Schwelm. Das Zassenhaus-Gelände in Schwelm werden sich Lidl und Aldi teilen. Das geht aus dem Verkehrsgutachten für den Ausschuss hervor.

Mit einem außerplanmäßigen Sitzungstermin für den Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung (AUS) eröffnet die Politik am 14. Januar den ersten Sitzungsreigen im neuen Jahr in Schwelm. Lediglich zwei Themen finden sich auf der Tagesordnung: Bebauungsplan Nr. 103 „Rathaus - Neue Mitte“ und FNP-Änderung Zassenhaus-Gelände in Kombination mit Bebauungsplan Nr. 106 „Zassenhaus-Gelände“. Damit sind die neuen Themen im politischen Jahr in Schwelm auch die alten Themen.

B-Plan Rathaus – Neue Mitte

Das Patrizierhaus (Bild) wird in diesem Jahr noch abgerissen, alle weiteren noch stehenden Brauerei-Immobilien bleiben erhalten.
Das Patrizierhaus (Bild) wird in diesem Jahr noch abgerissen, alle weiteren noch stehenden Brauerei-Immobilien bleiben erhalten. © WP | Bernd Richter

Mit der Neufassung des Aufstellungsbeschlusses sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Neubau des Schwelmer Rathauses auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei Schwelm geschaffen werden. Das städtebauliche Konzept sieht als zentralen Baustein die Errichtung eines maximal fünfgeschossigen Baukörpers (zuzüglich eines Untergeschosses) mit Flachdach vor, der zukünftig die Funktion des Rathauses erfüllt und neben den beabsichtigten Verwaltungseinrichtungen auch Flächen für Gewerbe und Einzelhandel vorhält. Der Bebauungsplan setzt in diesem Fall ein Kerngebiet (MK) fest, um die angestrebten Nutzungen planungsrechtlich realisieren zu können.

Der neue Baukörper für das Rathaus wird in der nördlichen Hälfte des Planungsbereiches errichtet und erhält einen großzügigen Vorplatz, der südlich an das Gebäude angrenzt. Durch Aufgreifen der Blockrandbebauung im Umfeld kann die Lücke zwischen Schulstraße und Neumarkt geschlossen und der Baublock zwischen Bismarckstraße, Neumarkt, Untermauerstraße und Schulstraße vervollständigt werden. Entlang der westlichen, östlichen und südlichen Plangebietsgrenzen werden die vorhandenen Verkehrsflächen beibehalten und entsprechend planungsrechtlich abgesichert. Die Gebäudehöhe variiert zwischen vier und fünf Geschossen, wobei zusätzlich ein Untergeschoss für eine Tiefgarage angelegt wird. Der fünfgeschossige Gebäudeteil entsteht im südlichen Bereich und fällt in Richtung Norden auf vier Geschosse ab, so dass ein Bezug und fließender Übergang zur nördlich angrenzenden Bebauung geschaffen werden kann. Das Dach des Gebäudes wird begrünt und leistet somit zukünftig einen Beitrag zur ökologischen Aufwertung des Standortes bzw. Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Ergänzend ist auf Teilflächen des Daches die Errichtung einer Photovoltaikanlage vorgesehen.

Der zweite Baustein des städtebaulichen Konzeptes befasst sich mit der bestehenden, denkmalgeschützten Bebauung längs der Brauereigasse/Schulstraße. Entlang der südlichen Plangebietsgrenze befinden sich zwei denkmalgeschützte Gebäude. Der westliche Baukörper, bestehend aus dem ehemaligen Sudhaus, Maschinenhaus und Kesselhaus der Brauerei, soll zukünftig einer neuen Nutzung zugeführt werden. Das östliche Verwaltungsgebäude, das sogenannte Patrizierhaus, wird aufgrund der schlechten Bausubstanz abgerissen. Das Gebäude gehört der Sparkasse. Sie wird es in ähnlicher Weise wieder aufbauen. Der Bebauungsplan setzt für diese Bereiche ebenfalls ein Kerngebiet fest. Wohnungen sind in diesem Bereich ausnahmsweise zulässig.

Unter Einhaltung aller gesetzlichen Fristen und der Annahme, dass während dieser Frist weder von der Öffentlichkeit noch von den Behörden planungsrelevante Stellungnahmen eingehen, welche die Planung grundlegend ändern würden, geht die Verwaltung davon aus, das im aktuellen Sitzungszug (AUS 12. Mai/Hauptausschuss 18. Juni/Rat 25. Juni 2020) der Satzungsbeschluss für den B-Plan „Rathaus – Neue Mitte“ gefasst werden kann.

Zassenhaus-Gelände

Der Zugang zum ehemaligen Zassenhaus-Gelände durch ein Tor ist mit einer Kette und einem Vorhängeschloss gesichert.
Der Zugang zum ehemaligen Zassenhaus-Gelände durch ein Tor ist mit einer Kette und einem Vorhängeschloss gesichert. © Bernd Richter | Bernd Richter

Ende 2004 hat die Firma Zassenhaus ihre Produktion von Kaffee- und Gewürzmühlen an der unteren Döinghauser Straße eingestellt. Seitdem herrscht auf dem Gelände stillstand. Die Scheiben an dem Bürogebäude sind längst eingeschmissen, das Dach einer Produktionshalle eingestürzt. Nun sollen Aldi und Co. dort für eine Belebung sorgen. Die im Rahmen der Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts erarbeitete Analyse hat u. a. aufgezeigt, dass der Großteil der vorhandenen Lebensmittelmärkte auf Schwelmer Stadtgebiet über eine nicht (mehr) zukunftsfähige Größe verfügt und sich am jeweiligen Standort nicht neu aufstellen kann. Um die bisherige flächendeckend vorhandene Nahversorgung nachhaltig zu sichern, soll das „Zassenhaus-Gelände“ als ergänzender Nahversorgungsstandort entwickelt werden und der Ansiedlung von bis zu zwei Discountern dienen. Den Weg frei für diese Pläne sollen die Änderung des Flächennutzungsplans dort und der Bebauungsplan Nr. 106 „Zassenhaus-Gelände“ machen.

Auch interessant

Die zukünftige Erschließung des Areals wird über die Viktoriastraße erfolgen. Der Knotenpunkt Viktoriastraße/Carl-vom-Hagen-Straße wird zum Kreisverkehr. Auf Grundlage einer Verkehrsuntersuchung sind die Experten zu diesem Vorschlag gelangt. Es gab eine Verkehrszählung. Am Knotenpunkt Viktoriastraße/Carl-vom-Hagen-Straße wurden in der Nachmittagsspitze 1.355 Kfz/Stunde und am Knotenpunkt Viktoriastraße/Potthoffstraße/ Schützenstraße 1.030 Kfz/Stunde gezählt. Zwischen den beiden erhobenen Knotenpunkten liegt die tägliche Verkehrsbelastung im Querschnitt der Viktoriastraße bei ca. 9.800 Kfz/24 Stunden.

Dem Verkehrsgutachten ist zu entnehmen, das auf dem Vorhabengrundstück die Ansiedlung von zwei Lebensmitteldiscountern (Lidl und Aldi) mit je einer Verkaufsfläche von 1.400 qm vorgesehen ist. Das Gutachterbüro, die Brilon Bondzio Weiser Ingenieurgesellschaft für Verkehrswesen mbH, hat das zusätzliche Verkehrsaufkommen berechnet und geht von zusätzlichen 2.285 Kfz-Fahrten pro Tag dort aus.

Auf dem ehemaligen „Zassenhaus-Gelände“ sind zwei Discounter geplant. Die gemeinsame Grundstückszufahrt ist an der Viktoriastraße vorgesehen. Besagter neuer Kreisverkehr würde den geregelten Verkehrsfluss Carl-vom-Hagen-Straße/Viktoriastraße sicherstellen.

Seit elf Jahren Thema

Auch interessant

Übrigens: Als 2008 das Thema Zassenhaus in der Politik aufschlug, sprachen die Projektentwickler ursprünglich von leichterem Gewerbe in Richtung Dienstleistung und Verwaltung mit eventuell kleineren Lagerflächen, die dort entwickelt werden könnten. Im östlichen Teil des Areals sollten sowohl Wohnungen als auch kleine, dem Wohnen zugeordnete Einzelhandelsgeschäfte entstehen. Für all diese Pläne ließen sich letztendlich keine Investoren finden, so dass eine Neuplanung mit neuen Ideen für die Fläche nötig wurde. Den Weg frei für die Ansiedlung der Discounter machte schließlich die Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts für Schwelm.