Ennepetal. Der Ennepetaler Arzt Roman Kruzycki hat den Westen der USA bereist. In einer Ausstellung zeigt es 55 seiner besten Fotos.
Roman Kruzycki zeigt auf den Monitor seines Computers und sagt: „Das ist mein Weltwunder“. Er hat es entdeckt beim Besuch des Antelope Canyon in Arizona (USA). Er hat das unsagbar schöne Farben- und Lichtspiel mit der Kamera festgehalten, nicht einfach geknipst, sondern mit Hilfe eines Stativs ins Fließen gebracht. Bald ist das „Weltwunder“ mit weiteren 55 Aufnahmen von der Reise durch den „Wilden Westen Amerikas“ zu sehen in seiner Chirurgischen Praxis in der Königsberger Straße 66 in Voerde. Am 16. und 17. November lädt er zum letzten Male in dieser Form in seine Praxis ein, denn der Arzt geht in einigen Wochen in den Ruhestand und übergibt seine Praxis an einen Fachkollegen.
Erlös geht an „VoerderLeben“
An den beiden Tagen, jeweils von 10 bis 14 Uhr, sind die Reiseerlebnisse auf den Spuren Winnetous auf Fotos zu sehen. Das Ehepaar Kruzycki reiste mit Freunden aus Ennepetal, erlebte im Westen der Staaten „unterschiedliche Städte, verschiedene Menschen, wie sie heute leben und wunderbare Landschaften, die in unseren Erinnerungen für immer bleiben werden“, heißt es im einladenden Flyer. Und wie bei allen Ausstellungen in der Praxis wird durch Bilderverkauf wieder eine heimische Organisation finanziell unterstützt. „Diesmal wird es der Verein ,VoerderLeben’ sein, der sich um die Weihnachtsbeleuchtung kümmert“, kündigt Roman Kruzycki an.
Der Arzt hat dann 30 Veranstaltungen durchgeführt. In seinen Praxisräumen stellte er heimische Künstler vor u. a. Ilse von Sivers, Markus Nottke, Johannes Dennda und Mietje Dicke, unterstützte Schülerprojekte und war immer hilfreich, wenn es galt, der Kunst einen Platz zu geben. Er selbst stellte eigene Fotoarbeiten aus, auch im Helios-Klinikum in Schwelm, zweimal in der Sparkassenhauptstelle in Milspe und bei der Ärztekammer in Münster. Er winkt ab, wenn man ihn als Fotokünstler bezeichnet, dabei sind seine Fotos etwas Besonderes. Unvergessen ist seine Bilderserie „Kunst trifft Industrie“, eine Hommage an das Ruhrgebiet. In der Serie „Stadtmusikanten“ erkennt man die Empathie des Fotografen. Bei den Fotos unter dem Titel „Wie schön ist Polen“ zeigt er die große Kultur seines Heimatlandes. Erinnert sei auch an die „Füchse“, die in Ennepetal vielerorts zu sehen sind und alle ein eigenes Gesicht haben. Er fotografierte sie mit einem gewissen Schalk.
Roman Kruzycki entdeckt Dinge, die die meisten Menschen als Passant oder Spaziergänger nicht beachten. Er dokumentiert die Schönheit im täglichen Leben. Wer bei Veranstaltungen den Mann mit der Kamera erlebt, glaubt, er habe eine „Spürnase“ für jetzt gleich anstehende Ereignisse vor sich. Roman Kruzycki steht richtig, wenn beim Fassanstich zur Voerder Kirmes das Bier nur so spritzt und schäumt, und die Bürgermeisterin eine Dusche abbekommt. Oder als bei der Kürung eines Ehrennachtwächters in der Scheune des Gutes Braband eine Flasche Wacholder zu Boden fiel. Roman Kruzycki hatte mit seiner Kamera alles eingefangen, auch die verdutzten Mienen der Beteiligten.
Er hat das Glück des Fotografen, dazu gehören großes Wissen und eine gehörige Portion Leidenschaft. Das ist in Vereinen und Organisationen bekannt. Sie bitten ihn, bei Ereignissen mit der Kamera dabei zu sein. Sie wissen auch, dass die Familie Kruzycki in Ennepetal heimisch geworden ist, ja sogar eine neue Heimat gefunden hat. Der Heimatverein Voerde ehrte den Arzt ganz besonders: Ehrennachtwächter wurde er. Ganz ohne Kritik wurde der Mann aus Polen gewählt.
Seit 1981 lebt Roman Kruzycki in Deutschland. In Grünberg an der Oder (polnisch Zielona Gora) erblickte er das Licht der Welt. Als Kind erhielt er von seinem Vater eine Kamera, eine schlichte Agfa Clack, mit der man, wenn man Glück hatte, ganze neun Bilder machen konnte. Der junge Roman besuchte mit dieser Kamera einen Park, in dem Lamas lebten. Er fotografierte sie und stellte später fest, dass auf allen Fotos in der Mitte des Bildes der Balken eines Zauns zu sehen war. Roman Kruzycki lacht, als er die kleine Geschichte erzählt. Nichtsdestotrotz wurde beim Lama-Gucken sein Interesse für die Fotografie geweckt. Später als Student hatte er ein eigenes Schwarz-Weiß-Labor, und er experimentierte auch. „Fotos am Computer bearbeiten, das mache ich aber nicht!“ erzählt er. Alle Fotos speichert er auf der Festplatte, und er weiß genau, wo sie dort zu finden sind.
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Bevor die Familie Kruzycki vor 19 Jahren nach Ennepetal zog, wohnte sie in Volmarstein. Roman Kruzycki legte dort einen Weinberg an. Die Zeitungen berichteten darüber. Der Arzt wird ernst, als er sagt: „Wir waren in Volmarstein wohl nicht so willkommen. Eine gute Nachbarschaft gab es nicht!“ Er vermutet, dass die Religion eine Rolle spielte. „Wir sind katholisch.“ Ganz anders sei das in Ennepetal. „Schon beim Einzug in die Schmiedestraße wurde uns von dortigen Bewohnern Hilfe angeboten und schnell gehörten wir zur Nachbarschaft. Gemeinsam haben wir Straßenfeste gefeiert“, erzählt Roman Kruzycki und sagt; „Wir fühlten uns hier sofort willkommen und sehr wohl.“