Gevelsberg. Der Feinkostladen Hedtstück wird in Gevelsberg in der vierten Familiengeneration geführt: In diesem Jahr wird der 111. Geburtstag gefeiert.

„Essen und Trinken mag jeder“, sagt Sebastian Hedtstück. Er weiß, wovon er spricht. Menschen mit feiner Kost zu versorgen, ist sein Geschäft. Und das führt er bereits in der vierten Familiengeneration. Seit 111 Jahre behaupten sich die Hedtstücks mit ihrem Lebensmittelladen erfolgreich gegen die übermächtige Konkurrenz der Discounter.

„Wir wollen gar nicht in Konkurrenz treten“, sagt Sebastian Hedtstück, „wir wollen daneben bestehen.“ Mit besonderen Produkten, ausgewählten Waren, die nicht überall erhältlich sind, mit Qualität und Vertrauen. Und deshalb habe der Feinkostladen an der Mittelstraße auch die „Aldisierung“ überstanden, wie Horst Hedtstück das Aufkommen der Discounter nennt.

Karl-Otto Hedtstück im jahr 1931 vor seinem Geschäft an der Mittelstraße 52.
Karl-Otto Hedtstück im jahr 1931 vor seinem Geschäft an der Mittelstraße 52. © WP | Privat

Es habe mal eine Zeit gegeben, vor Aldi und Co., da gab es in Gevelsberg 27 Lebensmittelläden und 16 Obst- und Gemüsehändler. „Nur noch wir sind übrig geblieben“, sagt er und zitiert seinen Großvater, den Gründer des Geschäftes Hedtstück: „Handel ist Wandel.“

Ein Sprichwort, das auch heute noch gilt, wenn man erfolgreich einen Laden betreibt. So ist es gekommen, dass Horst Hedstück 1996 die Markthalle eröffnete, mit dem Bäcker Bahr, Gemüsehändler Albrecht und dem Metzger Ellinghaus. „Hier gibt es alles, was man bracht“, sagt er und erklärt, dass er einen Aldi noch nie betreten habe.

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Der nächste Trend gehe in Richtung Gastronomie vor Ort. Die Sitzecke wird gerade gestaltet, mit einem Bild aus den Zeiten seines Vaters. Horst Hedtstück erinnert sich daran, wie sein Vater der Erste in der Stadt war, der Tiefkühlkost angeboten hatte. Den Spinat brachte er blechweise nach Hause. „Wir haben den dann mit dem Hammer zerkleinert und in Tüten portioniert.“ Die Feinkost rückte zu dieser Zeit in den Hintergrund, Horst Hedtstück sah darin aber die Zukunft und erweiterte später das Geschäft, um eine große Bedientheke einzurichten für ganz besondere Wurstwaren.

Hier ist die Mittelstraße 52 im Jahr 1956 zu sehen.
Hier ist die Mittelstraße 52 im Jahr 1956 zu sehen. © WP | Privat

Nach Feierabend kloppten er und Peter Arndt die Steine für den Durchbruch zur Wohnung von Arndts Großeltern, die hinter dem Geschäft lag. „Peter Arndt ist bei uns seit 47 Jahren beschäftigt“, sagt Horst Hedtstück. Alles begann aber mit seinem Opa Otto Hedtstück im Jahr 1908. Der hatte bei Winkelmann seine Ausbildung zum Lebensmittelkaufmann abgelegt und sich danach direkt gegenüber mit seinem eigenen Lebensmittelladen selbstständig gemacht – an der Mittelstraße 28, dort, wo heute Pieper ist. 1920 folgte der Umzug in die Mittelstraße 52, dort, wo der Feinkostladen auch heute noch beheimatet ist. 1947 übernahm Karl-Otto das Geschäft, 1976 trat Horst in seine Fußstapfen.

„Lebensmittelkaufmann ist der geilste Beruf überhaupt“, sagt Horst Hedtstück und lacht. Der Kontakt mit den Kunden, die Gespräche, und die Reisen zu den Herstellern der vielen Produkte. Denn es sei wichtig zu wissen, wo die Lebensmittel herkommen, erklärt Horst Hedtstück. Es sei kein Tag vergangen, an dem er nicht gerne den Laden aufgeschlossen habe.

Der Blick auf die Mittelstraße 28, dort, wo heute Pieper ist, aus dem Jahr 1908, dem Jahr als Hedtstück gegründet wurde.
Der Blick auf die Mittelstraße 28, dort, wo heute Pieper ist, aus dem Jahr 1908, dem Jahr als Hedtstück gegründet wurde. © WP | Privat

Mittlerweile hat sich der 70-Jährige aus dem Geschäft zurück gezogen, 2012 übernahm Sohn Sebastian. Und auch er ist sich sicher, dass sein Geschäft Zukunft hat.

„In Zeiten der Lebensmittelskandale achten die Menschen wieder mehr darauf, was gegessen wird, auf Qualität.“ Hier gebe es nichts Aufgetautes oder Altes, versichert Sebastian Hedtstück. „Dafür um so mehr Besonderes, was nicht jeden Tag auf den Tisch kommt.“