Ennepetal. Bisher stand der historische Schienenbus im Industriemuseum eher im Abseits. Nun wurde er umgesetzt. Zudem soll das Fahrzeug aufgehübscht werden.

Auch wenn die Ruhrtalbahn ihren Betrieb eingestellt hat und kein Schienenbus mehr bis zum Haltepunkt Ennepetal-Kluterthöhle fährt: Für Eisenbahn-Nostalgiker lohnt der Weg ins Tal der Ennepe immer noch. Das Industriemuseum verfügt über einen alten Teckel, der nun wieder auf Vordermann gebracht werden soll.

Wer beim Tag der offenen Tür im Industriemuseum war, dem könnte das historische Schienenfahrzeug schon mal aufgefallen sein. Lange stand es hinter dem alten großen Backsteingebäude, leicht im Abseits. Das ist vorbei. Am 13. Januar wurde der 10 Tonnen schwere Schienenbus mithilfe zweier Kräne der Firma Marcus Transport aus Wuppertal gut 200 Meter weiter nach vorne gehievt. Nun hat der Teckel einen zentralen Ort mitten auf dem Gelände.

Vandalismus und Graffiti

Klingt gut, ist es auch. Wäre da nur nicht diese blöde Geschichte aus dem vergangenen Jahr. Graffiti-Sprayer haben nämlich am historischen Schienenfahrzeug zugeschlagen und ihre farbigen Spuren hinterlassen. „Die haben erst die eine Hälfte der Fahrzeugseite und ein paar Tage später die andere Hälfte voll gesprüht“, berichtet Thomas Berger von der Gebal „Hilfe zur Selbsthilfe“, die auf dem Gelände ihr Büro hat. „Einer unserer Mitarbeiter hatte am anderen Morgen noch eine Tasche gefunden, voll mit Spray-Dosen.“

Doch das war noch nicht alles. Vandalen haben außerdem mehrere Scheiben am Fahrzeug beschädigt. Das Glas ist gesplittert. „Wahrscheinlich durch Steine, die drauf geworfen wurden“, vermutet Lars Dunker vom Industriemuseum. Der Ärger ist groß. Nicht nur bei ihm, sondern auch bei Prof. Dr. Reinhard Döpp, dem Gründer und Motor des Industriemuseums Ennepetal.

Stellen die Pläne vor (von links): Prof. Dr. Reinhard Döpp (Industriemuseum) Thomas Berger (Gebal) und Lars Dunker (Industriemuseum.
Stellen die Pläne vor (von links): Prof. Dr. Reinhard Döpp (Industriemuseum) Thomas Berger (Gebal) und Lars Dunker (Industriemuseum. © Andreas Gruber

Der Vorfall ist nun schon einige Monate her und im Industriemuseum hatte man Zeit zu überlegen, wie man mit der Sache umgehen soll. Das Ergebnis: Der Teckel soll wieder auf Vordermann gebracht werden, und zwar richtig, wie Prof. Reinhard Döpp erklärte. Die Rede ist von einer Restaurierung, und den Leuten vom Industriemuseum ist klar, dass das keine Sache ist, die man mal so im Vorbeigehen erledigt.

Denn bei dem Teckel handelt es sich um einen Schienenbus, Baujahr 1961, der aus der Waggonfabrik Uerdingen stammt (heute Siemens). Ersatzteile für das 59 Jahre alte Vehikel gibt es nicht von der Stange. Also wird man suchen müssen oder braucht handwerklich Begabte, die die benötigten Teile als Einzelstücke anfertigen können. Wer sich das zutraut, ist beim Industriemuseum herzlich willkommen.

Selbst der neue Anstrich stellt dabei eine Herausforderung dar. Schließlich soll der Teckel später einmal im wieder Original-Farbton glänzen. Die Ennepetaler hoffen nicht zuletzt auf Unterstützung vom Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen.

Beginn der Arbeiten noch offen

„Für uns hat Priorität, dass der Schienenbus von außen wieder auf Vordermann gebracht wird“, erklärt Prof. Reinhard Döpp. Schließlich soll er am Industriemuseum ein neuer Blickfang werden. Wann genau die Arbeiten beginnen, ist noch offen. Man sei gerade dabei, das Ganze zu organisieren.

Uerdinger Schienenbus war „Retter der Nebenbahnen“

Der Schienenbus der Waggonfabrik Uerdingen („Uerdinger Schienenbus“) steht seit ca. 10 Jahren am Industriemuseum.

Das Industriemuseum hatte das Fahrzeug damals aus dem Bestand des Bahnhofsmuseums Borgholz erworben, das 2008 aufgelöst wurde.

Der Uerdinger Schienenbus wird im Volksmund auch als „Retter der Nebenbahnen“ bezeichnet.

Denn: Durch den kostengünstigen Betrieb mit dieselbetriebenen Fahrzeugen konnten Streckenstilllegungen verzögert oder verhindert werden.

Die Gedanken gehen aber schon weiter. „Wenn es zu schaffen ist, dann würden wir den Teckel gerne auch innen auf Vordermann bringen“, berichtet Döpp. Dann wäre der Schienenbus für Besucher endlich begehbar und könnte vielleicht sogar als kleines Café beim Tag der offenen Tür oder bei anderen Veranstaltungen auf dem Gelände genutzt werden. Die Ideengeber sind aber noch vorsichtig. Eine Innenrestaurierung kostet erheblich mehr Geld und was das Café betrifft, müsste noch geklärt werden, ob es dafür überhaupt die Genehmigung gibt. Daher belässt es Prof. Dr. Reinhard Döpp bei dieser Aussage: „Das können wir vielleicht noch zu einem späteren Zeitpunkt machen“.

Was die Kosten betrifft, möchte Döpp nicht viel sagen. Immerhin soviel: Einer Schätzung, dass das mit einer vierstelligen Summe nicht hinzubekommen ist, würde er jedoch nicht widersprechen.