stadtverwaltung wolle sich daher über den Rat und den Umweltausschuss an den Ennepe-Ruhr-Kreis, das Land NRW und die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) wenden, um über den Vorstoß zu diskutieren. „Das wäre ein sinnvoller Ansatz, den ÖPNV zu einer guten Auslastung zu bringen“, so Jacobi. „Die Diskussion in ländlichen Bereichen wie dem Ennepe-Ruhr-Kreis geht oft dahin, Linien zu streichen. Das könnte man dann nicht mehr.“
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Nach Auskunft der VER beziehen insgesamt 1244 Schüler in Gevelsberg das Schokoticket. 678 von ihnen bekommen eine Zuzahlung. Auch in Schwelm und Ennepetal werde rund die Hälfte der Tickets subventioniert.
In Bezug auf Gevelsberg geht das Verkehrsunternehmen im Falle einer Umsetzung des Vorstoßes aber nicht von einer Steigerung der ÖPNV-Auslastung aus, da bereits ein relativ hoher Anteil an Schülern in der Stadt mit Bussen fahre.
Bereits gute Auslastung
Im gesamten VER-Gebiet seien täglich mehr als 50 Busse allein für den Schülerverkehr im Einsatz. Zusätzlich würden Schüler auch die Linienbusse nutzen. Daher müsse es wohl auch keine Anpassung der Linien geben.
Auf Nachfrage beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) erklärt eine Sprecherin, dass die Verbundtarife auf Basis des Gesetzes über den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNVG) in Nordrhein-Westfalen entstanden seien. Aufgrund dieser Gesetzgebung gebe es das Schokoticket auch zu verschiedenen Preisen. Solle sich das ändern, müssten zunächst die gesetzlichen Regelungen geändert werden.