Schwelm. Heinz-Jürgen Lenz heißt der erste Schwelmer Bürgermeisterkandidat für die bevorstehende Wahl. Er stellt sich im Interview vor.

Nachdem Bürgermeisterin Gabriele Grollmann-Mock bereits vor Monaten mitgeteilt hatte, dass sie für eine zweite Amtszeit als Oberhaupt der Stadt Schwelm nicht zur Verfügung stehen wird, begannen die Schwelmer immer intensiver zu diskutieren. Wen schicken die Parteien in das Rennen um ihre Nachfolge? Wird es gemeinsame Kandidaten geben? Und falls ja: Wer verbündet sich im Kampf um den Chefsessel im Rathaus mit wem? Kurz nach dem Jahreswechsel lüften Grüne und CDU den ersten Vorhang: Gemeinsam wollen sie den aktuellen Schwelmer CDU-Ratsherren Heinz-Jürgen Lenz (58) zum neuen Bürgermeister der Kreisstadt machen.

Er muss sich noch dem Votum der Aufstellungsversammlungen von CDU und Grünen stellen, doch es wird wohl eine reine Formalität sein, dass schwarz-grün mit ihm in den Wahlkampf gehen werden. Die Aufstellungsversammlungen finden am Mittwoch, 15., und Freitag, 17. Januar, statt. „Wir haben viele wegweisende Projekte vor uns und glauben, dass Heinz-Jürgen Lenz für deren Umsetzung genau der Richtige ist“, sagt der Schwelmer CDU-Vorsitzende Matthias Kampschulte. „Wir haben keinen eigenen Kandidaten in unseren Reihen gehabt, der auf das Profil gepasst hätte, und die Gespräche haben schnell gezeigt, dass wir gemeinsame Ziele verfolgen“, ergänzt die Schwelmer Grünen-Vorsitzende Dr. Sabine Kummer-Dörner, die die Partei in der Kreisstadt gemeinsam mit Peter Stark führt.

Die Biografie des Heinz-Jürgen Lenz (58)

Heinz Jürgen Lenz ist am 3. Juni 1961 in Schwelm geboren, ledig, evangelisch und bis heute in der Kreisstadt wohnhaft.

Er wuchs in der Kirchstraße auf – also mitten im Stadtzentrum – ging in Schwelm zur Schule und hat seine Mittlere Reife an der Dietrich-Bonhoeffer-Realschule abgelegt.

1977 begann er seine Verwaltungstätigkeit als Beamtenanwärter beim Ennepe-Ruhr-Kreis, war dort bis 1980 tätig, bevor er 1981 zur Stadt Hagen und dort ein Jahr später ins Angestelltenverhältnis wechselte.

Seit 1987 ist er bei der Kreisverwaltung Mettmann tätig und leitet dort aktuell die Stabsstelle Statistik und Kreisentwicklung.

In der Politik seiner Heimatstadt ist das langjährige CDU-Mitglied seit dem Jahr 2010 aktiv – zunächst als langjähriger sachkundiger Bürger, seit den Kommunalwahlen 2014 als Mitglied des Rats der Stadt Schwelm.

In der Freizeit ist er Fußballfan, geht gern auf Reisen und beschäftigt sich mit überregionaler Politik.

Am Tage seiner Vorstellung spricht Heinz-Jürgen Lenz mit dieser Zeitung über Heimat, turbulente Zeiten in der Schwelmer Politik, die Herausforderungen in der Stadt Schwelm und warum er überhaupt Bürgermeister werden möchte.

Mit welchen Gefühlen haben Sie die Kandidatur zugesagt? Schließlich ist es als gemeinsamer Kandidat von CDU und Grünen durchaus realistisch, dass Sie diese Wahl am Ende auch gewinnen und sich Ihr Leben radikal ändert.

Heinz-Jürgen Lenz: Ich gehe diesen Weg, weil ich gewählt werden will. Wenn ich weiß, dass ich chancenlos bin, sind neun Monate Wahlkampf zu aufwändig. Man darf nicht unterschätzen, was dies für ein verantwortungsvolles Amt ist – sehr fordernd, politisch verantwortlich. Außerdem muss man die Menschen mitnehmen. Hier leben 30.000 individuelle Schwelmer, die ein Bürgermeister alle unter einen Hut bekommen muss. Das ist ein Mammutjob – vor allem in einer Stadt, in der Probleme nicht mit Geld gelöst werden können, weil es davon nicht viel gibt. Ich habe in dieser Konstellation mit den Grünen aber sofort gemerkt, dass die Chemie stimmt und will im Falle einer Wahl große Mehrheiten und Konsenslösungen herbeiführen.

Was bedeutet Schwelm für Sie?

Schwelm ist mein Geburtsort, hier bin ich in der Kirchstraße aufgewachsen. Ich habe die Stadt im Wandel erlebt, habe auf dem Grundstück, wo heute das Kreishaus steht, Räuber und Gendarme gespielt. Die soziale Kontrolle funktionierte damals hervorragend. Als ich schließlich beruflich in den Kreis Mettmann gegangen bin, hat sich die Wahrnehmung meiner Heimat zu einer Schlaf- und Einkaufsstadt hin verschoben. Mit meinem Eintritt in die Politik habe ich die Themen dann aber wieder ganz anders, intensiver wahrgenommen.

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Warum sind Sie in die Politik gegangen?

Ich bin schon sehr lange in der CDU habe ein ganzes Berufsleben lang Verwaltungserfahrung. Wenn man dann zu Versammlungen geht, wird man spätestens nach der dritten gefragt, ob man nicht fest mitmachen möchte. Plötzlich war ich mittendrin.

Was sind die drei großen Herausforderungen für die Stadt Schwelm in der kommenden Wahlperiode?

Vorweg ganz klar: Rathaus, Kulturgebäude und das Kesselhaus. Die Menschen würden es uns sehr übel nehmen, wenn sich da nichts tut. Das B-Plan-Verfahren und die Ausschreibungen laufen. Jetzt wird es Zeit, dass die Bagger kommen. Nummer zwei ist das ISEK mit der gesamten Entwicklung der Schwelmer Innenstadt. Es gibt einen riesigen Strauß an Maßnahmen, jetzt müssen wir schauen, in welcher Reihenfolge wir sie abarbeiten. Mir liegt vor allem das Thema Verkehr am Herzen. Wir brauchen gute Lösungen auch für ein Parken in der Innenstadt, für ein hohes Maß an Attraktivität. Als Drittes sehe ich die Querschnittsaufgabe der nachhaltigen Stadtentwicklung inklusive der großen Klimadebatte aber auch mit Blick auf eine zukunftsfähige IT.

Wie wollen Sie die Menschen auf diesem Weg mitnehmen?

Durch Überzeugung und nicht durch Verbote. Ich kann keinem sein Auto wegnehmen, ohne eine vernünftige Alternative zu bieten. Bleiben wir beim Beispiel Verkehr. Ich bin davon überzeugt, dass Individualverkehr weiterhin sehr wichtig sein wird. Also müssen wir mit Blick auf neue Techniken Lösungen anbieten.

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Wie sehen Sie mit ihrem Einblick als Politiker und dem Auge des Verwaltungsexperten die Schwelmer Stadtverwaltung aufgestellt?

Ein abschließendes Urteil erlaube ich mir erst, wenn ich in der Verwaltung bin und mir Dinge direkt ansehen und anhören kann. Wir führen in der Politik einmal im Jahr zu den Haushaltsberatungen Personaldebatten. Da geht es um das Schaffen und Streichen von Stellen. Wir haben aber eine ganz andere Herausforderungen: Wir können Stellen schaffen wie die Weltmeister, wir werden als 30.000-Einwohner-Stadt nicht gegen Verwaltungen beispielsweise aus Düsseldorf konkurrieren können. Kennen Sie jemanden, der sich mit Bauen auskennt? Den nehmen wir in Schwelm sofort. Wir benötigen ein tragfähiges Personalwirtschaftskonzept und müssen das Thema Ausbildung mehr in den Fokus rücken, damit wir unsere eigenen Nachwuchskräfte heranziehen.

Es gibt viele Bereiche, wo man ansetzen kann.

Welche sind das?

Zum Beispiel, dass wir eine Feuerwache auch deshalb dringend benötigen, damit sich Feuerwehrleute überhaupt bei uns bewerben. Oder der hohe Anteil an Langzeiterkrankten. Oder die Tatsache, dass das Bürgerbüro immer wieder aus personellen Gründen samstags geschlossen hat. Das ist nicht gut für die Beschäftigten. Sie müssen sich wohl fühlen, wenn sie zur Arbeit gehen. Wir stehen in einer großen Konkurrenz um die fähigen Leute.

Was möchten Sie den Schwelmern im Wahlkampfjahr mit auf den Weg geben?

Dass ich anstrebe, wenn ich die Wahl gewinnen sollte, nicht für die CDU und die Grünen, sondern alle Schwelmer da zu sein. Ich möchte sehr offen kommunizieren, Dinge in Schwelm auf den Weg bringen und die richtigen Entscheidungen für unsere Stadt treffen.