Ennepetal. Der Hegering Ennepetal hat sich mit seiner Geschichte beschäftigt und feierte das Jubiläum „90+“ – das genaue Gründungsdatum ist nicht bekannt.

Wie alt ist der Hegering Ennepetal? Diese Frage hat den Vorstand der heimischen Jägerschaft in den vergangenen Monaten beschäftigt. Es sei vorweg genommen: Ein genaues Gründungsdatum konnten die Forscher bisher nicht ermitteln. Dass die Wurzeln des Vereins mehr als 90 Jahre zurück reichen, ist allerdings zu belegen. Und daher veranstaltete der Verein einfach ein Fest zum „90+ Jubiläum“

„Wir haben noch nie ein Jubiläum gefeiert“, erklärt die Hegering-Vorsitzende Beate Flockenhaus. Als die Stadt im vergangenen Jahr auf ihr 70-jähriges Bestehen blickte und der benachbarte Hegering Haspe zum 75-jährigen Jubiläum eingeladen hatte, da sei sie unruhig geworden und habe recherchieren müssen, so Flockenhaus. Es wurde ein Festausschuss gebildet und es wurden alte Akten studiert, die zum Teil in alten Kellern von Ennepetaler Unternehmvillen lagen. Unter anderem fanden die Aktiven heraus, dass auch schon früher versucht wurde, eine Chronik des Hegerings Ennepetal zu erstellen. Prof. Dr. Dieter Beckmann habe in den Stadtarchiven von Ennepetal und Gevelsberg sogar Schriften und Zeitungsartikel gefunden, die bis ins Jahr 1850 zurückgereicht hätten, berichtet Beate Flockenhaus. Darin sei es aber um einzelne Jäger gegangen. Erste Hegeringe in Deutschland sind nach Auskunft des Landesjagdverbandes um 1875 gegründet worden.

m voll besetzten Vereinsheim der Voerder Schützen feiern die Mitglieder des Hegerings ihr Jubiläum „90+“.
m voll besetzten Vereinsheim der Voerder Schützen feiern die Mitglieder des Hegerings ihr Jubiläum „90+“. © WP | Privat

Belegen konnte der aktuelle Vorstand, dass es schon in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Jäger aus dem Tal der Ennepe gab, die dem „Deutschen Jagdverband, Kreisgruppe Ennepe-Ruhr, Hegering Milspe-Voerde“ angehörten. Erster bekannter Leiter sei Dr. Paul Voormann aus Altenvoerde gewesen, der 1925 in den Hegering eingetreten war und ihn später bis 1950 leitete. Möglicherweise ist der Hegering aber schon über 100 Jahre alt, denn ein Schriftstück besagt, dass Herbert Natorp 1974 für 50-jährige Mitgliedschaft nachträglich geehrt worden sei – eigentlich hätte dies demnach zehn Jahre früher geschehen müssen.

Seit 1949, seit es die Stadt Ennepetal gibt, trägt der Hegering diese auch im Namen. Seit 2003 ist der Hegering Ennepetal eingetragener Verein. Im Lauf der Zeit hat sich die Gemeinschaft der Jäger erheblich verändert. Das Klischee von den dickbäuchigen, grün gekleideten Männern treffe heute sicher nicht mehr zu, meint Beate Flockenhaus. Allein die Tatsache, dass sie Vorsitzende ist und insgesamt sechs der elf Vorstandsmitglieder bzw. Obleute Frauen sind, belegt dies. „Wir müssen uns langsam mal über eine Männerquote unterhalten“, betonen Beate Flockenhaus und Claudia Möllney, Obfrau für Naturschutz und Lernort Natur, und Heike Berghaus, Obfrau für Öffentlichkeitsarbeit, schmunzelnd. „Früher gab es das gar nicht, dass Otto Normalverbraucher Jäger wurden“, erklären die drei Frauen. Da sei die Jagd Großindustriellen, Grafen und Doktoren vorbehalten gewesen. Und erst in den 60er Jahren seien die ersten Frauen zu „grünen Abenden“ eingeladen worden. „Da wurde dann gleich eine Kapelle bestellt, damit getanzt werden konnte“, so die aktiven Jägerinnen.

Aktuell 230 Mitglieder

Seit 1949 – als die Stadt Ennepetal gegründet wurde – gibt es den Hegering Ennepetal. Die Wurzeln der heimischen Jägergemeinschaft reichen aber deutlich weiter zurück.

Der seit 2003 eingetragene Verein ist Mitglied der Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr e.V. und des Landesjagdverbandes NRW.

Aktuell zählt der Hegering Ennepetal 230 Mitglieder, für die es verschiedene Möglichkeiten, sich in den Bereichen Bläserkorps, Hundegruppe, Naturschutz oder jagdlichem Schießen zu engagieren, gibt. Jedes Jahr bietet der Verein verschiedene Veranstaltungen wie hegeringweite Jagdtage, Exkursionen, Seminare oder „grüne Abende“ an.

Die Aufgaben und Ziele des Hegerings sind die Förderung des Jagdwesens, die Ausbildung und Weiterbildung der Mitglieder, nicht zuletzt beim jagdlichen Schießen und beim Umgang mit Gebrauchshunden. Auch das jagdliche Brauchtum soll gepflegt werden. Darüber hinaus will man sich laut Satzung für die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege einsetzen, ebenso für die Förderung des Artenschutzes, die Verhinderung von Wildschäden und die Förderung des Tierschutzes durch tierschutzgerechte Jagd sowie die Bekämpfung von Wildseuchen. Nicht zuletzt will man – insbesondere mit dem „Lernort Natur“ und der Rollenden Waldschule – Kindern und Jugendlichen Naturerfahrungen ermöglichen.

„Die Jäger haben es nicht leicht in einer Zeit von Klimawandel, Stürmen, Hitze, Trockenheit, Monokulturen, Waldsterben, Borkenkäfern und schlechten Sichtverhältnissen“, sagte die Vorsitzende Beate Flockenhaus in ihrer Festrede bei der Jubiläumsfeier, die im Voerder Schützenheim am Helkenberg stattfand. „Wir stehen immer im Rampenlicht der Öffentlichkeit und sollen so manches retten und richten.“

Extreme Anfeindungen beklagt

Die Schwarzwildpopulation explodiere, die Afrikanische Schweinepest stehe vor der Tür und der Wolf stehe in Erwartung. Man habe ein kostbares Bio-Lebensmittel vor der Tür und müsse sich doch stets rechtfertigen vor Anfeindungen durch so genannte Tierschützer. Beate Flockenhaus betonte, dass man mit vielen Institutionen zusammenarbeite, wie Untere Jagdbehörde, Stadtverwaltung, städtischem Bauhof, Polizei, Kreisveterinäramt, Straßenverkehrsbehörde und Feuerwehr.

Drohne zur Kitzrettung soll angeschafft werden

Im Rahmen der „90+“-Feier veranstaltete der Hegering Ennepetal eine große Tombola, für die zahlreiche Unterstützer Sach- und Geldpreise gestiftet hatten. Der Erlös daraus soll den Grundstock für die Anschaffung einer Drohne zur Kitzrettung bilden.

„Die Drohne wollen wir dann den Revierinhabern zur Verfügung stellen, um vor der ersten Mahd Kitze aufzuspüren und zu retten“, erklärt Hegering-Vorsitzende Beate Flockenhaus. Dafür müsse man morgens zwischen 4 und 5 Uhr raus, um mit der Drohne, die mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist, den Rehwild-Nachwuchs zu erkennen.

„Wir suchen schon mit Hunden“, so Flockenhaus. Eine Drohne sei aber effizienter – auch wenn es sich letztlich um kaum mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein handele. Schließlich würden die Landwirte ihre Felder alle nahezu gleichzeitig innerhalb eines kleinen Zeitfensters mähen. Daher sei schon die Koordination des Droheneinsatzes schon eine Riesenherausforderung.

Etwa 8000 Euro koste die Drohne samt Kamera, kalkulieren die Hegering-Verantwortlichen. Hinzu kämen ein Tablet für die Bildanzeige und mehrere Akkus. Um die Anschaffung stemmen zu können, will der Hegering-Vorstand weitere Sponsoren gewinnen. Auch die Landwirte, die zur Mithilfe bei der Kitzrettung verpflichtet sind, sollen angesprochen werden.

„Wir sind als Jäger immer bemüht, den Tieren kein Leiden zuzufügen“, betont Claudia Möllney. Man habe auch kein Interesse, den Schwarzwildbestand hoch zu halten. „Ich bin selber Jagdpächterin und muss für Schäden haften. Das kann ganz schön teuer sein“, erklärt sie. Letztlich gehe es darum, den Tierbestand gesund zu halten und zu vermeiden, dass es Inzucht gibt und kranke Tiere sich vermehren. Dafür wolle man gezielt jagen. Sie könne Anfeindungen wie „Das sind alles Hobbymörder“ nicht verstehen. Und Heike Berghaus ergänzt, dass man eben keine echte Natur, sondern nur noch Kulturlandschaften habe, in die man regulierend eingreifen müsse. Sie könne außerdem nicht verstehen, dass man Wild aus Neuseeland, wo es in Gattern gezüchtet werde, kaufe, wo es doch vor der Haustür vorhanden sei.

Die „90+“-Feier fand nach einer Ansitzwoche statt. Nach einem gemeinsamen Frühstück standen Ehrungen auf dem Programm. Außerdem wurde die Geschichte des Hegerings in einer Powerpoint-Präsentation dargestellt. Nicht zuletzt gab es viele alte Bilder zu sehen.