Gevelsberg. Das Schwelmer Amateurtheater hat im Filmriss groß aufgespielt und das Publikum mit dem Stück „Nackter Wahnsinn“ begeistert.

Diese Komödie ist ein Renner. Das Stück-im-Stück von 1982 wird Land auf Land ab auf vielen Bühnen gezeigt. „Da hat sich das Amateurtheater einiges vorgenommen. Der ‘Nackte Wahnsinn’ ist toll, aber schwer“, sagt Burgtheater-Schauspieler Hans Dieter Knebel, der ab 1964 selbst viele Jahre lang beim Evangelischen Amateurtheater spielte und es später auch leitete. Um es vorwegzunehmen: Das Amateurtheater hat diese Aufgabe hervorragend gemeistert und eine turbulente Komödie auf die Bühne gebracht.

Die Handlung ist schnell erzählt: Eine Tourneetheater-Truppe will das Stück „Nackte Tatsachen“ aufführen. Dreimal bekommen die Zuschauer den ersten Akt des Stücks gezeigt. Allerdings aus unterschiedlichen Perspektiven und das macht die Sache so amüsant. Zuerst sehen wir die Generalprobe, bei der nichts richtig klappt. Noch sitzt der Regisseur mit großer Gelassenheit an seinem Tisch außerhalb der Bühne, doch langsam steigt die Anspannung im Ensemble. Schauspieler und Regisseur reden sich mit „Herzchen“, „Schätzchen“ und „Darling“ an, aber die Kosenamen schwirren wie kleine Giftpfeile durch den Raum. Die Sache mit den Namen ist, wie so oft bei englischen Komödien, nicht ganz leicht zu verstehen, denn fast alle haben zwei Namen: den des Schauspielers und den der Rollenfigur.

Keine Zeit für übertriebene Posen

Anfangs legen Sabine Masmeier-Wegemann als Dotty Otley, die die Haushälterin Mrs. Clackett spielt, und Frederik S. Diergarten als Regisseur Lloyd zu viel Pathos in ihre Stimme, doch das Stück nimmt mehr und mehr an Fahrt auf und da bleibt keine Zeit für übertriebene Posen. Es läuft hervorragend. Tür auf, Tür zu, mit zunehmender Geschwindigkeit treten die Darsteller durch sieben Türen auf und ab. „Du weißt, wie schwer ich mich mit den Türen tue“, ist fast schon ein geflügelter Satz, den Schauspieler Frederick Fellowes, schön langsam gespielt von Ralf Stallmann, ausspricht. Immer häufiger reagiert das Publikum mit lautem Lachen und Szenenapplaus. Tim Allgood, der Inspizient, ist „das Mädchen für alles“ und wird herrlich naiv gespielt von Nico Vorhauer, der erst vor zwei Monaten als Ersatz für eine Darstellerin eingesprungen ist.

Lukas Arndt spielt den unzuverlässigen Selsdon, der wiederum einen Einbrecher spielen soll. Er spielt ihn wunderbar verpeilt und nicht so sehr alkoholisiert, wie es eigentlich im Stück vorgesehen ist. Das tut der Rollenfigur richtig gut. Im zweiten Akt sehen wir bereits eine Nachmittagsvorstellung. Allerdings schaut das Publikum jetzt auf das Geschehen hinter der Bühne. Ein besonderes Lob gebührt hier Siegfried Schilling, der in mehr als 60 Stunden ein fabelhaftes Bühnenbild entwickelt und gebaut hat.

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Inzwischen werden hinter der Bühne die Verwicklungen und die Beziehungsdramen innerhalb des Ensembles immer heftiger. Weil die Vorstellung auf der Bühne läuft, darf backstage nur ohne Worte agiert werden. Die Geschwindigkeit nimmt rasant zu. Die Darsteller springen, fallen, stolpern durch die vielen Türen hindurch und zwei Treppen hinauf. Tür auf, Tür zu. Das Publikum kommt aus dem Lachen kaum noch heraus. Weitere Vorstellungen am 8. Februar um 19 Uhr und am 9. Februar um 18 Uhr (Einlass ist eine Stunde vorher) im filmriss-Kino, Rosendahler Str. 18.

Weitere Infos unter: www.amateurtheater-schwelm.de