Gevelsberg. Klaus Löbbe eröffnet 1985 seine Vinothek und führt sie, mit einer kurzen Unterbrechung, bis heute. Er weiß, was den Gevelsbergern schmeckt.

„Wein wird nicht nur an Feiertagen serviert. Wein wird zu jeder Zeit getrunken“, sagt Klaus Löbbe. Seit fast 35 Jahren betreibt er einen Weinhandel und weiß, was den Gevelsbergern schmeckt. Für ihn sei es nicht nur ein Beruf, sondern ein Hobby. „Sonst würde ich als fast 79-Jähriger auch nicht mehr im Laden stehen“, sagt er und lacht. Wenn er etwas macht, dann ganz oder gar nicht. Nicht nur als Weinhändler, sondern auch als langjähriger VdK-Vorsitzender und als Familienmensch. Mit seiner Renate feierte er jetzt Goldhochzeit. Für ihn steht fest: „Ohne sie könnte ich das alles nicht machen.“

Aus der ehemaligen Bäckerei haben Klaus und Renate Löbbe ihre Vinothek gemacht.
Aus der ehemaligen Bäckerei haben Klaus und Renate Löbbe ihre Vinothek gemacht. © WP | Carmen Thomaschewski

In der Gaststätte Mühlenhämmer verliebte er sich in die lebenslustige Frau an seiner Seite. Nebenan hatte ihr Vater seine Bäckerei und Konditorei. Heute haben die Löbbes dort ihre Vinothek eingerichtet. Aus den Räumen der Gaststätte, Renate Löbbes Elternhaus, ist nach der Schließung und einem Umbau ein Zuhause geworden. Ihr Lebensmittelpunkt im Zeichen des Genusses.

„Wein ist das schönste Getränk auf der Welt“, sagt Löbbe und betont: „Aber nur, wenn der Winzer ihn wirklich gut macht.“ Er erkennt, was gut ist, weiß, worauf es ankommt und schaut sich jedes Weingut an, bevor er die Flaschen nach Gevelsberg holt. Gepanschte Weine kommen nicht in sein Haus, nur natürliche und gute Produkte, reine Weine, die er probiert hat und guten Gewissens verkaufen kann.

Für jeden Geschmack und jeden Preis

350 bis 400 verschiedene Sorten bietet er in seinem Weinladen an der Mühlenstraße 45a an. Früher seien es mehr gewesen, doch er könne nicht mehr so wie früher, müsse kürzer treten und sich beschränken. Von 3,99 Euro bis mehr als 100 Euro, von rot bis weiß, von jung bis jahrzehntealt: Wer etwas bestimmtes sucht, der wird hier garantiert fündig.

Klaus Löbbe weiß, welcher Wein zu welcher Speise passt, dass durchaus auch mal ein Rotwein zu einem Fisch serviert werden kann. „In meiner Prüfung wäre ich mit dieser Aussage allerdings durchgefallen“, damals galt, dass nur ein Weißwein die richtige Wahl sei. Löbbe ist eigentlich gelernter Großhandelskaufmann. Schon während seiner Lehre merkte er aber, was er wirklich sein wollte: Weinhändler. Er sattelte den Weinkaufmann drauf, arbeitete auf verschiedenen Weingütern und in einer Sektkellerei, wurde zum Sommelier (Weinschenk) ernannt und machte sich 1985 selbstständig.

„Ich habe das Handwerk von der Pike auf gelernt“, sagt er und beginnt zu erzählen. Von den 8000 verschiedenen Rebsorten alleine in Deutschland, von den 800 verschiedenen Nuancen, die die menschliche Nase erriechen kann. Bei einem Riesling müsse der Apfel zu erkennen sein, beim Merlot eine leichte Vanillenote. „Wenn man einmal den Geruch in der Nase hatte, weiß, was es ist, dann erkennt man ihn immer wieder.“ Eine Eigenschaft, die ein guter Weinhändler mitbringen muss. Klaus Löbbe berichtet von einem Winzer in Südtirol, der seinen Wein in Tonfässern unter der Erde lagert. Und er könnte noch viel mehr über den Wein und seine Geschichte erzählen. „Das Wichtigste bei allem ist aber der Geschmack, darauf kommt es an.“

350 bis 400 verschiedene Sorten sind in dem Weinhandel an der Mühlenstraße 45 a erhältlich – in verschiedenen Preisklassen.
350 bis 400 verschiedene Sorten sind in dem Weinhandel an der Mühlenstraße 45 a erhältlich – in verschiedenen Preisklassen. © WP | Carmen Thomaschewski

Im Winter kommen eher die Rotweine auf den Tisch. Bei schwerem Essen, eher schwere Weine. Zu Karneval sind es die leichten Weine, „man will ja noch länger etwas von dem Abend haben“, im Sommer seien es eher die Rosé-Weine. Zu jedem seiner Weine hat der Weinhändler aus Leidenschaft ein Exposé erarbeitet. Schreibt dort von Zucker- und Säuregehalt, der Bodenbeschaffenheit und präsentiert ein passendes Kochrezept. Er bietet Weinproben an, organisiert kleinere Veranstaltungen. In Köln redete er vor 600 Weinfreunden, heute sind es eher sechs, „mir ist das mittlerweile lieber“. Der Weinguru von der Ennepe wird er genannt. Damit könne er leben, sagt er und lacht. Was ihm nicht schmeckt, sind überteuerte Preise. Ein guter Wein müsse nicht zwangsläufig teuer sein. „Er muss gut und bezahlbar sein.“

Weinguru von der Ennepe

Nach dieser Prämisse handelt er auch beim VdK, dem er seit 24 Jahren vorsitzt. Bei der Planung der Fahrten und Veranstaltungen, bei den Angeboten. Deutschland werde immer ärmer, die Menschen immer schneller krank, sagt er. Um so wichtiger sei es, Hilfe zu leisten, sozial miteinander umzugehen, viele an den Angeboten teilhaben zu lassen.

Fast 900 Menschen sind dem Ortsverband in Gevelsberg angeschlossen, und es werden immer mehr. Für die Rechtsberatung sei der Kreisverband zuständig, für alles andere Löbbe. Immer an seiner Seite seine Frau Renate. Sie ist gelernte Sparkassenangestellte, arbeitete lange Zeit im Forstamt und unterstützt nun ihren Mann ganz und gar. Einmal dachte er allerdings ans Aufhören, gab sein Lebenswerk in jüngere Hände. „Das hat aber nicht funktioniert“, sagt er und kehrte zurück in seine Vinothek. Weil er nicht anders kann, weil er es nicht anders will. Weil ein guter Wein immer das Richtige für einen ist.