Schwelm. Lange haben Gutachter um die Sanierung des Patrizierhauses gestritten. Jetzt steht fest: Fachwerkhaus in Schwelm wir abgerissen und neu gebaut.

Die Städtische Sparkasse zu Schwelm darf ihr Patrizierhaus abreißen. Schwelms Beigeordneter Ralf Schweinsberg überbrachte am Dienstag den Vorständen Michael Lindermann und Johannes Schulz die „denkmalrechtliche Erlaubnis“, was einer Abrissgenehmigung gleichkommt. Damit hat der Gutachterstreit der vergangenen Monate ein Ende gefunden.

Ein erster Planentwurf von Architekt Klaus Lange zeigt, wie das neue Patrizierhaus am Bürgerplatz einmal aussehen könnte.
Ein erster Planentwurf von Architekt Klaus Lange zeigt, wie das neue Patrizierhaus am Bürgerplatz einmal aussehen könnte. © WP | Bernd Richter

Denn nicht die Handwerker, sondern die Fachleute der Unteren Denkmalbehörde im Rathaus, der Oberen Denkmalbehörde in Kreishaus und des LWL in Münster bestimmten seit Mai das Geschehen in dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Brauerei am Bürgerplatz. Wegen bis zuletzt kontroverser Auffassungen über den Erhaltungszustand des Fachwerkhauses und möglicher Sanierungsmaßnahmen hatte die Sparkasse als Eigentümerin im Frühjahr eilig die Reißleine gezogen und alle Arbeiten einstellen lassen. Zu diesem Zeitpunkt war bereits die Ausführungsplanungen für eine Sanierung und den Umbau der Immobilie weit fortgeschritten, beispielsweise die Gewerke für eine Erneuerung des Dachstuhls und der Fassade waren bereits vergeben. Die Kosten für Gebäudesicherungsmaßnahmen und die Gutachten belaufen sich allein auf fast 100.000 Euro.

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Die vergangenen Monate nutzten die heimischen Denkmalpfleger und der LWL die Zeit, ihre Meinungen auszutauschen. Dabei blieb es bis zum jüngsten Gespräch in der vergangenem Woche. Überzeugt von den Argumenten des jeweils anderen wurde zum Schluss niemand. „Bis zuletzt wurde durch den LWL das sogenannte Benehmen nicht hergestellt“, spricht Ralf Schweinsberg von einem zuletzt „angespannten Verhältnis“, die Landes-Denkmalschützer haben auf die Anrufung der zuständigen Ministerin in Nordrhein-Westfalen verzichtet, die einen Abriss hätte verhindern können.

Damit ist der Weg frei für einen Neubau am Bürgerplatz. Der soll in den kommenden Monaten im Stil des alten Patrizierhauses hochgezogen werden. Architekt Klaus Lange hat bereits einen Vorentwurf angefertigt, es handelt sich um ein dreigeschossiges Gebäude ohne Keller mit einer Schieferverkleidung und mit einem Satteldach. Der Bau ist allerdings in Massivbauweise geplant und nicht als Ständerwerk, die Fassade wird wieder verschiefert.

Pilze und Ungeziefer haben die Eichenbalken des Denkmals marode werden lassen.
Pilze und Ungeziefer haben die Eichenbalken des Denkmals marode werden lassen. © WP | Bernd Richter

Voraussichtlich noch in diesem Jahr wird der Abrissbagger am Bürgerplatz anrücken. Für den Abriss setzt Architekt Lange 14 Tage an, für den Neubau rechnet er mit einer Bauzeit von 15 Monaten. Erklärtes Ziel der Sparkasse ist es, zu ihrem 175-jährigen Jubiläum im Jahr 2021 mit seinem Immobilien-Center und der hauseigenen Provinzialagentur in den Neubau einzuziehen. Ursprünglich sollte die Sanierung des Patrizierhauses 2020 abgeschlossen sein. Durch die denkmalrechtliche Klärung hat sich das Projekt verzögert und um rund 300.000 Euro verteuert. Die Sparkasse rechnet nun mit Baukosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Dazu müssen noch die Kosten für den Erwerb der Immobilie gerechnet werden. Übrigens soll neues Heiztechnik das neue Patrizierhaus erwärmen. Die Sparkasse lässt den Einsatz einer Brennstoffzelle rechnen.

„Es ist schade, dass die alte Bausubstanz verloren geht. Wir hätten das Patrizierhaus gerne erhalten. Doch laut Gutachter sind 80 Prozent der Bausubstanz geschädigt. Selbst nach einer Sanierung können die Fachleute nicht die Gewährleistung für gesundes Wohnen und gesunde Arbeitsverhältnisse übernehmen“, so Michael Lindermann.

Bausubstanz zu 80 Prozent geschädigt

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Abriss und Neubau des Patrizierhauses sind die logische Konsequenz aus dem Gutachten, das der Holzsachverständige Tobias Dropmann-Fischer vorgelegt hatte. Demnach sind mehr als 80 Prozent der Eichenbalken von Pilzen und Ungeziefer befallen, die Balkenkonstruktion ist in ihrer Tragfähigkeit stark geschädigt. Das Haus ist deshalb zurzeit in allen Etagen mit Stahlstützen stabilisiert worden.

„Das ist der erste Kick-off für die neue Mitte Schwelm, das erste sichtbare Zeichen für den Innenstadtumbau“, sagt Ralf Schweinsberg und wagt schon einmal einen weiteren Ausblick. Mit dem ersten Spatenstich für das neue Kulturzentrum an der Römerstraße rechne er zu Ostern.