Schwelm. Die Stadt Schwelm hat mit dem Arbeitskreis Kluterthöhle einen Vertrag über wissenschaftliche Arbeiten in Schwelmer Höhlen geschlossen.
Die Stadt Schwelm möchte künftig die auf ihrem Gebiet liegenden Höhlen und sonstigen Karsterscheinungen vermessen und wissenschaftlich erforschen. Dabei setzt sie weiterhin auf die Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Kluterthöhle (AKKH). Nun haben Vertreter von Stadt und Arbeitskreis diese Kooperation mit dem Abschluss eines öffentlich-rechtlichen Vertrags besiegelt. Gleiches gilt für den Ausbau des Radwegs „Unter dem Karst – von der Ruhr zur Wupper“.
Einstimmig gab die Politik in der jüngsten Sitzung des Schwelmer Stadtrats grünes Licht für den Vertragsabschluss zwischen der Stadt und dem gemeinnützigen Verein aus Ennepetal. Damit hat der Arbeitskreis die Erlaubnis, die auf dem Gebiet der Gemeinde Schwelm liegenden Höhlen und sonstigen Karsterscheinungen zu betreten, um sie zu vermessen und in sonstiger Weise wissenschaftlich zu erforschen. Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass hierbei die Belange des Natur- beziehungsweise des Landschafts- und Denkmalschutzes vertreten und die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen beachtet werden.
Das Ennepetaler Modell in der Höhlenforschung
„Die Höhlenforscher des Arbeitskreises Kluterthöhle haben schon vor etlichen Jahren eine Arbeitsweise entwickelt“, heißt es auf der Internetseite des Vereins. Diese sei mittlerweile in ganz Deutschland als das Ennepetaler Modell bekannt geworden und werden vielfach nachgeahmt.
Konkret geht es darum, mit dem Besitzer einer Höhle einen Betreuungsvertrag abzuschließen. Dieser Vertrag regelt Dinge wie den Höhlenschutz, die Sicherungspflicht, die Forschungserlaubnis und anderes. „Die Verträge sind von Vorteil für alle drei beteiligten Parteien, den Besitzer, die Höhlenforscher und natürlich die Höhle selbst“, schreibt der Arbeitskreis.
Früher sei Höhlenforschung vielfach eine Tätigkeit gewesen, die am Rande oder sogar außerhalb der Legalität abgewickelt worden sei.
Die Stadt Schwelm erhofft sich, dass die Kooperation die Bedeutung der naturkundlichen Besonderheiten und den Schutz von Naturdenkmälern auf dem Gebiet der Stadt Schwelm hervorhebt. „Vielleicht erlangen wir so zum Beispiel auch Erkenntnisse, um neue Fledermausquartiere zu finden“, sagt Schwelms Bürgermeisterin Gabriele Grollmann-Mock. Im AKKH sieht sie einen geeigneten Partner. Die Rede ist von einer bislang „langjährigen erfolgreichen und vertrauenswürdigen Zusammenarbeit“.
Auch vonseiten des Arbeitskreises ist die Freude groß. „Gerade Schwelm hat viele Karstphänomene“, sagt Stefan Voigt, Höhlenforscher und Vorsitzender des Arbeitskreises Kluterthöhle. Der Verein betreut die in der Kreisstadt liegende Erlenhöhle schon seit Jahren. Die Schwelme selbst sei eigentlich ein Karstfluss, fügt Voigt hinzu.
Bewährte Arbeitsweise
Gabriele Grollmann-Mock wirft vor diesem Hintergrund die Idee in den Raum, die Schwelme im Zuge des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts „Neue Mitte“ in der Innenstadt wieder sichtbar zu machen. „Vielleicht können die Ergebnisse aus der Forschung des Arbeitskreises dabei verwendet werden“, schlägt sie vor. Kooperationen wie diese würden unter Umständen zunächst ungewöhnlich wirken, so Grollmann-Mock. „Hier übernimmt ein Verein hoheitliche Aufgaben einer Kommune“, erklärt die Bürgermeisterin, was sie damit meint.
Für den Arbeitskreis ist das ein bewährtes Modell. Er hat bereits ähnliche Kooperationen mit umliegenden Städten. Eine davon gibt dieser Art Vertrag sogar einen Namen. In der Höhlenforschung ist sie laut AKKH als das Ennepetaler Modell bekannt. „Wenn alle an einem Strang ziehen, ist das für alle das Beste, um Konflikte zu vermeiden“, weiß Stefan Voigt aus Erfahrung.
Erfahrung, die auch beim Ausbau des regionalen Radwegs „Unter dem Karst – von der Ruhr zur Wupper“ helfen sollen. Hierbei geht es um drei Kilometer zwischen dem S-Bahnhof Gevelsberg-West und dem Gelände von Schrott Eckhardt in Schwelm. Für Radfahrer wird es der lang ersehnte Lückenschluss zwischen dem Radweg, den Straßen.NRW von Wetter-Wengern bis Gevelsberg-West baut, und der Nordbahntrasse.
Ehemalige Bahntrasse
Ein Teilstück dieser Strecke gehört Stefan Voigt (wir berichteten mehrfach). Herzstück ist der Tunnel auf Schwelmer Stadtgebiet. Mit Gevelsberg wurde bereits ein Vertrag über die Nutzung der ehemaligen Bahntrasse geschlossen. Die Stadt darf den Radweg auf dem Grundstück von Stefan Voigt bauen, ohne ihm einen Cent zu zahlen.
Mit einer Bedingung: „Der Eingriff in die Natur muss so gering wie möglich sein“, sagte Voigt damals im Gespräch mit dieser Zeitung. Nun hat er das entsprechende Schriftstück auch mit der Stadt Schwelm unterzeichnet. Während es in Gevelsberg mehr um Naturschutz geht, stehen auf Schwelmer Gebiet die geologischen Formationen im Mittelpunkt. „Wir erfüllen mit diesem Vertrag zwei Anliegen, das der Höhlenforscher und der Naturschützer“, betont Wilfried Guthier, Fachbereichsleiter Planen und Bauen bei der Stadt Schwelm. „Wir greifen so wenig wie möglich in die Natur ein und schaffen einen Radweg.“
Förderanträge gestellt
Die Stadt Gevelsberg hat Planungskosten in Höhe von 150.000 Euro in den Haushalt eingestellt und für das Jahr 2020 Baukosten in Höhe von einer Million Euro. Die Schwelmer Verwaltung geht von Kosten auf ihrem Stadtgebiet in Höhe von 1,5 Millionen Euro aus. Weil Schwelm und Gevelsberg den Radweg gemeinsam bauen, haben auch beide Kommunen bereits einen Förderantrag im Programm „Nahmobilität“ bei der Bezirksregierung Arnsberg gestellt. Wenn die Förderung bewilligt wird, sind bis zu 70 Prozent der Kosten förderfähig. Niklas Lippki, Leiter der Stadtplanung im Fachbereich Planen und Bauen bei der Stadt Schwelm, erklärt, dass die Stadt bereits die Erlaubnis bekommen habe, förderunschädlich zu beginnen. 2020 soll der Radweg laut Bürgermeisterin Gabriele Grollmann-Mock fertig werden.