Gevelsberg. Die Lehrer des Gymnasiums Gevelsberg arbeiten im Unterricht neuerdings mit Tablet-Computern. Das bringt einige Änderungen mit sich.
Mit einem speziellen Stift schreibt ein Schüler auf den Bildschirm des Tabletcomputers. Der Beamer überträgt das Geschriebene direkt auf die weiße Tafel vorne im Klassenraum. Zu sehen sind physikalische Berechnungen. Der Lehrer steht am Tisch und schaut seinem Schüler über die Schulter. Dieses Szenario gehört am Städtischen Gymnasium Gevelsberg mittlerweile zum Alltag. Außer Beamern und Tablets gibt es hier auch interaktive Whiteboards und Wlan in ausgewählten Klassenräumen. Mit der Stadt Gevelsberg als Schulträgerin und dem Förderverein als zusätzlichem Unterstützer will die Schule ihre eigene Digitalisierung weiter vorantreiben.
Im Spätherbst 2017 hatten sich die Gevelsberger Gymnasiasten noch schriftlich an den Schulausschuss der Stadt gewandt, um auf eine schlechte Internetverbindung der Schule aufmerksam zu machen (wir berichteten). Seitdem kam dort einiges ins Rollen. „Wir sind seit Jahren dabei, die Schule zu digitalisieren“, blickt Schulleiterin Gabriele Streckert zurück. „Das lief mal mehr, mal weniger schleppend. Im letzten halben Jahr hat es sich aber rasant und zu unserer Zufriedenheit entwickelt.“
Lehrer sieht Vorteile
Seit kurzem arbeitet das Kollegium des Gymnasiums mit Dienst-Tablets. Deren Anschaffung hatte die Stadtverwaltung bereits im vergangenen November angekündigt. „Wegen Lieferengpässen hat es aber ein paar Wochen länger gedauert“, gibt Bürgermeister Claus Jacobi zu. Die Stadtverwaltung sorgte auch für die entsprechende Software, also die Programme, mit denen auf den Tablets gearbeitet wird.
Der Förderverein des Gymnasiums half mit sogenannten Set-Top-Boxen aus, die die Übertragung von den Tablet-Computern auf die Beamer ermöglichen. Lars Blüggel, Mathematik- und Physiklehrer, ist einer von mehreren Lehrern, die mit der neuen Technik befasst sind und die die Digitalisierung des Gymnasiums unmittelbar begleiten. Er sieht dadurch entscheidende Vorteile. „Ich stehe zum Beispiel nicht mehr mit dem Rücken zu den Schülern, weil ich etwas an die Tafel schreibe“, erklärt Blüggel. Auch müsste kein Schüler mehr nach vorne kommen, um an der Tafel etwas vorzurechnen.
Geänderte Raumnutzung
Mit der Anschaffung der tragbaren, flachen Computer hat sich auch die Nutzung der Räume in der Schule geändert. „Wir haben keine Klassenräume mehr, sondern Lehrerräume“, sagt Schulleiterin Streckert. Das heißt, dass die Lehrer nicht mehr zu den Schülern kommen, sondern umgekehrt. Die neue Technik ist zwischen den Unterrichtsstunden also nicht unbeaufsichtigt. „Dadurch haben zumindest gefühlsmäßig auch die Zerstörung und die Verschmutzung in den Räumen abgenommen“, findet Lars Blüggel.
Medienentwicklungsplan soll fortgeschrieben werden
Bürgermeister Claus Jacobi kündigte an, dass im Frühjahr der Medienentwicklungsplan der Stadt Gevelsberg fortgeschrieben werden soll.
Dieser Plan dient dazu, die Strukturen und Abläufe in Sachen Medien- und IT-Ausstattung der Schulen grundlegend zu beschreiben und die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen über einen sinnvollen Zeitraum zu gewährleisten.
Ohne Medienentwicklungsplan könnten keine Mittel aus dem Digitalpakt des Landes NRW abgerufen werden, betont Claus Jacobi.
„Die Stadt als Trägerin und die Schule befinden sich im regelmäßigen Austausch“, sagt Claus Jacobi. „Wegen der Geschwindigkeit der Digitalisierung gibt es bei jedem Termin neue Wünsche.“ Gabriele Streckert hat eine klare Vorstellung, wie es mit der Digitalisierung ihres Gymnasiums in Zukunft weitergeht. „Langfristig muss jeder Schüler ein Tablet in der Hand haben“, sagt sie.
Vollständiger Wlan-Ausbau
Das bringe aber Fragen mit sich: In welcher Klasse fängt man damit an? Wie soll das finanziert werden? Eine Leasing-Variante sei denkbar, bei der die Tablets samt Software für einen monatlichen Betrag gemietet werden. „In den nächsten Jahren wird es selbstverständlich sein, dass jeder Schüler ein Endgerät in der Schule nutzt“, sagt der Bürgermeister.
Bisher sind 15 Räume des Gymnasiums mit einer kabellosen Internetverbindung ausgestattet. Ziel ist laut Streckert der vollständige Wlan-Ausbau. „Bis zum Sommer sind die Router alle installiert“, verspricht Bürgermeister Jacobi. Weiterhin ist vorgesehen, dass der Stundenplan für alle Schüler künftig online einsehbar sein soll.
Das Programm dafür sei bereits da und funktioniere. Lediglich die Darstellung im Internet und auf den Monitoren im Forum der Schule fehle noch. „Da wird noch dran gearbeitet“, versichert Michael Lepperhoff, IT-Experte der Stadt. Langfristig sei die Stundenplan-Einsicht über eine App angedacht. Auch digitale Klassenbücher für Lehrer seien eine Perspektive.